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König der Dunkelheit: Roman (German Edition)

König der Dunkelheit: Roman (German Edition)

Titel: König der Dunkelheit: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Lawrence
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Junge?«, fragte er.
    Etwas sagte mir, dass dieser Ritter genau wusste, wie weit es noch bis zur Burg war, sowohl Luftlinie als auch Wegeslänge.
    »Zur Burg von König Jorg geht es etwa zehn Meilen dort entlang.« Ich winkte mit dem Messer über den Weg. »Ungefähr eine Meile davon nach oben.«
    »Ein König ist er?« Der Ritter lächelte. Auch attraktiv wie Galen war er, mit dem kantigen Kinn, das viele Frauen mochten. »Der alte Renar bezeichnete sich nicht als König.«
    Er gefiel mir immer weniger. »Graf Renar regierte nur übers Hochland. König Jorg ist Erbe von Ankrath und den Ländern
von Gelleth. Das ist genug Land, um ihn zu einem König zu machen, zumindest hier in dieser Gegend.«
    Ich beugte mich vor und warf einen Blick auf den Brustharnisch des Burschen. Drachen hatte er dort, ins Metall geätzt und mit roter Emaille versehen. Jeder von ihnen hatte sich aufgerichtet und umklammerte einen vertikalen Pfeil, größer als er selbst. Gute Arbeit. »Von Pfeil kommt Ihr, Herr?«, fragte ich, wartete keine Antwort ab und wandte mich an Makin. »Weißt du, warum man jenes Land Pfeil nennt, Makin?«
    Er schüttelte den Kopf und starrte auf den Sattelknauf. Der Wunsch, »Dies ist keine gute Idee« zu sagen, zitterte auf seinen Lippen.
    »Wie ich hörte, nennt man das Land so, weil man einen Pfeil von der Küste im Norden bis zur Grenze im Süden schießen kann«, sagte ich. »Wie ich hörte, hätte man das Land auch ›Niesen‹ nennen können. Ich frage mich, wie man den Mann nennt, der dort regiert.«
    »Du weißt viel über Wappenkunde, Junge.« Der Ritter musterte mich noch immer ruhig. Sein Begleiter griff nach dem Schwert; der Panzerhandschuh klickte am Heft. »Den Mann, der dort regiert, nennt man den Fürsten von Pfeil.« Er lächelte. »Aber du kannst mich Fürst Orrin nennen.«
    Es schien unbedacht zu sein, mit nur fünfzig Mann in das Reich eines anderen Herrschers zu reiten, selbst wenn es Männer wie diese waren. Ich hatte mich gegen so etwas entschieden.
    »Fürchtet Ihr nicht, dass König Jorg die Gelegenheit nutzen könnte, das Schlachtfeld Eures Hundertkrieges ein wenig auszudünnen?« , fragte ich.
    »Als sein Nachbar wäre ich vielleicht besorgt«, erwiderte der Fürst. »Aber mich zu töten oder als Geisel meinen Feinden zu überlassen, würde nur die Position seiner eigenen Feinde festigen
und ihnen bessere Möglichkeiten geben, ihm zu schaden. Und wie ich hörte, hat der König einen guten Blick für seine Chancen. Außerdem wäre es nicht gerade einfach.«
    »Ich dachte, Ihr seid auf der Suche nach einem Grafen gekommen«, sagte ich. »Aber mir scheint, Ihr wisst bereits von König Jorg und seinem guten Blick.«
    Der Fürst zuckte die Schultern und wirkte dabei recht jung. Zwanzig vielleicht. Kaum älter. »Das ist ein hübsches Schwert«, sagte er. »Zeig es mir.«
    Ich hatte das Heft mit altem, schmutzigem Leder umwickelt. Die Scheide war älter als ich und trug den Glanz der Jahre. Was auch immer das Schwert meines Onkels einst gewesen sein mochte, hübsch war es jetzt gewiss nicht. Zumindest nicht, bis ich es gezogen und sein Metall gezeigt hätte. Sollte ich den Dolch werfen? Mit der Klinge im einen Auge hätte Blondschopf vermutlich nicht mehr so gut gesehen. Vielleicht hatte er daheim sogar einen Bruder, der froh darüber gewesen wäre, der neue Fürst von Pfeil zu sein, und der mir deshalb einen Gefallen geschuldet hätte. Ich sah es vor dem inneren Auge: wie uns der attraktive Fürst mit meinem Dolch im Gesicht über die Hänge jagte.
    Normalerweise gebe ich nicht viel auf sollte . Aber dieses Sollte wäre vielleicht besser gewesen.
    Ich steckte das Messer weg und zog das Schwert meines Onkels, ein Erbstück seiner Familie. Die Klinge aus Erbauer-Stahl fing das Licht des Tages ein und gab es scharf zurück.
    »Heda«, sagte Fürst Orrin noch einmal. »Ein ungewöhnliches Schwert hast du da, Junge. Wem hast du es gestohlen?«
    Der Bergwind wehte kalt, fand jede Ritze in meiner Rüstung, und ich fröstelte trotz der Wärme von Gog in meinem Rücken. »Warum sollte der Fürst von Pfeil mit nur fünfzig Männern
den ganzen weiten Weg zum Hochland von Renar zurücklegen, frage ich mich?« Ich stieg ab. Die Augen des Fürsten wurden groß, als er Gog sah, der auf dem Pferd sitzen blieb, halb nackt und wie ein Tiger gestreift.
    Ich kletterte auf einen Felsen am Wegesrand, um zu zeigen, dass ich nicht laufen wollte.
    »Warum sollte ich die Gründe dafür einem Räuberkind nennen, das

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