Kodezeichen Großer Bär
den Kleinen an. Er schüttelte kaum merklich den Kopf. Also wurde er mit den Tastversuchen nicht belästigt!
Bei mir sah die Geschichte etwas weniger plausibel aus.
Ich hatte mich bei unseren Medizinern erkundigt, ob das labile Nervensystem eines Süchtigen als Entschuldigung herhalten könne. Für einen solchen Fall lagen keine praktischen Erfahrungen vor. Unsere Ärzte hatten weder bejahen noch verneinen können. Die meisten waren aber der Ansicht gewesen, eine Morphinsucht könnte das eigentlich nicht verhindern.
Ich befand mich also in einer zwielichtigen Situation, zumal wir nicht wußten, wie Sherman Dolveti auf die Geistesimpulse des sogenannten Esquire reagiert hatte.
Mir war die Erleuchtung vor einigen Stunden gekommen. Ein Detektorverhör konnte winzige Veränderungen in der Zellstrahlungs-Frequenz bewirken, was in erster Linie für die empfindlichen Zellen der grauen Rinde zutraf.
Ich hatte in der Offizierskantine über starke Kopfschmerzen geklagt. Nun, da wieder ein geistiger Angriff erfolgte, ging ich augenblicklich zum Gegenschlag über.
Meinetwegen konnte der Unbekannte mißtrauisch werden, solange er Lust und Laune hatte. Er durfte nur nicht zu der klaren Erkenntnis kommen, daß hier etwas nicht stimmte!
Ich wedelte Hannibals Zigarettenqualm vor meiner Nase weg, riß den Kragen auf und ließ mich in den Sessel zurückfallen.
»Hör auf mit der Raucherei«, stöhnte ich. »Mensch, mir wird schon wieder so übel! Ein verteufeltes Gefühl. Mir ist, als müßte mir der Kopf platzen.«
Der Kleine stand auf und drückte die Zigarette aus.
»Du solltest die Bande wegen Körperverletzung verklagen«, meinte er heftig. »Ich habe dir doch gleich gesagt, daß diese Verhöre gefährlich sind. Ich rufe einen Arzt.«
»Keinen Arzt«, lehnte ich ab. »Das hätte mir noch gefehlt! Der käme möglicherweise auf die Idee, mich nochmals in das Ding zu stecken, sozusagen als Gegenmittel. Was weiß ich! Wenn die herausfinden, daß wir wirklich den Funkspruch aufgenommen haben, können wir einpacken. Hol mir ein Glas Wasser.«
»Das trinken Säuglinge. Ich habe einen guten Whisky bei dir gesehen.«
»Wasser!« fuhr ich ungehalten auf. »Ich brauche meinen klaren Kopf. Und du solltest die Finger auch von dem Alkohol lassen, bis wir wieder klar sehen. Wenn die GWA-Schatten auf die Idee kommen, dich ebenfalls zu verhören, sind wir erledigt.«
»Irrtum«, entgegnete der Kleine grinsend. »Mein Strahlungsunfall hat in meinem Schädel etwas verändert. Das steht in den Akten. Weshalb haben sie mich nicht auch unter die Haube gelegt? Weil sie genau darüber informiert waren, daß es keinen Sinn hat. Okay, okay, du kriegst dein Wasser. Du hast heute zu viel gespritzt, das ist es!«
»Schweig endlich!« drohte ich eisig. »Das ist meine Angelegenheit. Es ist auch mein Fall, ob ich eines Tages gegen den Mond rase oder nicht.«
»Dann schreibe aber vorher eine Postkarte, damit ich zu Hause bleibe.«
Hannibal schlenderte zum Getränkeautomaten hinüber. Ich hatte das Gefühl, als wäre jedes Wort mitgehört worden. Es kam nicht nur darauf an, mein Unwohlsein zu begründen, sondern nebenbei noch dafür zu sorgen, daß der Kleine als Eingeweihter angesehen wurde.
Dies schien ohnehin längst der Fall zu sein. Offenbar hatten es die Unbekannten stillschweigend geduldet, daß Hannibal von Major Dolveti als vertrauter Bote benutzt wurde. Dieses Stillschweigen zu Dolvetis Eigenmächtigkeit war von unserem Robotgehirn logisch begründet worden!
Wenn die Drahtzieher im Fall »Großer Bär« so großen Wert auf den fähigen Testpiloten Dolveti legten, so konnte es nicht schaden, wenn sie noch einen zweiten
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