König 02 - Königsmacher
die Kälte, lachte Jarralt höhnisch. »Ihr erwartet, dass diese jämmerliche Geschichte irgendjemanden überzeugt?«
»Ich erwarte, dass jeder hier dafür sorgt, dass sie es tut.«
Morg beobachtete mit überschäumender, heimlicher Heiterkeit, wie der König und sein rebellischer Berater einander abermals anstarrten. Der Krüppel und der fromme Dummkopf hielten den Atem an. Traurigerweise machte Jarralt diesmal einen Rückzieher. Er senkte den Blick und nickte. »Ja, Eure Majestät.«
Der König schlug auf den Tisch. »Dann sind wir bis auf einen letzten Punkt fertig. Bis auf Weiteres wird Gar sich magischen Studien widmen, und währenddessen wird Asher als Tribun für olkische Angelegenheiten amtieren. Als solcher wird er alle Rechte und Pflichten haben, die zuvor Seiner Hoheit Prinz Gar in dieser Eigenschaft zugefallen sind. Er wird an den Sitzungen dieses Rates teilnehmen und die Stimme erheben, wann immer er es für passend hält. Ich gehe davon aus, dass Ihr alle ihm, wenn er das erste Mal in seiner neuen Position hier erscheint, das Gefühl geben werdet, willkommen zu sein.«
Jarralt war mit dieser Entscheidung unzufrieden. »Seid Ihr Euch sicher, dass das klug ist? Ich habe gehört, dass er zurzeit von Taverne zu Taverne zieht und jedem, der zuzuhören bereit ist, erzählt, dass Seine Hoheit jetzt ein ›richtiger‹ Dorane sei. Man fragt sich, für welche Art von Doranen er den Prinzen bisher gehalten hat.«
Während der Krüppel und der König einen verwunderten Blick tauschten und Holze zungenschnalzend seine Missbilligung kundtat, unterdrückte Morg ein Lächeln. Der gehorsame Asher, der dem Vorschlag des Meistermagiers folgte. Und der damit möglicherweise - hoffentlich - seine unbequeme Freundschaft mit dem Krüppel schwächte.
Das war wichtig. Je früher Prinz Gar sich ganz und gar auf die Wärme und Unterstützung seines Lehrers verließ - des gütigen, geduldigen und verständnisvollen Dürrns -, umso besser.
Der Krüppel sagte: »Da muss ein Irrtum vorliegen. Asher würde niemals…« »Kein Irrtum«, unterbrach Jarralt ihn. »Ich habe es von meinem obersten Stallburschen, der zu der Zeit in der Taverne war. Wenn dies ein Beispiel dafür ist, wie der amtierende Tribun für olkische Angelegenheiten sich zu verhalten gedenkt, dann sollte man vielleicht …«
»Ihr schenkt Dienstbotentratsch so ohne weiteres Glauben?«, erwiderte der Krüppel. »Ihr überrascht mich, Herr.«
»Und Ihr überrascht mich, Eure Hoheit! Euer Vertrauen in einen Mann zu setzen, der…«
»Falls Asher tatsächlich etwas Derartiges gesagt haben sollte…«
»Falls?«
Jarralt deutete wütend mit dem Zeigefinger auf das gerötete Gesicht des Krüppels. »Jetzt bezichtigt Ihr mich also der Lüge? Ihr behauptet, ich hätte den Kronrat belogen?
Seine Majestät
belogen? Wie könnt Ihr es wagen…« Der König umklammerte mit eisernem Griff das Handgelenk seines Sohnes. »Hört auf damit. Alle beide. Conroyd, Gars unerwartete Verwandlung ist kaum ein Geheimnis, da sie sich vor den Augen der halben Stadt vollzogen hat. Falls Asher etwas zu dieser Angelegenheit bemerkt haben sollte, ist das gewiss kein Verbrechen. Und wir haben sicher dringendere Angelegenheiten zu besprechen. Die Sitzung des Kronrats ist beendet. Kümmert Euch um Eure eigenen Angelegenheiten, Mylord. Überlasst Asher meinem Sohn.«
Jarralt verließ den Raum mit flammenden Augen. Um das unbehagliche Schweigen zu brechen, wandte Holze sich mit einem sanften Lächeln an den Krüppel. »Eure Hoheit, ich habe über all den Unannehmlichkeiten ganz vergessen zu sagen, wie sehr ich mich für Euch freue. Ich weiß, dass Ihr dieses unerwartete Geschenk weise nutzen werdet. Barls Segen sei mit Euch, Herr.«
»Danke, Holze«, erwiderte der Krüppel errötend. »Ihr könnt gewiss sein, dass ich Euch in den kommenden Tagen aufsuchen werde, um Leitung zu erbitten.«
Sobald der alte Tattergreis gegangen war, ließ der König das Handgelenk seines Sohnes los und verzog das Gesicht. »Nun, das hat sich genauso entwickelt, wie ich es mir vorgestellt hatte.«
»Es tut mir sehr leid, Herr«, sagte der Krüppel, »dass ich Euch solchermaßen Conroyd Jarralt ausgeliefert habe und seinen…«
»Er hätte in jedem Fall Zeter und Mordio geschrien wegen einer geteilten Thronfolge«, antwortete der König erschöpft. »Das zumindest ist nicht deine Schuld. Was die andere Angelegenheit betrifft…« Er runzelte die Stirn. »Es ist geschehen und vorüber. Es gehört der
Weitere Kostenlose Bücher