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König 02 - Königsmacher

König 02 - Königsmacher

Titel: König 02 - Königsmacher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Miller
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behandeln wie… wie einen Krüppel?
    Schweigend starrte er auf den Esstisch und die plötzlich unwillkommenen Speisen. Das alte Gasthaus knarrte um ihn herum, während es sich für die Nacht bereit machte, und das Feuer brannte langsam zu glühender Kohle herunter. Aber er saß immer noch dort, weil es ihm durch den Sinn ging, dass Asher vielleicht zurückkehren würde, um weiter mit ihm zu streiten, um um Verzeihung zu bitten oder ihm Beleidigungen oder sogar Teller an den Kopf zu werfen. Barl wusste, dass sie im Laufe des vergangenen Jahres ihre Zwistigkeiten gehabt hatten. Laute, lange und hitzige Auseinandersetzungen zum Teil. Aber am Ende hatten sie immer eine Lösung gefunden. Am Ende war es ihnen gelungen, auf gemeinsamen Boden zurückzukehren und sogar über den Gegenstand ihres ursprünglichen Streits zu lachen.
    Sie waren niemals ohne einen Händedruck auseinandergegangen, auch wenn sie übereingekommen waren, nicht übereinzukommen.
    Aber Asher kehrte nicht zurück. Das Essen wurde kalt und immer kälter, bis es schließlich nur noch als Schweinefutter taugte. Das Feuer erlosch, und die Kerzen brannten in ihren Haltern herunter.
    Schließlich ging er zu Bett.
    Als Willer am nächsten Morgen vor der Kutsche stand und auf das Signal zum Aufbruch wartete, blickte er nach links und rechts, um sich davon zu überzeugen, dass kein Untergebener mit langen Ohren nahe genug stand, um zuzuhören, dann wandte er sich voller Eifer an Darran: »Nun? Was habt Ihr in Erfahrung gebracht?«
    Darran blickte hochnäsig auf ihn herab. »Also wirklich, Willer. So wie Ihr es schildert, klingt mein Verhalten geradezu verstohlen.«
    »Nein!«, protestierte er. »Nein, ganz und gar nicht, Darran. Ihr seid nur diskret. Diplomatisch. Taktvoll.«
    Statt zu antworten, rief Darran einen vorbeikommenden Diener mit einem Fingerschnipsen heran und deutete mit dem Kopf auf die Tür der Kutsche. Der Diener öffnete sie, zog das kleine Trittbrett herunter und trat dann beiseite, damit der Sekretär einsteigen konnte. Darran nahm die Höflichkeit mit einem Nicken zur Kenntnis und setzte sich. Willer, der den Diener keines Blickes würdigte, stieg hinter ihm ein.
    Als sie in dem sicheren Schweigen der Kutsche saßen, lehnte Darran sich bequem in den Kissen zurück. Er klappte sein Arbeitspult, das in ein Paneel in der Wand der Kutsche eingelassen war, heraus, nahm einige Papiere aus der raffiniert verstauten Tasche darunter, schob sich die Brille auf die Nasenspitze und begann zu lesen.
    Willer konnte sich nur mit knapper Not daran hindern, laut zu schreien. Es war ein Spiel, Darrans Lieblingsspiel, »Foppt den Gehilfen«, aber Willer würde eher Asher die Finger küssen und ihn »Herr« nennen, bevor er Darran die Befriedigung einer weiteren Frage gönnte. Stattdessen stöberte er in seinen eigenen Papieren herum und nahm sich den Bogen vor, auf dem die Ereignisse des Festes verzeichnet waren. Er hatte sich die Reihenfolge natürlich bereits eingeprägt, aber dies war ein weiterer Teil des Spiels. Je eifriger er wirkte, umso länger würde Darran warten, bevor er sein Wissen mit ihm teilte. Aber obwohl er die Notizen überflog, sah er sie kaum, und seine Gedanken kreisten um andere Dinge als die Große Zusammenkunft und den Hymnus der Meeresernte. Durch das offene Fenster beobachtete er, wie Asher einige wütende Worte mit einem Stallburschen wechselte, während er an den Gurten seines Pferdes zerrte. Übellaunigkeit umhüllte ihn wie ein Mantel, dick und schwarz und rot. Eine Bewegung am Hintereingang des Gasthauses erregte seine Aufmerksamkeit. Der Wirt, dieser provinzielle Bauer, dessen Name Grünfalk oder Grimfulk oder so ähnlich lautete. Und Seine Hoheit. Der, wie Willer mit wachsendem Ergötzen feststellte, in ebenso grimmiger Stimmung war wie Asher. Also stimmten die Gerüchte vielleicht. Der Prinz und sein unklug erwählter persönlicher Ratgeber hatten sich tatsächlich entzweit. Endlich, endlich zeigten sich die ersten Risse in diesem Barl ungefälligen Bündnis. Die Hektik der Reisevorbereitungen fand einen jähen Höhepunkt, als die geschäftig umhereilenden Diener ihren königlichen Herrn erblickten. Willer vergaß vollends, so zu tun, als lese er, und beugte sich vor, um Ashers Gesicht besser sehen zu können. Sobald er Seine Hoheit bemerkt hatte, erstarrte der Emporkömmling mitten in seiner Beschwerde. Sein Rücken versteifte sich, und er reckte das Kinn vor, von Kopf bis Fuß arroganter Trotz, ohne die geziemende Demut oder

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