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König der Dunkelheit: Roman (German Edition)

König der Dunkelheit: Roman (German Edition)

Titel: König der Dunkelheit: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Lawrence
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Qalasadi vorstellen
 – er mag Leute, die sich mit Zahlen auskennen.« Er lächelte, als hätte er sich einen Scherz erlaubt.
    »Ich danke Euch, Lord Robert«, sagte ich.
    »Danke nicht mir, William. Danke meiner Schwester. Und zeig uns allen, dass sie dich richtig eingeschätzt hat.« Durch die Blätter der Orangenbäume sah er zum erstaunlich blauen Himmel hoch. »Bringt ihn zu Hauptmann Ortens«, sagte er, und Hauswächter führten mich weg.
    Jene Nacht schlief ich im Wachhaus des Westturms. Ortens, ein Mann mit mehr Narben auf dem kahlen Kopf, als eigentlich möglich sein sollten, hatte gebrummt und geflucht, dann aber einen Kettenhemd-Waffenrock aus der Rüstkammer holen lassen und die Näherin beauftragt, ihn anzupassen und mich mit einer Uniform im Blau des Hauses Morrow auszustatten. Ich bekam auch ein Schwert, ein Langschwert aus der gleichen Schmiede wie die anderen Wächter, das besser sein sollte als die Klinge in meiner schmutzigen Scheide, zweifellos aber schöner, und damit war meine Ausrüstung als neuer Hauswächter komplett.
    Die älteren Männer der Wache zeigten den üblichen Zweifel in Hinsicht auf mein Geschick mit dem Schwert. Sie meinten, ich sei vielleicht nicht einmal imstande, meine Mutter damit zu treffen, und sie wetteten darauf, wie lange es dauern mochte, bis mich der Hauptmann hinauswarf. Außerdem erlaubte meine ausländische Herkunft das Äußern schlechter Meinungen über die nördlichen Königreiche im Allgemeinen und Ankrath im Besonderen. Vor allem Ankrath erwies sich als wunder Punkt, da ihre Prinzessin Rowen dort ein unrühmliches Ende gefunden hatte. Ich gab zu, dass ich meine Mutter vermisste, deshalb aber nicht heimkehren würde. Darüber hinaus räumte ich ein, Bürger von Ankrath zu sein, allerdings einer, der an den
Toren jenes Mannes gekämpft hatte, der für den Tod der Königin die Verantwortung trug. Ich betonte, dabei mitgeholfen zu haben, ihn für sein Verbrechen zur Rechenschaft zu ziehen. Was mein Kampfgeschick betraf … Ich forderte alle Männer mit zu viel Blut auf, einen direkten Eindruck zu gewinnen.
    In jener Nacht schlief ich gut.
    Das Haus Morrow erwacht früh. Die meisten sind schon vor Sonnenaufgang auf den Beinen, damit Dinge erledigt werden können, bevor die Hitze kommt und sich jeder vernünftige Mann in die kürzer werdenden Schatten zurückzieht. Zusammen mit vier anderen neuen Rekruten suchte ich den Übungshof auf. Hauptmann Ortens kam vom Frühstück, um uns zu beobachten, als ein älterer Feldwebel uns mit Holzschwertern gegeneinander antreten ließ.
    Ich widerstand der Versuchung, mein ganzes Können zu zeigen, und beschränkte mich beim Kampf auf das Grundlegende. Ein erfahrenes Auge ist dennoch schwer zu täuschen, und ich glaube, Hauptmann Ortens verließ den Hof mit einer höheren Meinung über Rekrut William als der, mit der er gekommen war.
    Nach zwei Stunden wurde es zu warm für Übungen mit dem Schwert, und Feldwebel Mattus teilte uns für den Dienst ein. Ich hatte mir die Aufgaben eines Wächters in der Spukburg oder in der Hohen Burg immer als langweilig vorgestellt, aber wie langweilig sie sind, erfuhr ich erst, als ich sie selbst einen halben Tag wahrnahm. Ich stand am Unteren Tor, einer Eisentür, die Zugang zu etwas gestattete, das eigentlich kaum mehr war als ein erweiterter Balkongarten, wo die adligen Damen Salbei, kleine Zitronenbäume und Blumenstöcke wachsen ließen, die ihre Blüten vor einiger Zeit verloren hatten und nun neue entwickelten. Wenn ein Eindringling den Balkon
erreichte und von dort aus in die Burg wollte, sollte ich ihn aufhalten. Dass so etwas geschah, war höchst unwahrscheinlich, denn hypothetische Eindringlinge dieser Art hätten von einer vorbeikommenden Wolke springen müssen, um auf den Balkon zu gelangen. Wenn eine Dame den Garten besuchen wollte, sollte ich die Tür für sie aufschließen und wieder abschließen, nachdem die Besucherin gegangen war. Es langweilt mich sogar, davon zu schreiben. Drei Stunden stand ich dort in einer kratzigen Uniform und sah niemanden. Es kam nicht einmal jemand durch den nahen Flur.
    Am Mittag löste mich einer der anderen Rekruten von den morgendlichen Schwertübungen ab, und ich machte mich auf die Suche nach dem Speisesaal der Wächter.
    »Einen Augenblick bitte, junger Mann.«
    Ich blieb einen Meter vor der Tür des Speisesaals stehen und ließ meinen Magen für mich klagen. Langsam drehte ich mich um.
    »Wie ich hörte, bist du rechenkundig.« Der Mann war

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