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König der Dunkelheit: Roman (German Edition)

König der Dunkelheit: Roman (German Edition)

Titel: König der Dunkelheit: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Lawrence
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Blechhände und schlug die Becken in ihnen aneinander. Die kleine Gestalt wankte im Kreis, stampfte und schlug und marschierte ohne Ziel.
    Rike begann zu lachen. Es war nicht sein »Har, har, har«, das nach einer anderen Art von Zorn klang, sondern ein echtes Lachen, aus dem Bauch heraus. »Es ist wie … Es ist wie …« Er brachte die Worte nicht hervor.
    Die anderen konnten sich nicht zurückhalten. Sim und Maical gackerten zuerst. Grumlow schnaufte durch seinen Schnurrbart, der wie eine ertrunkene Ratte aussah. Auch der Rote Kent prustete los, und schließlich lachte auch Row, wie ein Kind. Gog glotzte verwundert. Selbst Gorgoth lächelte und zeigte dabei Zähne so schwarz wie Grabsteine.
    Der Clown kippte um, und seine Füße stampften in leerer Luft. Rike fiel mit ihm, klopfte mit den Fäusten auf den Boden und japste.
    Der Clown wurde langsamer, und schließlich bewegte er sich nicht mehr. In seinem Innern gibt es eine Feder aus blauem Stahl, die man mit einem Schlüssel aufziehen kann. Wenn der Clown aufhört, mit den Füßen zu stampfen und die Becken aneinander zu schlagen, hat die Feder keine Spannung mehr.
    »Burlow … Burlow hätte das sehen sollen.« Rike wischte sich Tränen aus den Augen. Ich hörte zum ersten Mal, dass er den Namen eines Gefallenen nannte.
    »Ja, Bruder Rike«, sagte ich. »Ja, das hätte er.« Ich stellte mir vor, wie Bruder Burlow mit uns lachte, wie sein Bauch dabei bebte.
    Wir hatten unseren Moment, einen der Wegpunkte, die einem dabei helfen, sich an das Leben zu erinnern. Wir hatten unseren Moment, den letzten guten, der die Bruderschaft wiederauferstehen ließ und sie für die Straße bereit machte.
    »Lasst uns gehen«, sagte ich.
    Manchmal frage ich mich, ob wir alle eine Feder aus blauem Stahl in uns tragen, wie die Denas, die Gorgoth im Kern von uns gewickelt glaubt. Ich frage mich, ob wir alle mit den Füßen stampfen, Becken gegeneinander schlagen und im Kreis marschieren, ohne ein Ziel. Und ich frage mich, wer über uns lacht.

6
Vier Jahre zuvor
    Drei Monate vorher hatte ich die Spukburg allein betreten, voller Blut, das nicht mein eigenes war, und in der Hand ein gestohlenes Schwert. Meine Brüder waren mir gefolgt. Jetzt verließ ich die Burg mit anderen Brüdern. Ich hatte das Blut meines Onkels gewollt. Die Krone nahm ich, weil andere Männer sagten, ich könnte sie nicht bekommen.
     
    Wenn die Spukburg an einen Totenkopf erinnert – und daran erinnert sie mich –, so könnte man die lächerlichen Brocken Stadt vor ihren Toren für das getrocknete letzte Erbrochene des Gestorbenen halten. Eine Gerberei hier, ein Schlachthaus dort, all die notwendigen, aber stinkenden Übel des modernen Lebens, außerhalb unserer Mauern, wo der Wind sie scheuert. Wir hatten gerade die letzten Bruchbuden hinter uns gebracht, als Makin zu uns aufschloss.
    »Vermisst du mich bereits?«
    »Die Waldwache hat mir mitgeteilt, dass Besuch unterwegs ist«, sagte Makin kurzatmig.
    »Wir sollten der Wache einen anderen Namen geben«, erwiderte
ich. Das Beste, was das Hochland an Wald zu bieten hatte, war eine gelegentliche Ansammlung von Bäumen, die sich krumm und windgebeugt in einem tiefen Tal zusammendrängten.
    »Fünfzig Ritter«, sagte Makin. »Mit der Fahne von Pfeil.«
    »Pfeil?« Ich runzelte die Stirn. »Sie haben einen weiten Weg hinter sich.« Die Provinz lag am Rand der Karte, die wir vor kurzer Zeit zusammengerollt hatten.
    »Sie scheinen ziemlich frisch zu sein, wie es in den Berichten heißt.«
    »Ich denke, ich empfange sie auf der Straße«, sagte ich. »Als Straßenbrüder bekommen wir vielleicht eine interessantere Geschichte von ihnen zu hören.« In Wirklichkeit wollte ich mir nicht wieder Seide und Hermelin anziehen und die ganzen Förmlichkeiten erdulden müssen. Die Ritter waren bestimmt zur Burg unterwegs. Man schickte keine fünfzig Mann in Plattenpanzern auf eine geheime Mission.
    »Ich begleite dich«, sagte Makin. Sein Ton machte deutlich, dass er diesmal kein »Nein« hören wollte.
    »Du siehst nicht wie ein Straßenbruder aus«, sagte ich. »Man könnte dich für einen Mann des Theaters halten, der die Requisitenkiste geplündert und ihr die besten Ritter-Klamotten entnommen hat.«
    »Roll ihn durch Scheiße«, schlug Rike vor. »Dann geht er als Straßenbruder durch.«
    Zufälligerweise befanden wir uns direkt neben Jerrings Ställen, und ein Haufen Dung lag in der Nähe. Ich zeigte darauf.
    »Unterscheidet sich gar nicht so sehr vom Leben am Hof.«

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