Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
König der Dunkelheit: Roman (German Edition)

König der Dunkelheit: Roman (German Edition)

Titel: König der Dunkelheit: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Lawrence
Vom Netzwerk:
vielleicht einen Mörder.

32
Vier Jahre zuvor
    In den heißen und endlosen Sümpfen von Cantanlona sind viele Dinge verloren, Geheimnisse verschlungen und Leben von Schwärze aufgesaugt. Und manchmal bringen langsame Strömungen zurück, was besser verborgen geblieben wäre.
     
    Es ist nie eine gute Idee, in einem Sumpf zu laufen. Langsame Schritte sind gefragt, wenn es überall kleine Tümpel gibt, in denen man versinken kann, Morast, der einen festhält und langsam verschlingt, und im Gras verborgene Löcher, bestens dazu geeignet, einem den Fuß zu brechen. Aber manchmal sind schlechte Ideen die einzigen, die man hat.
    »Folgt mir!«, rief ich und lief zwischen den Tümpeln und den Grasbüscheln zu meiner Linken. Chella ließ sich in den Schlamm sinken, und der Nubier versuchte, mir den Weg zu versperren.
    Welche Nekromantie auch immer ich von Chellas Bruder bekommen hatte, sie konnte nur ein Tropfen sein im Vergleich mit dem Ozean von Chellas Macht. Doch auch Geheimnisse haben Macht. Das Geheimnis, an das ich dachte, war von
Dr. Taproots Lippen geschlüpft, und er hätte mir diese Information nicht kostenlos gegeben, wenn er davon überzeugt gewesen wäre, dass sie noch irgendeinen Wert besaß.
    »Ich gebe dich frei, Kaschta!« Ich drückte die Hand auf die Wunde in seiner Brust, ohne auf die zugreifenden Pranken des Nubiers zu achten.
    Wenn ein Name geheimgehalten wird, bekommt er ein Vielfaches seiner Macht. Der Nubier fiel sofort, und ich gewann den Eindruck, dass er nie wieder aufstehen würde. Als er fiel, wuchs mein Zorn.
    Ich lief weiter, gefolgt von den lebenden Brüdern hinter mir und den toten hinter ihnen. Rechts hinter mir trat der Dicke Burlow Rike in den Weg. Ich blieb nicht stehen, erreichte eine kleine Anhöhe mit festerem Untergrund, drehte mich dort um und beobachtete, wie Rikes Breitschwert durch Burlows Arm schnitt. Burlow packte ihn mit der anderen Hand, aber Makin hackte ihm auch die ab, und beide Männer eilten weiter, wurden jedoch langsamer, als weicherer Boden sie zum Waten zwang. Makin verlor einen Stiefel an den saugenden Morast, schaffte es aber an meine Seite. Unsere in Panik geratenen Pferde liefen in alle Richtungen. Einige folgten uns, unter ihnen Brath, doch ich sah, wie zwei von ihnen im Schlamm steckenblieben und zu sinken begannen. Sie bäumten sich auf und versuchten, sich aus der tödlichen Umklammerung zu befreien.
    Einige Meter entfernt begann es in einem Tümpel zu brodeln. Leiche auf Leiche kam daraus hervor, als steckten sie viele Klafter tief im Boden, ganz dicht beieinander.
    Ich führte die Brüder weiter. Den Untoten mangelte es zwar an Furcht, und man musste sie regelrecht in Stücke schlagen, damit sie aufhörten, uns nach dem Leben zu trachten, aber wenigstens
waren sie langsam. In offenem Gelände hätten wir sie innerhalb kurzer Zeit weit hinter uns gelassen, doch im Sumpf kamen wir kaum schneller voran als sie. Eine Aura des Todes durchdringt den Schlamm der Cantanlona-Sümpfe. Der Morast selbst scheint halb lebendig zu sein, oder halb tot – es hing vom jeweiligen Blickwinkel ab. Er half den Untoten, würgte sie nach oben und bewahrte sie davor, im Morast zu versinken.
    Die Leichen aus dem Tümpel stellten sich uns entgegen, als der feste Boden nach links führte.
    »Bleibt in Bewegung!«, rief ich.
    Makin zog einem Gegner die Klinge über die Brust, genug, um einen Lebenden aufzuhalten, aber nicht einen Toten. Das Geschöpf achtete gar nicht darauf und streckte ihm schlammbedeckte Arme entgegen. Rike hielt sich nicht mit seinem Schwert auf. Er trat einem Leichenmann mit solcher Wucht in den Bauch, dass er meterweit flog und einen anderen Toten von den Beinen riss. Wie sich herausstellte, eignete sich der Rote Kent von allen Brüdern am besten für diesen Kampf. Seine nordische Axt schlug Körperteile ab und ließ ein Durcheinander aus Händen, Armen und Köpfen im Morast zurück.
    Wir liefen, mit den untoten Kreaturen auf den Fersen, still dazu entschlossen, uns zu erreichen und in Fetzen zu reißen. Die einzigen Geräusche waren ihr Platschen und unser Keuchen. Ein ganzes Heer grauer Untoter stellte uns nach, aber mit jeder Meile blieben sie weiter hinter uns zurück und gerieten schließlich außer Sicht.
    Auf einem kleinen Hügel, der sicheren Untergrund und einen weiten Blick über den Sumpf bot, hielt ich schließlich inne. Ein Kreis aus verwitterten Steinen deutete darauf hin, dass es sich um einen Grabhügel handelte – vielleicht hatte
hier

Weitere Kostenlose Bücher