Kodezeichen Großer Bär
Mediziner.
Als Hannibal vorgenommen wurde, ahnte ich, was die Glocke geschlagen hatte. Wahrscheinlich hatte sich schon Schimpfeng gewundert, daß er mit dem Kleinen keinen Kontakt bekam. Nun prüfte der Mediziner jene Angaben nach, die wir in Hannibals Akten verankert hatten.
Der Kleine schwitzte Blut und Wasser. Mir hatte Clinch sogar einen Stuhl hingeschoben.
Der Arzt fragte klar und sachlich. Der angebliche Reaktorunfall wurde aufgerollt. Er wollte wissen, welche Strahlungsdosis der Kleine aufgenommen hätte, wie die Heilung erfolgt sei und mit welchen Mitteln man den Antikörpereffekt bei der doch sicherlich erfolgten Knochenmark-Transplantation beseitigt habe.
Dann besah sich der Arzt die breite Narbe an Hannibals Hinterkopf, die unsere GWA-Chirurgen geschaffen hatten.
»Woher stammt die Schädelverletzung?« fragte der Mediziner.
Jetzt konnte sich der Zwerg nicht mehr länger beherrschen. Es grenzte schon an ein Wunder, daß er so lange Rede und Antwort gestanden hatte.
»Ich bin als Säugling in die New Yorker Rohrpost gefallen und von einem Roboter abgestempelt worden«, behauptete er kühn.
Der Mediziner hatte Humor. Er lächelte!
Weniger freundlich reagierte Seine Exzellenz. Hannibal wurde sehr scharf zurechtgewiesen.
Anschließend spürte ich, daß der Mutant einen parapsychischen Angriff auf Hannibal startete. Mein Herz blieb bald stehen, als ich erkannte, daß es der Kleine in seiner Aufregung nicht einmal bemerkte.
In diesem Moment veränderte sich der freundliche Gesichtsausdruck des Japaners. Offenes Mißtrauen flammte in seinen Augen. Auch Schimpfengs Haltung hatte sich verändert.
»Sie können gehen, Doktor. Vielen Dank«, sagte der Mutant leise. Er sprach etwas in ein Mikrophon. Augenblicke später erlebte ich etwas, womit ich nie gerechnet hätte.
Der breite, untersetzte Mann mit den grauen Haaren und dem markanten Gesicht war niemand anderes als General Reling. Er trat durch die kleine Seitentür, kniff die Augen kurzfristig zusammen und hatte dann den Kleinen sofort erkannt.
Von meiner Maske konnte er nichts wissen. Er mußte mich für den echten Dolveti halten. Schließlich hatte er in dessen Geheimkeller einige Nächte verbracht.
So froh ich über sein Erscheinen war, um so stärker wallte das Entsetzen in mir auf. Ich starrte den Chef abwägend an.
»Kennen Sie diesen Mann, Major Dolveti?« wurde ich angesprochen.
Ich entschied mich für die gleiche Taktik. Eine bessere konnte es nicht geben.
»Ich – ich weiß nicht genau, Exzellenz. Eben kam es mir so vor, jetzt zweifle ich schon wieder.«
»Dafür kenne ich Sie und Ihren Keller, Sie Schurke!« sagte der Chef kalt. »Warum spielen Sie Theater? Das dürfte wohl sinnlos sein.«
Ich blickte hilflos zu dem Mutanten hinüber. Er nickte mir mit der Sachlichkeit eines Wissenden zu. Ich war sozusagen entschuldigt.
Damit war etwas eingetreten, was wir nicht hatten vermuten können. Bis vor einer Stunde hatte ich Hannibals Reaktorunfall noch als bessere Tarnung angesehen. Das schien sich sehr schnell geändert zu haben.
»Kennen Sie diesen Mann?«
Wieder die gleiche Frage, nur galt sie diesmal unserem Alten. Er musterte Hannibal geringschätzig.
»Ich hatte noch nicht die zweifelhafte Ehre«, knurrte er erbost. Das war Reling, wie ich ihn kannte. Wahrscheinlich frohlockte er jetzt innerlich. Hannibals Anwesenheit war für ihn die Bestätigung, daß wir etwas zu seiner Rettung unternommen hatten.
Unmittelbar darauf kam auch schon der sehnlich erwartete Hinweis. Reling schaltete eben blitzartig.
»Exzellenz, ich möchte die Gelegenheit benutzen, um Sie an Ihr Versprechen zu
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