König Artus
korrigiert. Der erste war unkorrigiert, und mein Standpunkt ist noch immer ungefähr der gleiche. Vielleicht mache ich es nicht gut genug. Aber wenn es sich nicht lohnt, es so zu machen, wie ich es versuche, dann bin ich ganz auf dem Holzweg, nicht nur darin, sondern auch in vielen anderen Dingen, und das ist natürlich durchaus denkbar. Alan Lerner macht zur Zeit ein Musical über König Arthur, und es wird sehr hübsch werden und eine Masse Dollar einspielen – aber das ist nicht das, was ich möchte. Es geht mir um etwas anderes. Vielleicht habe ich in meinem Eifer, mich zu verteidigen, verfehlt, was ich eigentlich sagen wollte. Vielleicht versuche ich etwas zu sagen, was sich nicht sagen läßt, oder etwas zu tun, was meine Fähigkeiten übersteigt. Aber Malorys Werk hat etwas, was der Zeit länger standhält als T. H. White, länger Bestand haben wird als Alan Lerner oder Mark Twain. Kann sein, ich weiß nicht, was es ist – aber ich spüre es. Und wie gesagt, wenn ich auf dem Holzweg bin, dann auf einem wirklich kolossalen.
Aber sehen Sie nicht – ich muß auf dieses Gefühl setzen. Ich weiß, es ist nicht die Literatur, die das heutige Ohr aufnimmt, ohne sich anstrengen zu müssen, aber dieses Ohr ist ja von der Madison Avenue, vom Rundfunk, vom Fernsehen und Mickey Spillane etwas dressiert. Der Held gilt beinahe als etwas Abgeschmacktes, sofern er nicht im Western auftritt. Eine Tragödie eine echte Tragödie – ist lächerlich, es sei denn, sie spielt sich in einer Wohnung in Brooklyn ab. Könige, Götter und Heroen vielleicht ist ihre Zeit vorbei, aber ich kann es nicht glauben. Vielleicht, weil ich es nicht glauben mag. In diesem Land hier bin ich umgeben von den Werken von Heroen, erbaut seit dem ersten Auftreten des Menschen. Ich weiß nicht, wie die Monolithen in diesen Kreisen ohne Werkzeuge aufgestellt werden konnten, aber dazu hat es mehr gebraucht als kleine Gaunereien und faule Schuljungen und die Kümmernisse übergewichtiger Damen auf der Psychiatercouch. Irgend jemand hat eine gewaltige Erdmasse bewegt und nicht nur, um »einen Dollar zu kassieren«. Wenn es mit alledem vorbei ist, habe ich irgendwo den Anschluß verpaßt. Und das könnte leicht der Fall sein.
Ich bin heute traurig gestimmt – nicht verzweifelt, sondern zweifelnd. Ich weiß, ich muß meinem Impuls folgen. Vielleicht wird es besser werden, wie Malory besser wurde – und er wurde besser. Wenn ich den Sommer und Herbst durchgearbeitet habe … und es wirkt dann immer noch lahm, werde ich das Ganze abblasen, aber ich habe zu viele Jahre davon geträumt, zu viele Nächte, um den Kurs zu ändern. Ich habe nie gedacht, diese Arbeit würde ungeheuer populär werden, aber doch geglaubt, sie würde eine ständige Leserschaft gewinnen, nicht weil ich den Text verändert, sondern weil ich den Zugang zu ihm erschlossen habe. Ich selbst habe mich verändert, weil ich meiner überdrüssig war, habe meine Kunststückchen aufgegeben, weil ich nicht mehr daran glaubte. Eine Entwicklung war vorbei, und vielleicht war auch meine Zeit vorbei. Es ist durchaus möglich, daß ich mich nur noch wie eine in zwei Stücke geschnittene Schlange winde, von der wir früher glaubten, sie könnte erst sterben, wenn die Sonne unterging. Doch wenn es so ist, dann muß ich mich eben weiter winden, bis die Sonne untergeht.
Ach was, blödes Zeug! Ich glaube an diese Arbeit. Sie hat etwas unsagbar Einsames. Es kann gar nicht anders sein.
AN ERO – SOMERSET, MAI 1959
Ich bin gerührt über Ihren Brief mit dem unausgesprochenen Vertrauen in etwas, was Ihnen eigentlich nicht sehr gefällt. Ich hatte natürlich nicht die Absicht, Ihnen ein falsches Bild zu vermitteln. Wie mir scheint, meinten wir nicht dieselben Dinge. Eine der Schwierigkeiten dürfte in dem großen Umfang dieser Arbeit liegen. Ich wollte, ich könnte mit Chase darüber sprechen. Ich stimme ihm zu, an welchen Stellen man die Bände aufhören lassen könnte. Aber was die römische Episode betrifft, werden meine Bedenken immer größer. Sie hat, scheint mir, nie richtig hineingepaßt. Es passiert ja kaum etwas. Die beiden großen und durchgehaltenen Erzählungen sind die um Lancelot und Tristan. Die Lancelot-Geschichte bricht in der Mitte ab, Tristan erscheint, und dann Lancelot und die Gral-Sequenz und der morte. Ich werde mir sehr sorgfältig durch den Kopf gehen lassen, ob ich die Geschichte mit dem Kaiser nicht weglasse. Damit würde der erste Band bis zum Beginn von Tristan gehen. Im
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