König 02 - Königsmacher
als Vizetribun war die einzige, für die er jetzt noch taugte. Ein trockenes Leben, etwas anderes gab es nicht mehr für ihn.
Er hob den Kopf. »Ich werde bleiben. Ihr seid verrückt, wenn Ihr denkt, Ihr würdet jemand anderen finden, der bereit wäre, sich mit Darran und Willer herumzuschlagen.«
Gar stieß einen leisen Laut der Erheiterung aus. »Das ist wahrscheinlich eine Übertreibung, aber… gut. Ich bin froh darüber.«
Mit einem Stöhnen ließ Asher den Kopf wieder sinken. Wenn er nicht bald etwas zu trinken bekam, würde er die Wände hochgehen. Er sah Gar an. Sah die tiefen, grauen Ringe unter seinen Augen, die verzehrende Trauer darin. »Seid Ihr Euch sicher, dass der König tot ist?«
Gar nickte trostlos. »Ich bin mir sicher.«
Wann genau hatte ein Körper so viel Schmerz in sich aufgenommen, dass er ihn nicht länger spüren konnte?
Bald, hoffte er.
Gar wirkte… vernichtet. Er sollte etwas sagen, aber die Worte wollten nicht kommen. Und dann wurde die Tür geöffnet, und der räudige alte Darran kam mit dem Pother hereingeplatzt. Danach war der einzige Schmerz, der noch eine Rolle spielte, von der sauberen, körperlichen Art.
Ein Jammer, dass es nicht so bleiben würde.
Nur wenige Stunden später wartete Asher in der kalten Dämmerung des Stallhofes mürrisch und halb betäubt von Arzneien im Sattel, während Darran um Gar herumwuselte.
»O Herr, ich wünschte wirklich, Ihr würdet das nicht tun!«
Gar runzelte die Stirn. »Das habt Ihr bereits gesagt. Immer wieder. Sagt es nicht noch einmal.«
Darran presste die Lippen zusammen. »Nein, Herr.« Er sah so aus, als hätte er am liebsten geschrien.
Asher kannte das Gefühl.
»Ihr habt reichlich Münzen in Eurer Satteltasche, Herr«, fuhr Darran fort. »Und so viel Brot und Käse und Wurst, wie ich einpacken konnte.« Er nagte einen Moment lang auf seiner Unterlippe. Dann drehte er sich abrupt um und funkelte Asher an. »Sorgt dafür, dass er jede Nacht in einem anständigen Bett schläft, hört Ihr? Nicht unter einer Hecke am Straßenrand oder auf einem offenen Feld. Ihr werdet Euch um ihn kümmern, ist das klar?«
Asher hatte keine Kraft für eine schneidende Erwiderung. »Aye.«
Willer, der hinter Darran herumlungerte, sah ihn mit aufgedunsenen, blutunterlaufenen Augen an, als wolle er ihn durchbohren. Gehässigkeit und zunichtegemachter Triumph zuckten in ihm wie Schlangen in einem Fass mit ranzigem Öl. Asher wandte den Blick ab und biss sich in die Innenseite seiner Wange. Willers bittere Enttäuschung war das einzig Gute an seiner erzwungenen Rückkehr nach Dorana.
Gar stieß ein ungeduldiges Zischen aus. »Danke, Darran. Asher kennt seine Pflicht - und Ihr auch. Denkt daran, Ihr seid jetzt meine Stimme hier. Sprecht sanft und voller Barmherzigkeit für alle.«
Darran nickte unglücklich. »Ja, Herr. Gute Reise, Eure Hoheit. Und«, er warf einen schnellen Blick auf den Bürgermeister und seine Frau, die sich in ihre besten Mäntel kauerten und mit trüben Augen den Sonnenaufgang verfolgten, »und richtet Ihrer Majestät meinen Gruß aus.«
»Ja.« Gar wandte sich seinen Gastgebern zu. »Mein Dank gilt auch Euch und Eurer braven Gemahlin, Herr Bürgermeister. Ich bedauere, dass ich auf so unziemliche Weise aufzubrechen gezwungen bin.«
Der Bürgermeister verneigte sich. »Ja, Eure Hoheit.«
»Wenn Ihr irgendetwas braucht,
irgendetwas,
zögert nicht, es Darran zu sagen. Er wird es beschaffen.«
»Vielen Dank, Eure Hoheit.«
Gar nickte seinem Sekretär ein letztes Mal zu, dann drückte er Ballodaire die Fersen in die Flanken, bis er neben Cygnet stand. »Schaffst du das wirklich?«, fragte er mit gesenkter Stimme.
Asher nickte. Gars Satteltaschen mochten bis zum Bersten gefüllt sein mit Essen, aber seine eigenen waren voll mit kleinen Pillen und Tränken von dem Pother. »Ja.«
Gar starrte ihn immer noch an. »Ich werde dich nicht schonen.«
»Darum habe ich auch nie gebeten.«
»Ich kann es nicht«, sagte Gar gequält und unsicher. »Wenn der Ritt über deine Kräfte geht…« »Das wird er nicht.« »Aber wenn doch…«
Asher blickte zu den nahen Baumwipfeln hinüber, über denen es langsam hell wurde. »Die Sonne ist fast aufgegangen. Brechen wir nun auf, oder nicht?« Seite an Seite wendeten sie ihre Pferde und machten sich auf den langen Rückweg nach Dorana.
Sie folgten dem von Trümmern übersäten Pfad des Sturms.
Wenn Gar eine Meinung über die aufgerissene Erde, die geborstenen Bäume, die niedergedrückten
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