König Artus
Vorrat an notwendigen Dingen in häuslicher Ordnung auf.
Mit ihrem kleinen, scharfen Messer schnitt sie Schößlinge ab und machte daraus Haken für ihre Kleidungsstücke. Ihr Ritter bat sie um die goldene Spange, mit der sie ihr Haar zusammenhielt, zog Haare aus dem Schweif seines Pferdes, flocht sie zu einer Schnur zusammen, ging dem Geräusch von Wasser nach, das in ein Becken sprudelte, und fing auf dem Weg dorthin ein paar Fliegen. Schon bald darauf kam er mit vier schön gesprenkelten Forellen zurück, bog die Haarspange der Dame gerade und gab sie ihr wieder. Dann wickelte er die Forellen in grüne Farnblätter und legte sie beiseite, um sie am Abend in heißer Asche zu braten.
»Nun pflegt der Ruhe, mein Ritter«, sagte sie. »Eure Arbeit ist getan. Bringt mich bitte nicht um meinen eigenen Anteil. Seht, ich habe einen weichen Sitz aus Farnwedeln gemacht. Setzt Euch darauf, Sir, lehnt Euch an den Baum und schaut zu, wie ein Fräulein sich müht, es seinem Herrn angenehm zu machen.«
Er lächelte, setzte sich und sog den Duft der Stachelbeeren ein, die über dem Feuer in heißem Honig tanzten. Er dehnte seine Glieder und hob die Arme über den Kopf. »Zufriedenheit verlangt so wenig und doch so viel«, sagte er. »Seht Euch den klaren, blauen Sommerhimmel an, vom Abendrot rosa überhaucht, und den Abendstern dort. Es ist nichts Geringes, das alles für unsere Zufriedenheit zu bereiten. Laßt uns über die Zukunft sprechen, mein Fräulein.«
»Ich würde lieber stumm das Jetzt genießen, mein Ritter.«
»Ja, ja«, sagte er. »Ich habe nicht die ferne Zukunft gemeint, die uns erwartet. Wir sind zu Abenteuern unterwegs. Ich bin oft auf Abenteuer ausgezogen, aber noch nie mit solcher Freude. Bestimmte Dinge werden verlangt. Wir müssen tun, was notwendig ist. Wir haben die Feinde des Königs bezwungen und im Turnier gekämpft. Wir haben ein ganzes Jahr vor uns und keine Eile. Also – wir können uns mit den Abenteuern Zeit lassen und sie übers Jahr verteilen, oder wir können sie rasch hinter uns bringen, uns ein freundliches Plätzchen suchen und die Zeit sanft über uns hingleiten lassen.«
Sie rührte mit einem Zweig die Stachelbeeren um und lächelte dabei ein zufriedenes, heiteres Lächeln. »Als fahrendes Fräulein kenne ich mich aus«, sagte sie. »Ein einziges Abenteuer ist ein leidliches Ergebnis. Zwei Abenteuer sind besser, drei verdienen, daß die Zahl aufgeschrieben wird, und vier – bei vier wird niemand einen Zweifel äußern. Wir haben bereits zwei erstklassige bestanden. Manche würden auch den unfreundlichen Mann aus dem Haus im Wald dazuzählen, doch das wollen wir nicht tun. Und vor uns haben wir jetzt den Riesen, von dem ich gesprochen habe. Wie steht’s bei Euch mit Riesen, mein Herr Ritter?«
»Ich hatte ein paar Begegnungen mit Riesen«, antwortete er. »Sie haben mir immer leid getan. Niemand will sie um sich haben, und ihre Vereinsamung macht sie zornig und manchmal gefährlich.«
»Aber wie seid Ihr als Kämpfer gegen Riesen?«
»Macht Euch darüber keine Gedanken«, sagte Sir Marhalt. »Ich kenne zwar diesen speziellen Riesen noch nicht, doch die, mit denen ich es bisher zu tun hatte, waren ebenso dumm wie sie groß waren, je größer, desto dümmer. Es gibt eine Taktik gegen Riesen, die meistens Erfolg hat.«
»Aber es ist doch wahr, daß sie viele Ritter gefangennehmen oder töten, Herr Ritter.«
»Ich weiß, und für diese Ritter ist das kein Kompliment. Ritter neigen dazu, mit denselben Waffen gegen alle Feinde zu kämpfen. Sie wollen sich nicht umstellen. Ein schwerer Harnisch und ein Schild gegen einen Riesen, das ist hirnverbrannt.«
Von dem Hang oberhalb von ihnen, auf den sich nun die Dunkelheit senkte, kam ein Schrei. Sir Marhalt sagte zu dem Fräulein beruhigend: »Es ist nur ein Hase. Ich habe eine Schlinge ausgelegt. Jetzt haben wir Fleisch für morgen vormittag. Wenn Ihr mit dem Feuer fertig seid, lege ich die Forellen in die heiße Asche.«
»Das werde ich tun, Sir. Ihr dürft mich nicht darum bringen, Euch zu bedienen. Mein Stolz hängt daran.«
Als der süß duftende Dampf von den Farnwedeln und den Forellen hochstieg, sagte er: »Kommt, setzt Euch zu mir, liebes Fräulein.« Und als sie sich mit dem Rücken an den Baum lehnte, schob er das Haar über ihrem kleinen Ohr zur Seite, fuhr mit einem Finger den Rand ihres Ohrläppchens nach und sah, daß sich die Abendsonne in ihren Augen spiegelte. »Zufriedenheit verlangt so wenig und doch so viel«, sagte
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