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König Artus

König Artus

Titel: König Artus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Steinbeck
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erstenmal las, ungefähr in Louis’ Alter, muß ich in Wörter verliebt gewesen sein, weil mich die alten und obsolet gewordenen Ausdrücke entzückten. Ich frage mich aber, ob sie für Kinder von heute auch so reizvoll wären. Sie sind ja mehr durch Bilder als durch Töne geschult. Ich habe vor, einen Probelauf zu machen – nicht alle alten Formen herausnehmen, nicht die gesamte Satzstruktur Malorys beseitigen, aber gängige, einfache Wörter einfügen und Sätze umdrehen, deren Sinn noch immer unklar ist.
    Verschiedene Dinge werde ich nicht tun. Ich werde den Text nicht entschärfen. Pendragon hat Cornwalls Weib genommen, so war es nun einmal. Ich glaube, daß Kinder solche Dinge nicht nur verstehen, sondern sie auch akzeptieren, solange sie nicht durch eine Moralisiererei verwirrt werden, die die Wirklichkeit durch Verschweigen zu eliminieren versucht. Diese Männer hatten Frauen , und dabei wird es bei mir bleiben. Außerdem habe ich vor, die Kapitelüberschriften beizubehalten und dabei die Malory-Caxton-Sprache unangetastet zu lassen. Ich glaube, das ist eine hübsche Idee.
    Sobald ich ein Stück davon fertig habe, werde ich in einem einleitenden Essay mein persönliches Interesse an dem Zyklus darlegen, wann es sich zum erstenmal zeigte und wohin es führte – in die Philologie hinein und auf der anderen Seite wieder hinaus. In diesem Essay werde ich auch aufzuschreiben versuchen, wie sich nach meiner Meinung dieses Buch auf unsere Sprache, unser Denken, unsere moralischen Einstellungen und unsere Ethik ausgewirkt hat.
    Ich habe das Gefühl, daß diese Arbeit sehr rasch vorangehen wird – wenn nicht zu viele Unterbrechungen eintreten. Ich denke aber auch, daß ich in diesem Fall Unterbrechungen verkraften kann. Ich stelle fest, daß ich es [das Buch] nach all diesen Jahren noch sehr gut kenne.
    Noch etwas anderes möchte ich nicht tun. Es gibt in diesem Buch zahlreiche Stellen, die unklar sind, wie Dichtung das eben an sich hat. Sie sind nicht wortwörtlich zu nehmen. Ich beabsichtige nicht, sie wortwörtlich-verständlich zu machen. Nur zu gut erinnere ich mich, welches Entzücken es mir selbst bereitet hat, Mutmaßungen anzustellen.
    Nun zum Titel … ich weiß nicht, was auf Caxtons Einband stand, aber auf seiner Titelseite hieß es:
    The Birth, Life and Acts of King Arthur, of his Noble Knights of the Round Table, their marvelous enquests and adventures, the achieving of the San Greal and in the end Le Morte Darthur with the Dolorous Death and Departing out of this World of them All.
    Vielleicht werde ich mich dafür entscheiden, ein Stück vom Anfang zu nehmen und das Buch The Acts of King Arthur zu nennen. Natürlich würde ich den Grund dafür in der Einleitung erklären – und dabei Caxtons Titelseite zitieren. Aber das Buch besteht viel mehr aus Taten als aus Tod.
    Jedenfalls … über all das läßt sich diskutieren. Die Hauptsache ist, daß ich mir klarwerde, ob ich dazu überhaupt imstande bin oder nicht. Und der beste Weg, dies festzustellen, besteht darin, sich an die Arbeit zu machen.
    Haben Sie eine Caxton-Ausgabe? Ich hätte gern, daß Sie meine Fassung beim Lesen damit vergleichen, so daß Sie mir Ratschläge erteilen können.
    Als nächstes: Was würden Sie davon halten, wenn wir Chase zu einer Art Chef vom Dienst machten? Sein Wissen und sein Interesse sind anscheinend sehr groß, und er könnte mir nützlich sein, wenn ich mich festfahre. Es wäre gut, jemanden zu haben, mit dem man sich besprechen kann. Und er könnte eine Einleitung bekommen, die meinem Essay vorausginge. Lassen Sie mich bitte wissen, was Sie dazu meinen.

    AN ERO – NEW YORK, 3. DEZEMBER 1956
    Mit der Arbeit an den Arthur-Erzählungen geht es gut und fröhlich voran. Dieser Brief ist als ein Fortgangsbericht und eine Werbeschrift gedacht. Was das Arthur-Buch betrifft, stelle ich fest, daß ich dafür bestens vorbereitet bin. Ich habe etwas Angelsächsisch gelernt und natürlich, wie jedermann, eine Menge aus dem Alt- und Mittelenglischen gelesen. Warum ich »wie jedermann« schreibe, weiß ich nicht, denn ich stelle fest, daß das nur sehr wenige Leute getan haben.
    Das Winchester-Manuskript enthält jedoch eine große Zahl Wörter, deren allgemeine Bedeutung ich zwar erfasse, die aber auch Spezialbedeutungen haben können. Es ist schwierig, für die älteren Sprachen Lexika aufzutreiben. Ich habe jedoch die Leute von der Bibliothek und Fannie darangesetzt und hoffe, noch diese Woche einiges brauchbare Material zu

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