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Kölner Kreuzigung

Kölner Kreuzigung

Titel: Kölner Kreuzigung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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zwei Türschlössern einen stabilen, abschließbaren Querbalken aus Metall auf der Türinnenseite, den Marius meist sogar benutzte. Falls Merheimer nicht die Außenfassade hochklettern würde, hatte er kaum eine Chance, in Marius’ Wohnung zu gelangen. Daher beschloss der Detektiv, sich drängenderen Fragen zuzuwenden.
    Er wollte mehr über die Soldaten wissen, die den Kunsttransport in Fischelbach abgeliefert hatten, und nach einer längeren Suche stieß er im Internet auf die Deutsche Dienststelle für die Benachrichtigung der nächsten Angehörigen von Gefallenen der ehemaligen deutschen Wehrmacht. Diesen Lindwurm von einem Namen musste er sich aufschreiben, um ihn nicht zu vergessen. Aber auch wenn der Name der Dienststelle ein wahres Monstrum war und Marius schwerste bürokratische Hürden erwartete, fiel die Frage nach der Auskunft erstaunlich leicht. Er erklärte einer ruhigen, freundlichen Stimme am Telefon sein Interesse mit allgemeinen Forschungszwecken, und der Sachbearbeiter am anderen Ende der Leitung nahm die Namen auf und versprach, sich darum zu kümmern. Wenn Marius Pech hatte, waren beide gefallen. Das war nicht unwahrscheinlich, aber da das Bild 25 Jahre nach dem Krieg noch existiert hatte, war es dennoch besser als nichts. Interessant würde die Sache vor allem dann werden, wenn die beiden Soldaten den Krieg überlebt hatten. »Wie lange dauert so eine Anfrage denn? Wann kann ich mit einem Ergebnis rechnen?«
    »Ich denke, dass Sie so in zwölf Monaten von uns hören werden.« Marius fiel fast der Telefonhörer aus der Hand, als er das hörte.
    »In zwölf Monaten? Ich will Sie nicht hetzen, aber ich bräuchte die Auskünfte ein klein wenig schneller.« Die Stimme am anderen Ende der Leitung klang, als würde sie diesen Satz öfter hören. Die Freundlichkeit verschwand augenblicklich.
    »Gestern, oder was?«
    »Morgen Abend würde mir reichen.«
    »Dann müssen Sie selber vorbeikommen.« Ohne ein weiteres Wort legte der Mann auf. Marius überlegte, ob die vage Spur einen Flug nach Berlin wert wäre. Immerhin bestand die Möglichkeit, dass dieser Transport in den 40er-Jahren nicht das Geringste mit dem Verschwinden des Bildes zu tun hatte. Marius wusste nicht allzu viel über die Lage in Köln während des Krieges, dachte sich jedoch, dass es genug Chaos und damit genug Möglichkeiten gegeben haben konnte, Bilder aus dem Museum zu entwenden. Auf der anderen Seite hatte er nicht viel mehr.
    Alternativ konnte er versuchen, mehr über das Zimmer herauszufinden, das auf dem Foto von 1970 zu sehen war, aber das war die sprichwörtliche Suche nach der Nadel im Heuhaufen. Außerdem musste er sich so langsam über seine Finanzen Gedanken machen. Brocks letzte Honorarzahlung war eine Weile her, einen Zugriff auf das Geschäftskonto der Detektei besaß Marius nicht. Wer sollte den Flug bezahlen?
    Überhaupt musste er die aktuelle Situation der Detektei klären. Anschließend konnte er sich einmal Gedanken über seine eigene Zukunft machen. So oder so musste er sich mit der neuen Eigentümerin der Detektei unterhalten.
    Doch Friederike Brock ging nicht ans Telefon. Marius legte auf und überlegte, was er als Nächstes tun sollte. Vielleicht konnte er jemand anderen beauftragen, in Berlin nach den Unterlagen in der Dienststelle zu suchen? Brock könnte eventuell noch Kontakte in Berlin haben. Marius erinnerte sich, dass der alte Mann ihm einmal von seiner Berliner Zeit erzählt hatte. Nur, wer konnte ihm dabei helfen? Er versuchte es erneut bei Friederike Brock. Diesmal ging sie mit dem obligatorischen »Ja« ans Telefon. Marius trug sein Anliegen vor. Er hatte Glück, Friederike war gerade in der Wohnung ihres Vaters. Seiner Frage, was sie da tat, wich sie aus. Allerdings erinnerte sie sich an einen alten Freund Brocks, irgendeinen Türsteher mit Namen »Charlie«.
    »Das wird mir helfen, Charlie ist ein seltener Name und Berlin eine Kleinstadt.«
    »Du kannst auch gerne allein suchen, Marius.« Der Privatdetektiv wiegelte ab, registrierte aber, dass sie seinen Namen genannt hatte. »Warte mal, hier habe ich was. Charlie Marx und eine Berliner Adresse.« Marius notierte sich die Adresse von Charlie Marx. Er war sich nicht ganz sicher, um wen es sich dabei handelte und ob er ihm den Auftrag geben sollte. Er selbst kannte niemanden in Berlin, den er fragen konnte. Außer einer Exfreundin, die er nicht unbedingt anrufen wollte und bei der er sich nicht nur sicher war, dass sie ihm diesen Gefallen nicht tun

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