König 02 - Königsmacher
schürten. Grob und mit einem schmerzlichen Widerstreben entzog sie ihm ihre Hände.
»Asher, bleib ernst.«
Sein Gesicht war jetzt voller Eifer, und er lächelte. »Hör mir einfach nur zu, ja? Lass mich ausreden. Ich weiß, du hast die Buchhandlung und alles, und unten in Restharven halten die Menschen nicht besonders viel vom Lesen, aber du könntest all das ändern.
Ich bin jetzt praktisch ein reicher Mann. Ich könnte dir eine hübsche kleine Buchhandlung im Dorf einrichten, und ich schätze, es würde nur ein oder zwei Monate dauern, bis sie dir alle aus der Hand fressen, genau wie sie's hier tun.«
Sie trat wieder zurück und schüttelte den Kopf. »Du bist betrunken.«
»Oder«, fuhr er ungeachtet ihrer Worte fort, ganz und gar verheddert in seine schönen, nutzlosen Träume, »oder du könntest auf Besuch kommen. Nur für eine Weile. Und wenn es dir gefällt - und ich weiß, dass es dir gefallen wird -,
dann
könntest du bleiben.«
»Oh,
Asher«,
sagte sie, hin- und hergerissen zwischen Tränen und Wut. »Du arbeitest zu hart, Dathne, und du bist immer so ernst. Als ruhte die Last der Mauer auf deinen Schultern. Aber das tut sie nicht. Die Mauer ist König Bornes Problem und wird später Fanes Problem sein. Komm mit mir. Du… du… bedeutest mir viel, Dathne. Ich möchte dich nicht hier zurücklassen.«
»Du bist betrunken«, sagte sie noch einmal und drückte sich die Finger auf die Schläfen. »Oder ich bin es. Oder sollte es sein. Bist du wahnsinnig? Ich kann nicht alles stehen und liegen lassen und mit dir ans Meer davonlaufen, und sei es auch nur für eine oder zwei Wochen. Was tust du? Warum stellst du mir diese Frage
jetzt?
Was ist in dich gefahren, es überhaupt vorzuschlagen?« Er errötete. Wie jungenhaft. Wie entzückend. »Ich weiß nicht«, murmelte er und starrte auf seine teuren Schuhe. »Ich wollte es schon seit einer Weile tun. Ich hab nur nie den Mut aufbringen können.«
Sie hätte ihn schlagen mögen. Ihre Finger bohrten sich in ihre Handflächen, ballten sich zu Fäusten. Oh, wie gern sie ihn geschlagen hätte. »Ich würde sagen, du hast jede Menge Mut, Asher von Restharven! Ich kann nicht mit dir kommen. Nicht nächste Woche oder übernächste Woche oder in der Woche danach.
Niemals.«
»Warum nicht?«, fragte er rau. »Bin ich nicht gut genug für dich?« Gut genug?
Gut
genug? Oh, wenn er nur wüsste. Sie schlug einen sanfteren Tonfall an. »Darum geht es nicht. Ich habe eine Arbeit zu tun, die ich an keinem anderen Ort tun kann. Mein Platz ist hier, in dieser Stadt, Asher. Es tut mir leid. Ich kann nicht tun, was du willst.«
»Du kannst es nicht tun?«, wiederholte er, »oder willst du es nicht tun? Du bist Buchverkäuferin, Dathne. Du könntest Bücher überall verkaufen. Wenn du wolltest.«
Zornige Tränen stiegen ihr in die Augen. Er hatte sie geschwächt, der elende Kerl. Hatte sie auf eine Weise verletzbar gemacht, wie sie es noch nie zuvor gewesen war. »Es tut mir leid«, sagte sie schroff. »Ich will nicht unfreundlich sein. Ich möchte nicht, dass wir uns im Zorn trennen. Ich möchte, dass wir uns überhaupt nicht trennen! Aber was du willst, ist unmöglich.«
Er nickte langsam und blickte nachdenklich durch die geöffnete Tür der Gans. »Ist es Matt? Liebst du ihn?«
Diese Frage überraschte sie so sehr, dass sie lachen musste.
»Matt?
Jetzt machst du dich wirklich lächerlich. Natürlich liebe ich Matt nicht. Asher…« »Dann liegt es an mir.« Seine Augen wurden hart, und er trat zurück. »Nur zu. Du kannst es aussprechen. Ich werde nicht in winzige Stücke zerbrechen und schreiend in die Nacht davonlaufen. Sprich es aus.«
Und jetzt hatte sie ihn verletzt, hatte ihn wirklich verletzt. Oh, warum hatte sie neben all den anderen Dingen nicht auch
das
vorhergesehen? Was sollte sie tun? Lügen und sagen, dass er ihr nichts bedeute? Oder sollte sie der Prophezeiung trotzen? Ihr Gelübde brechen, ihren feierlichen Schwur, und ihm den wahren Grund für ihre Zurückweisung nennen? Ihm die schreckliche Wahrheit über sich selbst sagen, lange bevor es Zeit wurde, dass er es erfuhr? Sollte sie alles aufs Spiel setzen, ein Königreich und alle Menschen darin, nur um einem einzigen Mann Herzeleid zu ersparen? Selbst wenn der Mann Asher war?
Oder sollte sie mit ihm gehen? Jervals Erbin wird ihn leiten, so hieß es in der Prophezeiung. Bedeutete das, dass sie ihren Laden und Matt im Stich lassen und den ganzen weiten Weg nach Westjammer mit ihm reisen sollte? Sie
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