König 02 - Königsmacher
Wenn Ihr wirklich sein Freund seid, würdet Ihr das um jeden Preis vermeiden wollen. Er verlässt sich Tag für Tag darauf, dass Ihr ihm bei seiner Arbeit zur Seite steht. Tatsächlich verlasse auch
ich
mich in dieser Hinsicht auf Euch. Und dasselbe gilt für alle Olken, in der Stadt wie auf dem Land. Ihr seid kein Narr, Asher. Ihr müsst wissen, dass Ihr zu einem einflussreichen Mann geworden seid. Was hat ein bescheidenes Leben in einem kleinen Fischerdorf Euch zu bieten, das Euer gegenwärtiges Leben hier in der Stadt Euch nicht bieten könnte?« Asher sah ihn hilflos an. »Mein Pa lebt in diesem kleinen Fischerdorf, Eure Majestät. Und er wartet darauf, dass ich nach Hause komme.«
Borne erwiderte seinen Blick und seufzte. »Ich verstehe.«
»Ich habe ihm ein Versprechen gegeben«, sagte Asher und beugte sich vor. »Und ich habe die Absicht, es zu halten. Ich weiß, dass es Gar verletzen wird, aber ich habe keine Wahl. Hier geht es um Familie. Glaubt Ihr, dass ich ihn für etwas Geringeres verletzen würde?«
»Nein«, antwortete Borne. »Und wenn Euer Vater Euch braucht, dann müsst Ihr selbstverständlich gehen.«
Er hätte sich erleichtert fühlen sollen. Er hätte das Gefühl haben sollen, Purzelbäume schlagen zu können. Stattdessen fühlte er sich wie ein Verräter. »Ich werde niemals vergessen, was der Prinz für mich getan hat, Eure Majestät. Dank ihm bin ich ein wohlhabender Mann. Ich habe einen Schrank voller prächtiger Kleidung, Bücher zu lesen, ein schönes Pferd. Ich weiß jetzt Dinge, von denen ich niemals wusste, dass ich sie nicht wusste, falls das irgendeinen Sinn ergibt. Und ich habe viele gute Freunde gewonnen. Nichts von dem wäre mir ohne Gar gelungen.«
»Wann wollt Ihr es ihm sagen?«
»Bald. Ich dachte…«
»Wartet«, unterbrach ihn der König. »Wartet, bis Ihr in Westjammer seid und das Fest hinter Euch liegt. Ich möchte, dass Ihr ihn sicher durch die Zeremonien leitet, Asher. Er hat noch nie an dem Fest teilgenommen, niemals auch nur das Meer gesehen. Als Kind hat er immer gebettelt, dass ich ihn nach Westjammer mitnehmen solle, aber die Königin und ich…«
Sie hatten ihren nichtmagischen Sohn nicht einer gaffenden Menge präsentieren wollen. Asher nickte. »Jawohl.«
»Wartet«, drängte Borne ihn. »Gebt ihm nicht noch einen anderen Grund zur Sorge. Nach allem, was er Euch, wie Ihr sagt, gegeben hat, wäre das doch nicht zu viel verlangt, oder?«
Asher kaute auf seiner Unterlippe. Er wollte nicht warten. Nachdem er seinen Entschluss getroffen hatte, wollte er die Entscheidung nicht geheim halten. Es war während der letzten Monate hart genug gewesen zu wissen, dass seine Zeit ablief, und gleichzeitig mit Gar Pläne für verschiedene Vorhaben zu schmieden und über Ideen zu sprechen. Er hatte sich wie ein Lügner und Betrüger gefühlt, weil er die ganze Zeit über gewusst hatte, dass er nicht dort sein würde, um die Verwirklichung dieser Pläne mit anzusehen.
»Asher?«, fragte der König. »Bitte. Tut es mir und seiner Mutter zuliebe.«
Der König bat ihn inständig um einen Gefallen. Von all den Dingen, die ihm widerfahren waren, seit er das erste Mal einen Fuß nach Dorana gesetzt hatte, musste dies das Eigenartigste sein. Asher runzelte die Stirn. »Aber er wird es erraten, Herr. Wenn ich anfange, all meine Sachen zu packen, wird er wissen, dass etwas in der Luft liegt…«
»Dann packt nicht. Oder packt zumindest nicht mehr ein, als Ihr mitnehmen würdet, wenn Ihr nach Westjammer reisen und anschließend nach Dorana zurückkommen würdet. Ich werde dafür Sorge tragen, dass man Euch ein oder zwei Tage nach Eurem Aufbruch all Eure Habe und Euer Geld nachschicken wird. Man wird Euch nicht um einen einzigen Kuick betrügen.«
Asher seufzte. Also würde er sich noch einige Tage unbehaglich fühlen. Er würde es überleben. Schließlich hatte er sich in den Wochen vor seinem Aufbruch aus Restharven genauso gefühlt, und es hatte ihn nicht umgebracht. »In Ordnung, Eure Majestät. Ich werde warten, bis das Fest vorüber ist.«
Die Erleichterung trieb dem König ein wenig Farbe in sein weißes Gesicht. »Vielen Dank. Und da wir gerade von dem Fest sprechen…«
»Ich werde helfen, wo ich nur kann«, versprach Asher. »Falls der alte Darran es zulässt.« Er verzog das Gesicht. »Seid Ihr sicher, dass er uns begleiten muss?«
Diese Frage entlockte Borne ein Kichern. »Ich bin mir sicher. Wer weiß, vielleicht werdet Ihr sogar feststellen, dass Ihr etwas über
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