König 02 - Königsmacher
geschmolzenem Gold. Wann immer ich den Mund öffne, fürchte ich, dass ich eine Wolke von Schmetterlingen in die Luft entlassen werde. Die Geburt von Magie ist ebenso grausam wie wunderbar.« Er zögerte. »War es bei dir auch so?«
»Nein.« Ihre Züge wurden weicher, und ihre müden Augen blickten in die Vergangenheit. »Bei mir ist die Magie herangekrochen wie eine Welle auf einen Strand. Sanft. Schrittweise. Die Welle ist immer näher und näher herangeplätschert, bis ich mich umschaute und nur noch Wasser sah. Ich nehme an, bei anderen Doranen ist es ziemlich ähnlich. Aber deine Magie ist gewaltsam über dich gekommen, wie ein Sturm. Und wie ein Sturm hat sie die Landschaft ein wenig gebeutelt. Aber das können wir in Ordnung bringen, Gar. Mit Zeit. Mit Geduld. Und vor allem mit Liebe.«
Gar betrachtete den verwüsteten Garten. »Ich hoffe es.« Sie tauschten ein kurzes Lächeln. »Wo ist Fane?«
»Im Bett. Sie schläft. Ich habe Nix gebeten, ihr einen Schlaftrunk zu geben. Wenn sie aufwacht, werden wir uns vernünftig unterhalten, von Mutter zu Tochter. Wir werden eine Lösung finden, Gar. Wir müssen. Das Königreich verlässt sich darauf. Dein Vater verlässt sich darauf.« Ein unversöhnlicher Unterton stahl sich in ihre Stimme. »Wir dürfen ihn jetzt weniger denn je im Stich lassen.«
Gars Kehle war plötzlich wie zugeschnürt. Er musste einige Male blinzeln, weil die Welt um ihn herum verschwamm. »Das werden wir nicht tun, Mama.
Ich
werde es nicht tun. Das schwöre ich bei der gesegneten Barl selbst.« Er küsste seinen Heilsring so heftig, dass seine Lippen schmerzten. »Ganz gleich wie es weitergeht, ganz gleich was ich tun muss, das Königreich Seiner Majestät wird sicher sein.«
Sie griff nach seiner Hand und drückte die Lippen auf seine Knöchel. »Mein liebster Sohn«, flüsterte sie, dann ließ sie ihn los.
»Und jetzt lauf. Ich möchte diesen Garten bis zum Abendessen in Ordnung bringen, und ich bin davon überzeugt, dass du ebenfalls noch zu tun hast.«
Er sah sie unsicher an. »Das… ist sehr großzügig von dir, Mama, aber ich sollte dir helfen…«
Sie schüttelte den Kopf. »Nein, Gar. Ich denke, du hast für einen Tag mehr als genug Gartenarbeit getan.«
Schockiert starrte er sie an. Sie starrte zurück - und ein perlendes Gelächter entrann ihren Lippen.
»Mama!«,
protestierte er. »Das ist nicht
komisch!«
Sie rang um Selbstbeherrschung. »Ich weiß, mein Lieber. Ich weiß. Nur… sieh dich um!« Sie breitete die Arme weit aus, eine Bewegung, die auch den letzten jämmerlichen Zentimeter der ruinierten Laube umfasste. »Und dabei warst du immer so ein
ordentlicher
Junge!«
Sie fielen einander in die Arme, und ihre Schultern zitterten, so groß war die Anstrengung, ihre Erheiterung zu unterdrücken. »Oje, oje«, stöhnte seine Mutter leise. »Ich habe keine Ahnung, was über mich gekommen ist…«
Gar richtete sich auf und wurde wieder ernst. Er fuhr sich mit dem Hemdärmel übers Gesicht und stieß einen Seufzer aus. »Ich auch nicht. Ich kann mir nicht vorstellen, was Darran sagen würde, wenn er uns sehen könnte.«
Seine Mutter schauderte theatralisch. »Ich kann es mir vorstellen. Vielen Dank, Gar. Ich bin jetzt vollkommen nüchtern.« Sie küsste ihn auf die Wange. »Und nun fort mit dir. Wirst du zum Abendessen kommen?«
»Wie wäre es mit Frühstück?«
»In Ordnung. Also dann, bis morgen früh.«
Mit einem Lächeln überließ er sie dem Garten und kehrte in den Turm zurück, wo seine Pflichten auf ihn warteten.
Der Erste, dem er begegnete, war Darran.
»Gut«, sagte er schroff und brachte den aufdringlichen alten Schwätzer mit einer erhobenen Hand zum Schweigen, bevor er anfangen konnte, Fragen zu stellen oder Ratschläge zu erteilen. »Ich möchte eine Ansprache an das Personal halten. Sorg dafür, dass sich in zehn Minuten alle - aus dem Turm, vom Grundstück und aus den Ställen - in der Halle versammeln. Wo ist Asher?«
»Herr?«, fragte Darran schwach. »Ja, Herr. Asher ist oben, soweit ich weiß. Herr, wenn ich vielleicht eine Bemerkung machen dürfte…«
»Nein«, erwiderte er und wandte sich der Treppe zu. »Dürft Ihr nicht.«
Er fand Asher in seinem Arbeitszimmer vor, wo er deprimiert an seinem Schreibtisch saß, vor sich den Terminkalender für die kommende Woche. »Dieser Darran ist der Meinung, dass wir
all
unsere Zusammenkünfte für die nächste Woche absagen sollten«, meinte er und blickte auf. »Aber wenn wir das tun, bedeutet
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