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König 01 - Königsmörder

König 01 - Königsmörder

Titel: König 01 - Königsmörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Miller
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Dorfbewohner neugierige Leutchen sind. Sie werden wissen wollen, wer ich bin, woher ich komme…«
    »Nein, das werden sie nicht«, antwortete Veira. »Es ist mir recht gut gelungen, mich von der dörflichen Gemeinschaft fernzuhalten und als Einzelgängerin zu leben. Die Menschen kennen mich, aber nur so weit, wie ich es ihnen gestatte, und auch nur dann, wenn ich zu ihnen gehe. Besucher habe ich schon vor Jahren entmutigt.«
    Nicht lange danach bogen sie nach links ab, auf einen ausgefahrenen, grasüberwachsenen Weg. Sie folgten ihm schweigend, und endlich erreichten sieVeiras strohgedecktes Steinhaus, das ganz allein in dem gewaltigen Meer von Bäumen stand. Warmes Licht fiel durch den Vorhang eines der Fenster an der vorderen Seite. Die Nachtluft roch nach Jasmin und Mondrosen, und das Parfüm der Blumen mischte sich mit dem würzigen, süßen Duft von Honigkie– fernrauch, der aus dem Schornstein des Hauses wehte.
    Veira hielt den Wagen vorsichtig vor dem geöffneten vorderen Tor an. »Das Schlafzimmer von Bessy, dem Pony, ist auf der anderen Seite. Geh du schon hinein, Kind, während ich das arme Tier versorge. Sei ein braves Mädchen, und schür das Feuer im Kamin, und setz den Kessel auf. Ich lechze nach einer Tasse heißen, süßen Tees.«
    Oh ja, ja, Tee. Dathne griff nach der Decke und dem Rucksack, stieg aus dem Wagen und ging unsicher den Gartenpfad hinauf. Sie war halb von Sinnen vor Müdigkeit. Mehr als alles andere wollte sie Ruhe und irgendeinen Ort, an den sie ihren schmerzenden Kopf betten konnte. Gerade als sie die Haustür erreichte, wurde sie geöffnet.
    Matt.
Hoch gewachsen. Stirnrunzelnd. Er füllte den ganzen Türrahmen aus. Hier? In Veiras Cottage? Der Rucksack entglitt ihren Fingern. Sie hörte ein Klirren, als etwas darin zerbrach. Oder kam das Geräusch aus ihr selbst? Sie konnte es nicht sagen. Konnte nicht sprechen, konnte ihn nur anstarren, anstarren, anstarren…
    »Hallo, Dathne«, sagte Matt, ohne zu lächeln. »Willkommen im Schwarzen Wald.«
    Als Asher sich widerstrebend ins Bewusstsein zurückgetastet hatte, stellte er fest, dass er in einem anderen Käfig lag. Dieser befand sich draußen. Auf einem Karren mitten auf dem Marktplatz – geradeso wie Jarralt es versprochen hatte. Das Stroh unter seinem zusammengekauerten Körper war besudelt und stank. An den Handgelenken und den Knöcheln befanden sich schwere Eisenfesseln, die mit einer kurzen, nicht minder schweren Kette verbunden waren. Die Innenflächen der Fesseln waren rau und rostig. Sie schürften ihm die Haut auf. Das Ungemach war gering im Vergleich zu den gewaltigen Schmerzen im Rest seines geschundenen Körpers. Jarralt war gründlich gewesen. Und voller Begeisterung.
Bastard!
    Es war dunkel. Spät. In der Luft schwebendes Glimmfeuer erfüllte den Platz mit sanftem Licht und Schatten. Einige Schritte von der Ecke seines Käfigs entfernt stand ein Wachposten mit stockgeradem Rücken in Hab–Acht–Stellung. Wenn er gewollt hätte, hätte er den Namen des Mannes laut rufen können. Er wollte es nicht. Außerdem war seine Kehle wie versprochen roh und angeschwollen. Nur eins hielt ihn davon ab, nicht in Verzweiflung zu versinken: Sie hatten Dathne nicht gefunden. Orrick war zurückgekehrt, um seinen Fehlschlag zu melden, wobei er sich geweigert hatte, Jarralts blutendes, stöhnendes Opfer anzusehen, das in seinen Ketten hing.
    Aha. Keine Dathne und auch kein Matt. Anscheinend hatte es ihn gerettet, dass er sich nach ihrem Streit irgendwo in einen Schmollwinkel verzogen hatte. Jarralt, dem weitere Opfer verwehrt geblieben waren, hatte vor Zorn getobt. Und er hatte diesen Zorn mit noch größerer Inbrunst an ihm ausgelassen. Asher schauderte bei der Erinnerung. Er wäre in diesen Stunden mit Freuden gestorben, weil er wusste, dass sie in Sicherheit war – dass sie beide in Sicherheit waren –, aber Jarralt verstand sich bis zur Perfektion darauf, seinem Opfer unendliche Schmerzen zuzufügen und doch dafür zu sorgen, dass es die Schwelle des Todes nicht überschritt.
    Er blinzelte zitternd, um seinen von Schmerz getrübten Blick zu klären. Dann streckte er Arme und Beine, weil er die verkrampften Muskeln lockern musste. Sein stinkendes Strohbett raschelte und drückte sich gegen sein schmutziges Hemd, seine besudelten Hosen und sein verbranntes, blutverkrustetes Fleisch. Irgendwo in der Nähe schrie jemand auf.
    »Er ist wach! Der ketzerische Bastard ist wach!«
    Er hob den Kopf. Vier Wachen, nicht nur eine. Vier

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