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Kodezeichen Großer Bär

Kodezeichen Großer Bär

Titel: Kodezeichen Großer Bär Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. H. Scheer
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spä­ter er­fuhr ich, warum es so war!
    Di­rekt vor den Druck­be­häl­tern stand ein nied­ri­ges, schreib­tisch­ähn­li­ches Mö­bel­stück aus duf­ten­den Höl­zern. Nur dort wa­ren tech­ni­sche An­la­gen er­kenn­bar. Es wa­ren Schal­tun­gen, wie man sie im Ar­beits­zim­mer ei­nes je­den be­deu­ten­den Man­nes an­traf.
    Er war plötz­lich da. Ent­we­der konn­te er sich un­sicht­bar ma­chen, oder er war durch einen Trick sehr schnell mit­samt dem hoch­leh­ni­gen Schreib­tisch­ses­sel hin­ter dem Tisch auf­ge­taucht. Da ich nicht an Ge­spens­ter glaub­te, nahm ich Letz­te­res an.
    Er wur­de in­di­rekt an­ge­strahlt. Ich blick­te in sehr große, durch­aus nicht ge­fühl­los wir­ken­de Au­gen, die sich dicht un­ter ei­ner ho­hen, ge­bu­ckel­ten Stirn be­fan­den. Der kah­le Kopf, die gelb­li­che Haut und al­le Ge­sichts­zü­ge be­wie­sen ein­wand­frei, daß wir es mit ei­nem Asia­ten zu tun hat­ten.
    Der lin­ke Arm war we­sent­lich kür­zer als der rech­te. Au­ßer­dem schi­en er miß­ge­stal­tet zu sein. Die Bei­ne konn­te ich nicht se­hen, aber ich war si­cher, daß wir den Hi­ros­hi­ma-Mu­tan­ten Ake­ra Si­u­to vor uns hat­ten.
    Vor Jah­ren hat­te er als klei­ner Gangs­ter­boß mit ge­heim­nis­vol­len Raub­über­fäl­len be­gon­nen. Nun ließ er sich Ex­zel­lenz nen­nen. Das war auch ein »Auf­stieg«.
    Das mys­te­ri­öse Ge­tue schi­en mit ei­nem Cha­rak­ter­feh­ler zu­sam­men­zu­hän­gen. Ich hät­te mei­nen Kopf wet­ten mö­gen, daß die­ser Mann in sei­nem tiefs­ten In­nern an star­ken Min­der­wer­tig­keits­kom­ple­xen litt. Ein Neu­ro­ti­ker war er be­stimmt, wenn nicht gar ein Psy­cho­path. Ein Ab­wei­chen des see­li­schen Ver­hal­tens von der Norm lag ga­ran­tiert vor. Wahr­schein­lich be­weg­te sich der Mu­tant in schlecht er­kenn­ba­ren Gren­ze­be­nen.
    Ich er­faß­te die­se Tat­sa­chen in­stink­tiv. Eben­so ge­fühls­mä­ßig nahm ich Hal­tung an und leg­te die Rech­te an den Müt­zen­schirm, als stün­de ich vor mei­nem höchs­ten Vor­ge­setz­ten.
    Han­ni­bai folg­te mei­nem Bei­spiel. An­schlie­ßend nah­men wir die Kopf­be­de­ckun­gen ab und klemm­ten sie vor­schrifts­mä­ßig un­ter den an­ge­win­kel­ten lin­ken Arm. Bei al­len gu­ten Geis­tern – so hat­te ich vor ei­nem Ver­bre­cher noch nie­mals sa­lu­tiert! Na­tür­lich war­te­ten wir, bis wir an­ge­spro­chen wur­den.
    Ich re­gis­trier­te auf­at­mend ein durch­aus freund­li­ches Lä­cheln. Er nick­te uns gön­ner­haft zu und hör­te sich of­fen­bar wohl­wol­lend die ex­akt mi­li­tä­ri­sche Mel­dung von Coster Clinch an. Es war ei­ne Tra­gi­ko­mö­die mit er­schre­ckend ernst­haf­tem Hin­ter­grund.
    Si­u­to hat­te ei­ne ho­he Stim­me, die sich al­le Au­gen­bli­cke zu über­schla­gen droh­te. Au­ßer­dem be­flei­ßig­te er sich ei­ner über­spitzt höf­li­chen Re­de­wei­se. Nie­mals hat­te ich den Ver­such, Kom­ple­xe zu ver­ber­gen, bes­ser fest­stel­len kön­nen als bei ihm. Es war al­les so leicht durch­schau­bar.
    »Ich bit­te die Her­ren Pi­lo­ten nach vorn zu tre­ten«, sag­te er.
    Wir tra­ten um ge­nau drei Schrit­te nach vorn und blie­ben wie­der ste­hen.
    Die großen Au­gen mus­ter­ten uns ein­ge­hend. Nur aus den Au­gen­win­keln be­merk­te ich, daß Schimp­feng durch ei­ne Ne­ben­tür den Raum be­trat. Er schi­en hier be­son­de­re Pri­vi­le­gi­en zu ge­nie­ßen.
    Das Un­tier in dem großen Druck­be­häl­ter ge­bär­de­te sich wie wahn­sin­nig. Es tob­te ge­gen die Wän­de und stieß ein lau­tes Zi­schen aus, das wir deut­lich hö­ren konn­ten. Ir­gend­wie spür­te es die Schwin­gun­gen des Mon­s­trums. Da wuß­te ich, daß wir ein zwei­tes Ve­nus­le­be­we­sen ge­fun­den hat­ten.
    Der Mu­tant ließ sich nicht stö­ren. Clinch war in sei­ner Hal­tung er­starrt und schi­en von Grau­en ge­schüt­telt zu wer­den. Schimp­feng ging wort­los an uns vor­bei und stell­te sich mit dem Rücken ge­gen einen Druck­be­häl­ter. Sei­ne blick­lo­sen Au­gen be­gan­nen zu boh­ren.
    Mein Hirn si­gna­li­sier­te Ge­fahr. Wes­halb das so war, konn­te ich mit dem kla­ren Be­wußt­sein nicht er­fas­sen.
    Der geis­ti­ge Über­fall durch

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