Kölner Luden: Sandmanns dritter Fall
Rückspiegel sah, gefolgt von einem DHL-Lieferwagen.
Er startete den Motor. Als der Camaro an ihm vorbeifuhr, setzte er den Blinker, doch das DHL-Fahrzeug hielt direkt neben ihm. Wütend drückte Marius auf die Hupe. Der Fahrer beugte sich kurz aus dem Fenster, hob beschwichtigend die Hand und schickte sich an auszusteigen. Marius hupte erneut. Diesmal deutlich lauter und länger.
Wenige Sekunden später startete der Paketbote den gelben Transporter und setzte ein paar Meter zurück. Marius schoss aus der Parklücke und raste den engen Gereonswall hinunter. Eine junge Frau, die gerade einen Kinderwagen auf die Straße schieben wollte, schickte ihm einen Fluch hinterher. Er suchte nach dem Camaro. Der war verschwunden.
An der Eigelsteintorburg musste er sich entscheiden. Entweder war der Chevrolet über den Wall weiter auf die Nord-Süd-Fahrt gefahren oder auf den Eigelstein abgebogen. Marius entschied sich für die zweite Alternative. Auf der Verkehrsader, die die Innenstadt durchschnitt, hätte er sowieso keine Chance mehr gehabt, den Wagen einzuholen. Er musste hoffen, das auffällige Fahrzeug irgendwo auf dem Eigelstein oder in einer der Seitenstraßen zu entdecken. Langsam fuhr er die enge Straße hinunter, spähte in jede Nebenstraße. Der DHL-Transporter war wieder hinter ihm und hupte nun seinerseits, weil Marius ihm zu langsam fuhr. Der Detektiv ignorierte ihn, bis er fand, was er suchte. In der Eintrachtstraße, wenige Meter vom Eigelstein entfernt, entdeckte er den Camaro am Straßenrand. Langsam fuhr er an dem leeren Wagen vorbei, ließ den DHL-Wagen passieren. Dessen Fahrer gab extra Gas und streckte Marius den Mittelfinger entgegen. Der Detektiv parkte ein Stück weit hinter dem Chevrolet und wartete.
Das Team der Task Force Science , die sich bisher erfolgreich dagegen gewehrt hatte, der Wissenschaft allzu viel Platz in ihren Ermittlungen einzuräumen, stand versammelt vor einem Whiteboard im Büro. Wolfgang Scharenberg zeigte mit einem roten Stift und rot verfärbten Fingern auf das Bild, das er auf das Board gezeichnet hatte. Paula und Franka sahen ihm zu.
»24 der Käufer lassen sich Münzenberg zuordnen. Davon hat er mehr als die Hälfte der erworbenen Häuser wenige Monate, manchmal nur Wochen später an den Gerling verkauft. Wir müssen das zwar noch überprüfen, aber ich denke, wir können davon ausgehen, dass er dabei einen satten Gewinn eingestrichen hat. Der Gerling war damals ganz versessen auf Immobilien in unmittelbarer Nachbarschaft. Nicht nur weil ihm das Milieu zunehmend ein Dorn im Auge war … «
An dieser Stelle unterbrach Franka Scharenbergs Vortrag. »Hat das Milieu nicht prächtig vom Gerling gelebt? Ich könnte mir vorstellen, dass die Versicherungsheinis zu den Stammkunden des ein oder anderen Etablissements gehört haben.«
»Ich könnte mir allerdings vorstellen, dass die Führung genau deswegen die Nutten aus dem Viertel raushaben wollte«, warf Paula ein.
»Dafür gab es doch schon das Eros-Center an der Hornstraße? Damit die ganze Bagage die Innenstadt den seriösen Geschäftsleuten überließ.«
»Stimmt schon«, warf Scharenberg ein, »trotzdem gehen bis heute in der Ecke noch in den verschiedensten Wohnungen Prostituierte ihrem Geschäft nach. Man muss nur wissen wo.«
»Und du weißt wo?«
Scharenberg errötete. »Na ja, jeder, der sich ein bisschen auskennt, weiß das. Außerdem sind wir Polizisten. Wir müssen das wissen!«
»Scharenberg, lassen Sie sich nicht immer veräppeln. Erzählen Sie uns einfach, was Sie herausgefunden haben.«
Jetzt wurde der alte Polizist wirklich rot. Franka schlug zufrieden die Beine übereinander.
»Wo war ich?«
»Ein Dorn im Auge … «, half Paula.
»Richtig. Der Gerling wollte ein besseres Umfeld für sich. Außerdem war abzusehen, dass mit der Sanierung das Viertel deutlich aufgewertet werden würde und damit die Häuser wertvoller.«
»Und zwischendrin hat einfach noch jemand die Hand aufgehalten. Clever.«
Paula stand auf und nahm ihre Jacke vom Stuhl. »Wo wollen Sie hin?«, fragte Franka.
»Mit MMI reden.«
36
Eine halbe Stunde saß Marius in seinem Wagen, bis gleich hinter dem Chevrolet die Haustür eines Mehrfamilienhauses aufging und der älteste der drei Männer allein hinaustrat. Er verabschiedete sich mit zwei Küssen auf die Wange von einer Frau Mitte 40, die ihn in einem Morgenmantel bis zur Straße begleitet hatte. Marius wollte schon den Schlüssel herumdrehen, um den Wagen zu starten,
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