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Kölner Luden: Sandmanns dritter Fall

Kölner Luden: Sandmanns dritter Fall

Titel: Kölner Luden: Sandmanns dritter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Keller
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musste jedoch feststellen, dass der Freier nicht zu seinem Auto zurückging, sondern ihm auf der Straße entgegenkam. Den Kopf gesenkt drückte er sich in seinen Sitz hinunter. Aus dem Augenwinkel sah er ihn am Wagenfenster vorbeigehen und verfolgte seine Schritte im Rückspiegel. Ohne sich umgedreht zu haben, ging der Mann weiter. Bevor er ihn aus den Augen verlieren konnte, sprang Marius aus seinem Renault und folgte ihm mit deutlichem Abstand.
    Auf dem Eigelstein ging er ein Stück weit in Richtung Hauptbahnhof, verließ die alte Römerstraße, um in die Machabäerstraße einzubiegen, die – wie die parallel liegende ›Unter Krahnenbäumen‹ – von der Nord-Süd-Fahrt zerteilt wurde. Der Detektiv wartete an der Ecke, bis der Mann die Ampel an der Nord-Süd-Fahrt überquert hatte und an dem großen Kreuzigungsbild gegenüber vorbei in Richtung Rhein und Kunibertskloster lief. Die ersten Autos wollten bereits wieder losfahren. Im Laufschritt schaffte er es gerade über die vierspurige Straße. Erleichtert stellte er fest, dass der Mann anscheinend nichts bemerkte. Auf der linken Straßenseite schloss er eine Haustür auf und ging hinein. Marius erreichte die Tür, kurz bevor sie zufiel. Im Flur hörte er Schritte auf den alten knirschenden Holztreppen. Er blickte das Treppenhaus hinauf und sah die Hand des Mannes auf dem Geländer zwischen erstem und zweitem Stock. Als er ein Türschloss hörte, war er bereits auf dem Weg nach oben. Einige Sekunden stand er unschlüssig vor der Wohnungstür. Er suchte nach einem Klingelschild, fand aber keins. Wäre es nicht klüger, einfach zu verschwinden? Er horchte auf seinen Atem, der merklich schneller ging. Viermal holte er tief Luft, bevor er schellte. Die Tür wurde geöffnet und der Detektiv warf sich mit seiner ganzen Muskelmasse dagegen. Der andere Mann stolperte rückwärts in den Flur und fiel zu Boden. Marius warf sich auf ihn und fesselte ihm mit seinem Gürtel die Hände auf den Rücken. Als er den Mann umdrehte, wich dessen Angst einer leichten Erheiterung. Der Detektiv zerrte ihn hoch und setzte ihn auf einen Stuhl in der kleinen Küche neben dem Flur, von der man in die Wohnung des Nachbarhauses gucken konnte. Rasch zog Marius die Vorhänge zu, ein rötlich schimmerndes, gedämpftes Licht fiel in den Raum.
    »Willst du mich jetzt umbringen?«, fragte der alte Mann spöttisch.
    »Willst du es herausfinden?«
    Der Alte schnaubte spöttisch. »Da bist du nicht der Typ für, Student!«
    »Vor ein paar Tagen wart ihr noch überzeugt, ich hätte Albertz umgebracht.«
    »Da kannten wir dich noch nicht. Glaubst du, du würdest noch leben, wenn wir immer noch davon überzeugt wären?«
    Marius Knie zitterten. Er versuchte sich nichts anmerken zu lassen. »Warum seid ihr so erpicht darauf, Siegfried Baumgart zu finden?«
    »Das geht dich nichts an.« Der Alte grinste breit. »Und jetzt? Schlägst du mich?« Er lachte. Aus gutem Grund. Marius konnte niemanden schlagen, der gefesselt vor ihm saß. Es fiel ihm schon schwer, sich zu wehren, wenn er angegriffen wurde. Egal wie viel Wut er auf den Mann vor ihm verspürte, es reichte für Marius Sandmann nicht, um zuzuschlagen. Der Alte wusste das genau. Ohne ein weiteres Wort verließ der Detektiv die Küche. Er mochte Hemmungen haben, Gewalt anzuwenden. Schamgefühl, wenn es darum ging, in anderer Leute Sachen herumzuschnüffeln, besaß er nicht.
    In den Jackentaschen seines Opfers fand Sandmann ein Portemonnaie mit 600 Euro Bargeld und einen Personalausweis, ausgestellt auf den Namen Peter Altmann. Sonst gab die Untersuchung der Jacken, die an der Garderobe hingen, nicht viel her. In fast jeder steckte irgendwo eine halb leere Packung Zigaretten, in manchen zerknüllte Geldscheine. Er öffnete eine andere Tür und stand in einem kleinen, nicht sehr sauberen Duschbad mit dunkelbraunen Kacheln. Im Spiegelschrank ein paar Medikamente gegen Bluthochdruck und Heuschnupfen, Rasierwasser, Zahnpasta. Das Wohnzimmer, das sich an den Flur anschloss, wurde von einer mächtigen, hellbraunen Rundcouch beherrscht. Auf der anderen Seite stand ein sündhaft teurer und riesengroßer Flatscreen.
    Nichts, das Marius interessierte. Ebenso im Schlafzimmer, von dessen Wänden ein paar Centerfolds auf ihn herabschauten. Unzufrieden kehrte er zurück in die Küche. Auf dem Küchentisch lag Altmanns Handy, Marius ging die Anrufliste durch und notierte sich ein paar Namen und Nummern. Als er wieder aufschaute, fiel sein Blick auf ein hölzernes

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