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König 02 - Königsmacher

König 02 - Königsmacher

Titel: König 02 - Königsmacher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Miller
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tot. Diesmal hast du Ihre Majestäten nicht enttäuscht. Er ist nicht tot. Denk daran und nicht an das, was hätte sein können. Er gab noch mehr Senf in die Mixtur und rührte blinzelnd und schnüffelnd darin herum.
    In dem tiefen Sessel hinter ihm regte Gar sich in seiner dicken Decke. War das ein Husten? Hatte der Prinz von seinem schrecklichen Bad im Ozean eine Erkältung oder Schlimmeres davongetragen? Du hättest ihn aufhalten sollen, Darran. Wer schert sich darum, was die Tradition vorschreibt? Du hättest dem einen Riegel vorschieben sollen. Du wusstest, wie töricht es von ihm war, sich einzig mit diesem Asher als Schutz all diesem offenen Wasser auszusetzen. Du weißt, wie er ist. Er tut alles, was gefährlich ist, und hat es getan, seit man ihm gesagt hatte… seit ihm bewusst geworden war… dass er immer… anders… sein würde.
    Oh, wie gut er sich an jenen Tag erinnerte. Er war eingebrannt in sein Gedächtnis und tauchte manchmal sogar in Albträumen auf. Fünf Jahre alt war der Prinz gewesen, groß für sein Alter und prächtig anzusehen, gerade so wie die frühen Gemälde von seiner Mutter, die in der Gedenkhalle des Palastes hingen. Gold und silbern schimmerndes Haar und Augen, die jede erblühende Hoffnung, jeden schrecklichen Traum widerspiegelten.
    »Nein«, hatte er geschrien. »Ich bin kein Krüppel, ich bin es nicht, ich bin es nicht, ich bin es nicht!« Dann war er vor seinen Eltern davongelaufen, vor dem Meistermagier, vor seinem unerträglichen Leben und hatte sich in die Ställe geflüchtet.
    »Lasst ihn gehen«, hatte der König gesagt, in dessen tiefer Stimme Kummer und Bedauern durchklangen. »Je früher er lernt, dass er vor diesem Problem nicht davonlaufen kann, umso besser.« Und er hatte den Prinzen nur dafür bestraft, dass er sein Pony zuschanden geritten hatte.
    Er selbst war damals ein junger Sekretär gewesen und hatte von dem Unglück nur durch Zufall und durch eine Handvoll dringlicher Briefe erfahren. Er persönlich hätte dem Pony die blauschwarze Kehle durchgeschnitten und das dampfende Blut zum Frühstück getrunken, wenn er damit die schreckliche Wahrheit hätte ändern können. Wenn er dem Prinzen seine Magie hätte geben können.
    Aus dem Sessel klang ein weiteres bedrohliches Räuspern. Barl wusste, dass der Prinz ein robuster Mann war und nicht im Geringsten zu Übellaunigkeit, Wutanfällen und Ähnlichem neigte. Aber dies war etwas anderes. Er war um ein Haar ertrunken… Schmerzen in der Brust oder noch Schlimmeres lagen durchaus im Bereich des Möglichen.
    Seine Eingeweide zogen sich abermals zusammen, während die Angst ihn umklammert hielt. Alter Narr! Er braucht dich! Reiß dich zusammen! Er holte tief Luft und musste seinerseits von den Senfdämpfen husten. Das Fußbad des Prinzen verdickte sich geradeso, wie er es wollte. Vielleicht noch ein Tropfen Wasser…
    Als es absolut perfekt war, tupfte er sich mit einem Tuch das Gesicht und die Hände trocken, griff nach der Schüssel und setzte ein munteres, entschlossenes Lächeln auf. »Bitte sehr, Herr. Ein schönes, heißes Senfbad, um jeder Erkältung vorzubeugen.«
    Dem Gesicht des Prinzen mangelte es noch immer an Farbe, und die Prellungen und Kratzer, die er erlitten hatte, stachen ab wie vergossene Tinte auf Schnee. Sobald sie ihn zerschunden und blutend aus dem Hafen hergebracht hatten, hatte man ihn in ein heißes Bad gesetzt und gnadenlos geschrubbt. Darran dankte im Stillen noch einmal Barl dafür, dass der Prinz während des ganzen unangenehmen Martyriums größtenteils bewusstlos gewesen war. In seinem Nest aus Decken hob Gar die schweren Lider. »Wo ist Asher?« Dank jahrelanger Ausbildung blieb seine Miene unverändert. »Es geht ihm gut. Wenn Ihr jetzt die Füße in die Schüssel stellen wollt, Herr, werdet Ihr Euch viel besser fühlen.«
    »Ich will kein verdammtes Senfbad, Darran!«, fauchte der Prinz. »Wenn Ihr es nicht trinken wollt, schafft es fort!« Auf seinem Gesicht stand ein Ausdruck, der nur allzu sehr an den des Meistermagiers erinnerte, wenn dieser schreckliche Mann mit etwas unzufrieden war.
    Darran stellte die Schüssel wieder auf den Tisch. Er ist erregt, nur erregt, natürlich ist er erregt. Seine Hände zittern wieder. Er meint es nicht so, das weißt du, das tut er niemals. Er hat nicht nachgedacht, er versteht nicht… »Ich habe sie enttäuscht, Darran.«
    Er drehte sich um. »Wen enttäuscht, Herr?«
    Der Prinz starrte mit verzweifelter, trostloser Miene aus dem Fenster.

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