König 02 - Königsmacher
war… auf interessante Weise schwierig. Jede Faser seines Körpers schmerzte, aber all der schöne Apfelwein und das Bier sorgten dafür, dass der Schmerz weit, weit fort war. Er musste schon bald mehr trinken.
Nachdem er ein paarmal falsch abgebogen war, fand er schließlich den Dienstboteneingang des Hauses des Bürgermeisters. Die Tür war abgeschlossen. Natürlich. Er hatte nicht die Kraft anzuklopfen, daher trat er dagegen. Einmal, zweimal, dreimal. Schließlich wurde die Tür einen Spaltbreit geöffnet. Darran stand vor ihm, die Nase gerümpft, die Augen schmal und glänzend. Was für ein Willkommen. Vielleicht konnte er sich noch einmal übergeben, diesmal über die Schuhe der alten Krähe. Ob er dann wohl endlich wegging?
»Wo, in Barls Namen, seid Ihr gewesen?«, zischte Darran. »Es ist mitten in der Nacht! Seine Hoheit war ganz krank vor Sorge!«
»Erstick doch am Blasfisch«, sagte er und zwängte sich ins Haus. Stolperte über irgendetwas. Einen Stuhl. Fiel hin. Oooh. Das hat weh getan. Er brauchte eindeutig noch ein Bier.
Nach einigen Fehlversuchen fand er die Füße wieder. Bett. Er wollte in sein Bett. Vor ihm war eine Treppe. Er mochte Treppen nicht. Mit einem Grunzen ging er hinauf.
Darran folgte ihm. »Wie könnt Ihr es
wagen,
in solcher Verfassung hierher zurückzukommen! Nach allem, was Seine Hoheit durchgemacht hat, wie könnt Ihr es wagen, ihn auf solche Weise zu beleidigen!«
Oben an der Treppe musste er nach links abbiegen. Nein, nach rechts. Nein, nach links. Weiter durch die Korridore, was für eine schöne Wand; sie hielt ihn aufrecht. Wenn er jetzt hinfiel, würde er nie wieder aufstehen. Er brauchte etwas zu
trinken…
» Widerwärtig,
das ist es, was Ihr seid…«
Wenn er Darran schlug, würde er dann den Mund halten? Er würde sich Ärger einbrocken, aber was spielte das für eine Rolle? Was spielte irgendetwas noch für eine Rolle? Mit geballten Fäusten fuhr er herum. »Halt die Klappe, du räudige, madenzerfressene alte Krähe!«, knurrte er. »Halt den Mund, bevor ich ihn dir stopfe!«
»Wie könnt Ihr es
wagen«,
keuchte Darran. »Dafür sollte man Euch auspeitschen!«
Asher grinste. »Zu spät.«
Darran hörte ihm nicht zu. »Man sollte Euch…« Den Rest des Satzes schluckte er herunter, riss sich zusammen und verneigte sich. »Eure Hoheit.«
Asher wandte sich taumelnd um und blickte mit trüben Augen hinter sich. Gar, der soeben den Gürtel seines wattierten, blauen Morgenrocks umband, kam auf sie zu. Die Kratzer und Prellungen auf seinem grimmigen Gesicht hoben sich deutlich gegen die blasse Haut ab.
»Heh!«, sagte Asher und winkte. »Blondschopf!«
»Er ist betrunken, Herr«, sagte Darran.
Gar zog die Augenbrauen hoch. »Nein, wirklich?« Dann seufzte er und fuhr sich mit der Hand über die Augen. »Geh zu Bett, Darran. Ich kümmere mich darum.«
Sein Sekretär zögerte und spitzte die Lippen. »Geht, habe ich gesagt!«, fuhr Gar ihn an, und Darran zog sich zurück.
»Nachtchen!«, rief Asher der alten Vogelscheuche nach.
Gar packte ihn am Hemd und schüttelte ihn. Es war ein Wunder, dass sein Kopf nicht von den Schultern fiel. »Halt den Mund«, sagte Gar. »Und komm mit mir.« Stolpernd und unter lautstarken Einwänden tastete er sich hinter Gar durch den Flur, bis sie das Quartier des Prinzen erreichten. Gar öffnete die Tür, schob ihn hinein und schloss die Tür hinter sich. »Du stinkst nach Erbrochenem und Bier«, sagte er. Knapp. Abgehackt. Das Gesicht und die Augen so hart wie die seiner Brüder.
Asher zuckte die Achseln, verloren zwischen der Tür und dem Fenster des Raums. »Jawohl. Hm. So was passiert, wenn man die Nacht damit verbringt, Bier zu trinken und zu kotzen.«
»Das interessiert mich nicht. Wasch dich, und sieh zu, dass du nüchtern wirst. Wir werden die Stadt im ersten Morgengrauen verlassen.«
»Was meint Ihr damit, ›wir‹? Ich arbeite nicht mehr für Euch, erinnert Ihr Euch?«
»Du arbeitest für mich, bis ich etwas anderes sage.«
Asher blinzelte ihn leicht schwankend an. »Warum wollt Ihr in die Stadt zurückkehren? Wir sind doch gerade erst hier angekommen.«
In Gars verkrampftem Kiefer zuckte ein Muskel. »Vater ist tot.«
Asher prallte zurück. Er brauchte wirklich noch etwas zu trinken. Der Schmerz wurde schlimmer, und er hatte einen widerwärtigen Geschmack im Mund. »Woher wisst Ihr, dass er tot ist? Hat Zeth es Euch erzählt?«
»Ich kenne keinen Zeth«, erwiderte Gar. »Und nun sei still und hör zu. Wir…«
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