Kodezeichen Großer Bär
den Mutanten kam so urplötzlich, daß ich gegen meinen Willen aufstöhnte. Unsichtbare Finger schienen meine Schädeldecke zu durchdringen und etwas zu suchen, was ich nicht mehr besitzen konnte. Ich ließ meine Mütze fallen, begann leicht zu taumeln und preßte die Hände gegen die Schläfen.
Hannibal hatte sich verfärbt. Er ahnte wahrscheinlich, welche Gewalten da wirkten. Mir blieb keine andere Wahl, als irgendeine Reaktion zu zeigen. Der echte Dolveti hätte das garantiert auch getan.
Es kam nochmals ein schneller Vorstoß, den ich zwar deutlich spürte, der aber sonst keinen Einfluß ausübte. Mein Gehirn schien wirklich wie »tot« zu sein, wie sich Kiny einmal ausgedrückt hatte.
Akera Siuto ließ von mir ab. Er lächelte noch immer.
»Was bedrückt Sie, Major Dolveti? Ich hörte, Sie litten gelegentlich unter Kopfschmerzen. Hatten Sie soeben einen solchen Anfall?«
»Ja, jawohl, Sir, verzeihen Sie – Exzellenz. Es – es ist furchtbar. Ich bitte um Entschuldigung.«
Ich spürte deutlich die unhörbaren Geistesimpulse, die zwischen dem Mutanten und Schimpfeng ausgetauscht wurden. Also besaß der Japaner auch telepathische Fähigkeiten! Für mich war es ungeheuer interessant, daß ich so etwas überhaupt wahrnehmen konnte. Ob sich in meinem Gehirn tatsächlich einige Wandlungen vollzogen?
Professor Horam hatte eine solche Möglichkeit zu bedenken gegeben. Es wußte noch niemand genau, wie ein menschliches Großhirn über längere Zeit hinweg auf die Durchtrennung einer anscheinend sehr zweckgebundenen Nervenfaser reagierte.
Ich konnte »hören«, daß man sich unterhielt. Natürlich verstand ich überhaupt nichts. Es war mehr ein rhythmisches Prickeln in meinem Kopf.
Ich bückte mich stöhnend und hob meine Mütze auf. Dann kam die laute Anfrage:
»Seit wann, Major Dolveti, leiden Sie unter diesem Zustand? Könnte es sein, daß Ihre jungenhafte Angewohnheit dafür verantwortlich zeichnet?«
Zu einer offensichtlichen Rauschgiftsucht »jungenhafte Angewohnheit« zu sagen, das war auch ein starkes Stück! Hannibal zeigte ein winziges Grinsen. Hier erlebte man tolle Überraschungen.
»Ausgeschlossen, Sir – äh – Exzellenz«, beteuerte ich hastig. »Ich hatte die Kopfschmerzen erstmals nach dem Detektorverhör im TESCO-Werk. Es brachte aber kein positives Ergebnis für die Verhörenden, Exzellenz.«
»Natürlich, sonst wären Sie auch nicht hier«, meinte der Mutant überaus freundlich. »Kennen wir uns eigentlich, Major Dolveti?«
Mir war, als hielte die Natur den Atem an. Es wurde totenstill im Raum. Sogar das Schlangenmonstrum stellte sein Zischen ein.
Mir schlug das Herz im Halse. Unsicher wanderten meine Blicke zwischen Siuto und der Schimpfeng-Nachahmung hin und her.
»Ich … ich weiß nicht, Exzellenz«, stotterte ich verzweifelt. Auf meiner Stirn bildeten sich Schweißperlen.
»Sie wissen es nicht?« wunderte er sich.
»Exzellenz, als Sie erschienen, glaubte ich für einen Augenblick, wir müßten uns schon einmal begegnet sein. Jetzt bin ich aber so unsicher geworden, daß ich mehr an einen Traum glaube. Ich bitte um Entschuldigung, aber ich kann es wirklich nicht sagen.«
Er nickte bedächtig. Meine Antwort war die einzig richtige gewesen. Er konnte sie positiv oder negativ auslegen. Ich hatte noch einen Ausweg offen.
»Doch, wir kennen uns, Major Dolveti«, sagte er endlich. »Ich nehme an, daß dieses unsachgemäße und rein mechanische Verhör eine gewisse Schädigung Ihres Erinnerungszentrums bewirkte. Es wird sich geben. Vielen Dank für Ihre Auskünfte!«
Ein weiterer Mann betrat den Raum. Dem weißen Kittel nach zu urteilen, ein
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