König 02 - Königsmacher
»Denn wenn Zeth es Euch nicht erzählt hat, dann…«
Gar versetzte ihm einen heftigen Stoß. »Ich habe gesagt, du sollst
still
sein! Was ist los mit dir? Hast du mich nicht gehört? Mein Vater ist
tot!«
Das war komisch. Das war so komisch, dass er lachen musste. »Ist er das? Nun, wisst Ihr was? Meiner ist ebenfalls tot! Endlich haben wir beide mal was gemeinsam, wie? Ich meine, abgesehen von der Sache, dass wir beide keine Magie haben. Man stelle sich nur vor.«
Gar schlug ihn.
Nun, jetzt brauchte er
wirklich
etwas zu trinken. Er strich sich mit den Fingerspitzen über die Mundwinkel. Fand Blut. Starrte es an. Wischte es sich an seinem Hemd ab und taumelte unsicher auf die Tür zu.
»Du wirst nicht gehen«, sagte Gar.
»Wartet es ab.«
Als er nach dem Türknauf griff, stieß Gar ihn beiseite, rammte ihm die Handflächen gegen die Schulterblätter. Schmerz flammte in Asher auf und trieb mit einem gequälten Ächzen alle Luft aus seinen Lungen. Er prallte gegen die Wand und stützte sich daran ab, um nicht hinzufallen. Die Augen fest geschlossen, drückte er die blutig geschlagene Wange an die hübsche Tapete und wartete darauf, dass der Schmerz wieder erstarb.
»Was ist das?«
Widerstrebend schlug Asher die Augen wieder auf und sah Gar an. Der Prinz starrte auf seine Hände hinab. Sie waren blutverschmiert. »Nichts.« Plötzlich war er müde, so schrecklich müde. »Nichts.«
Gar sah ihn an. »Zeig mir deinen Rücken.« »Nein.«
»Zeig mir deinen Rücken, oder ich werde Darran herrufen, damit er mir hilft, dich dazu zu zwingen!«
Und genau das würde er tun. Bastard! Zusammenzuckend schlüpfte Asher aus seinem einst so eleganten, feinen Seidenhemd. Ließ es auf den teuren Teppich des Bürgermeisters fallen. Schloss die Augen und lehnte sich an die Wand. Gar sog scharf die Luft ein. »Wer hat das getan?«
»Niemand.«
»Asher!«
Gars Stimme verlangte augenblicklichen Gehorsam. Hah! »Ein Angriff auf dich ist ein Angriff auf mich. Ich will seinen Namen.«
Er hätte niemals zurückkommen sollen. Nicht in dieses Haus. Nicht nach Westjammer. »Lasst es gut sein.« »Sein Name, Asher.«
Irgendwie gelang es ihm, die Augen zu öffnen. »Ich bin gestürzt.«
Gar starrte ihn ungläubig an. »Das glaube ich nicht.« »Ich bin gestürzt.« »Das ist eine Lüge!«
»Ich bin gestürzt!«
Erzürnt versetzte Gar ihm ein zweites Mal einen Stoß.
Asher fiel wie ein Stapel Ziegelsteine, wie die Dachpfannen auf den vom Sturm verwüsteten Häusern von Westjammer, und landete halb auf dem Rücken, und es tat so weh, dass er zu lachen begann, denn die Alternative wären Tränen gewesen, und er wollte nicht weinen.
Gar stand mit geballten Fäusten über ihm.
»Das ist nicht komisch!«
»Ich weiß«, sagte er, verbarg das Gesicht auf dem Boden und lachte weiter. Sie hörten das dumpfe Geräusch nackter Füße, die über den Teppich stampften. Dann wurde die Tür aufgerissen. »Darran? Was tut Ihr hier draußen? Ich habe Euch gesagt, dass Ihr ins Bett gehen sollt!«
»Ich weiß, Herr, es tut mir leid, Herr. Herr, ist alles in Ordnung?« »Nein. Ich brauche einen Pother. Findet einen, weckt ihn auf und bringt ihn her. Sofort!« »Ja, Herr.«
Die Tür wurde wieder geschlossen, und Darrans Schritte entfernten sich. Er hörte das Rascheln von Kleidern und einen dumpfen Aufprall, als Gar sich an der Wand hinabgleiten ließ, um sich neben ihm auf den Boden zu setzen. »Dein Vater ist tot?«, fragte er leise.
Er hörte auf zu lachen. »Ja.«
»Er ist in dem Sturm ums Leben gekommen?«
»Es war ein Unfall. Vor acht Monaten.«
»Das tut mir leid. Wie hast du…?«
»Meine Brüder haben es mir erzählt.«
»Deine
Brüder
haben das getan?«, platzte Gar heraus.
»Sie geben mir die Schuld an seinem Tod.«
Und damit waren sie nicht die Einzigen.
Als er starb, hat er deinen Namen geschrien.
Irgendwo hinter der Tür erklang das gedämpfte Summen von Stimmen. »Deine Brüder haben das getan …«, wiederholte Gar sehr leise. Der Teppich roch nach Staub und Salz. »Es ist nichts, ich bin nur benommen, Gar. Zeht und die anderen, sie haben mich verbannt. Keine Fischerboote für Asher. Nicht in Restharven. Nirgendwo in Lur.« Und was war der Schmerz seines Fleisches verglichen damit?
Gar sog scharf die Luft ein. Angespanntes Schweigen folgte. Dann: »Für wie lange?« »Für immer.«
Wieder hörte Asher das Rascheln von Gewändern, als Gar seine Position veränderte. »Können sie das tun?« Sie konnten es nicht nur,
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