Kodezeichen Großer Bär
später erfuhr ich, warum es so war!
Direkt vor den Druckbehältern stand ein niedriges, schreibtischähnliches Möbelstück aus duftenden Hölzern. Nur dort waren technische Anlagen erkennbar. Es waren Schaltungen, wie man sie im Arbeitszimmer eines jeden bedeutenden Mannes antraf.
Er war plötzlich da. Entweder konnte er sich unsichtbar machen, oder er war durch einen Trick sehr schnell mitsamt dem hochlehnigen Schreibtischsessel hinter dem Tisch aufgetaucht. Da ich nicht an Gespenster glaubte, nahm ich Letzteres an.
Er wurde indirekt angestrahlt. Ich blickte in sehr große, durchaus nicht gefühllos wirkende Augen, die sich dicht unter einer hohen, gebuckelten Stirn befanden. Der kahle Kopf, die gelbliche Haut und alle Gesichtszüge bewiesen einwandfrei, daß wir es mit einem Asiaten zu tun hatten.
Der linke Arm war wesentlich kürzer als der rechte. Außerdem schien er mißgestaltet zu sein. Die Beine konnte ich nicht sehen, aber ich war sicher, daß wir den Hiroshima-Mutanten Akera Siuto vor uns hatten.
Vor Jahren hatte er als kleiner Gangsterboß mit geheimnisvollen Raubüberfällen begonnen. Nun ließ er sich Exzellenz nennen. Das war auch ein »Aufstieg«.
Das mysteriöse Getue schien mit einem Charakterfehler zusammenzuhängen. Ich hätte meinen Kopf wetten mögen, daß dieser Mann in seinem tiefsten Innern an starken Minderwertigkeitskomplexen litt. Ein Neurotiker war er bestimmt, wenn nicht gar ein Psychopath. Ein Abweichen des seelischen Verhaltens von der Norm lag garantiert vor. Wahrscheinlich bewegte sich der Mutant in schlecht erkennbaren Grenzebenen.
Ich erfaßte diese Tatsachen instinktiv. Ebenso gefühlsmäßig nahm ich Haltung an und legte die Rechte an den Mützenschirm, als stünde ich vor meinem höchsten Vorgesetzten.
Hannibai folgte meinem Beispiel. Anschließend nahmen wir die Kopfbedeckungen ab und klemmten sie vorschriftsmäßig unter den angewinkelten linken Arm. Bei allen guten Geistern – so hatte ich vor einem Verbrecher noch niemals salutiert! Natürlich warteten wir, bis wir angesprochen wurden.
Ich registrierte aufatmend ein durchaus freundliches Lächeln. Er nickte uns gönnerhaft zu und hörte sich offenbar wohlwollend die exakt militärische Meldung von Coster Clinch an. Es war eine Tragikomödie mit erschreckend ernsthaftem Hintergrund.
Siuto hatte eine hohe Stimme, die sich alle Augenblicke zu überschlagen drohte. Außerdem befleißigte er sich einer überspitzt höflichen Redeweise. Niemals hatte ich den Versuch, Komplexe zu verbergen, besser feststellen können als bei ihm. Es war alles so leicht durchschaubar.
»Ich bitte die Herren Piloten nach vorn zu treten«, sagte er.
Wir traten um genau drei Schritte nach vorn und blieben wieder stehen.
Die großen Augen musterten uns eingehend. Nur aus den Augenwinkeln bemerkte ich, daß Schimpfeng durch eine Nebentür den Raum betrat. Er schien hier besondere Privilegien zu genießen.
Das Untier in dem großen Druckbehälter gebärdete sich wie wahnsinnig. Es tobte gegen die Wände und stieß ein lautes Zischen aus, das wir deutlich hören konnten. Irgendwie spürte es die Schwingungen des Monstrums. Da wußte ich, daß wir ein zweites Venuslebewesen gefunden hatten.
Der Mutant ließ sich nicht stören. Clinch war in seiner Haltung erstarrt und schien von Grauen geschüttelt zu werden. Schimpfeng ging wortlos an uns vorbei und stellte sich mit dem Rücken gegen einen Druckbehälter. Seine blicklosen Augen begannen zu bohren.
Mein Hirn signalisierte Gefahr. Weshalb das so war, konnte ich mit dem klaren Bewußtsein nicht erfassen.
Der geistige Überfall durch
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