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Kodezeichen Großer Bär

Kodezeichen Großer Bär

Titel: Kodezeichen Großer Bär Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. H. Scheer
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den Mu­tan­ten kam so ur­plötz­lich, daß ich ge­gen mei­nen Wil­len auf­stöhn­te. Un­sicht­ba­re Fin­ger schie­nen mei­ne Schä­del­de­cke zu durch­drin­gen und et­was zu su­chen, was ich nicht mehr be­sit­zen konn­te. Ich ließ mei­ne Müt­ze fal­len, be­gann leicht zu tau­meln und preß­te die Hän­de ge­gen die Schlä­fen.
    Han­ni­bal hat­te sich ver­färbt. Er ahn­te wahr­schein­lich, wel­che Ge­wal­ten da wirk­ten. Mir blieb kei­ne an­de­re Wahl, als ir­gend­ei­ne Re­ak­ti­on zu zei­gen. Der ech­te Dol­ve­ti hät­te das ga­ran­tiert auch ge­tan.
    Es kam noch­mals ein schnel­ler Vor­stoß, den ich zwar deut­lich spür­te, der aber sonst kei­nen Ein­fluß aus­üb­te. Mein Ge­hirn schi­en wirk­lich wie »tot« zu sein, wie sich Ki­ny ein­mal aus­ge­drückt hat­te.
    Ake­ra Si­u­to ließ von mir ab. Er lä­chel­te noch im­mer.
    »Was be­drückt Sie, Ma­jor Dol­ve­ti? Ich hör­te, Sie lit­ten ge­le­gent­lich un­ter Kopf­schmer­zen. Hat­ten Sie so­eben einen sol­chen An­fall?«
    »Ja, ja­wohl, Sir, ver­zei­hen Sie – Ex­zel­lenz. Es – es ist furcht­bar. Ich bit­te um Ent­schul­di­gung.«
    Ich spür­te deut­lich die un­hör­ba­ren Geis­te­sim­pul­se, die zwi­schen dem Mu­tan­ten und Schimp­feng aus­ge­tauscht wur­den. Al­so be­saß der Ja­pa­ner auch te­le­pa­thi­sche Fä­hig­kei­ten! Für mich war es un­ge­heu­er in­ter­essant, daß ich so et­was über­haupt wahr­neh­men konn­te. Ob sich in mei­nem Ge­hirn tat­säch­lich ei­ni­ge Wand­lun­gen voll­zo­gen?
    Pro­fes­sor Ho­ram hat­te ei­ne sol­che Mög­lich­keit zu be­den­ken ge­ge­ben. Es wuß­te noch nie­mand ge­nau, wie ein mensch­li­ches Groß­hirn über län­ge­re Zeit hin­weg auf die Durch­tren­nung ei­ner an­schei­nend sehr zweck­ge­bun­de­nen Ner­ven­fa­ser rea­gier­te.
    Ich konn­te »hö­ren«, daß man sich un­ter­hielt. Na­tür­lich ver­stand ich über­haupt nichts. Es war mehr ein rhyth­mi­sches Pri­ckeln in mei­nem Kopf.
    Ich bück­te mich stöh­nend und hob mei­ne Müt­ze auf. Dann kam die lau­te An­fra­ge:
    »Seit wann, Ma­jor Dol­ve­ti, lei­den Sie un­ter die­sem Zu­stand? Könn­te es sein, daß Ih­re jun­gen­haf­te An­ge­wohn­heit da­für ver­ant­wort­lich zeich­net?«
    Zu ei­ner of­fen­sicht­li­chen Rausch­gift­sucht »jun­gen­haf­te An­ge­wohn­heit« zu sa­gen, das war auch ein star­kes Stück! Han­ni­bal zeig­te ein win­zi­ges Grin­sen. Hier er­leb­te man tol­le Über­ra­schun­gen.
    »Aus­ge­schlos­sen, Sir – äh – Ex­zel­lenz«, be­teu­er­te ich has­tig. »Ich hat­te die Kopf­schmer­zen erst­mals nach dem De­tek­tor­ver­hör im TES­CO-Werk. Es brach­te aber kein po­si­ti­ves Er­geb­nis für die Ver­hö­ren­den, Ex­zel­lenz.«
    »Na­tür­lich, sonst wä­ren Sie auch nicht hier«, mein­te der Mu­tant über­aus freund­lich. »Ken­nen wir uns ei­gent­lich, Ma­jor Dol­ve­ti?«
    Mir war, als hiel­te die Na­tur den Atem an. Es wur­de to­ten­still im Raum. So­gar das Schlan­gen­mon­s­trum stell­te sein Zi­schen ein.
    Mir schlug das Herz im Hal­se. Un­si­cher wan­der­ten mei­ne Bli­cke zwi­schen Si­u­to und der Schimp­feng-Nach­ah­mung hin und her.
    »Ich … ich weiß nicht, Ex­zel­lenz«, stot­ter­te ich ver­zwei­felt. Auf mei­ner Stirn bil­de­ten sich Schweiß­per­len.
    »Sie wis­sen es nicht?« wun­der­te er sich.
    »Ex­zel­lenz, als Sie er­schie­nen, glaub­te ich für einen Au­gen­blick, wir müß­ten uns schon ein­mal be­geg­net sein. Jetzt bin ich aber so un­si­cher ge­wor­den, daß ich mehr an einen Traum glau­be. Ich bit­te um Ent­schul­di­gung, aber ich kann es wirk­lich nicht sa­gen.«
    Er nick­te be­däch­tig. Mei­ne Ant­wort war die ein­zig rich­ti­ge ge­we­sen. Er konn­te sie po­si­tiv oder ne­ga­tiv aus­le­gen. Ich hat­te noch einen Aus­weg of­fen.
    »Doch, wir ken­nen uns, Ma­jor Dol­ve­ti«, sag­te er end­lich. »Ich neh­me an, daß die­ses un­sach­ge­mä­ße und rein me­cha­ni­sche Ver­hör ei­ne ge­wis­se Schä­di­gung Ih­res Er­in­ne­rungs­zen­trums be­wirk­te. Es wird sich ge­ben. Vie­len Dank für Ih­re Aus­künf­te!«
    Ein wei­te­rer Mann be­trat den Raum. Dem wei­ßen Kit­tel nach zu ur­tei­len, ein

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