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König der Dunkelheit: Roman (German Edition)

König der Dunkelheit: Roman (German Edition)

Titel: König der Dunkelheit: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Lawrence
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aus dem Schatten eines Fliederbusches getreten, der über die Innenwand des Hofes wucherte. Ein Mohr, dunkler als der Schatten, in einen schwarzen Burnus gehüllt, die gebrannte Umbra seiner Haut nur an Händen und im Gesicht sichtbar.
    »Darauf könnt Ihr zählen«, erwiderte ich.
    Er lächelte. Seine Zähne waren schwarz, offenbar gefärbt; es sah seltsam aus. »Ich bin Qalasadi.«
    »William«, sagte ich.
    Er wölbte eine Braue.
    »Wie kann ich Euch helfen, Lord Qalasadi?«, fragte ich. Er hatte die Haltung eines Adligen, doch es glänzte kein Gold an ihm. Ich beurteilte ihn nach dem Schnitt seiner Kleidung und den gepflegten Locken von Bart und Haar. Reichtum kauft ein
gewisses Äußeres, das von Geld spricht, auch wenn der Geschmack des Reichen eher schlicht ist.
    »Einfach nur Qalasadi«, sagte er.
    Ich mochte ihn. So einfach war das. Manchmal mag ich jemanden einfach.
    Er ging in die Hocke, zog einen Elfenbeinstab aus seinem Ärmel und schrieb damit Zahlen in den Staub. »Dein Volk nennt mich einen Mathmagier«, sagte er.
    »Und wie nennt Ihr Euch selbst?«, fragte ich.
    »Einen Zahlenkenner«, antwortete er. »Sag mir, was du siehst.«
    Ich betrachtete die Zeichen. »Ist das ein Wurzel-Symbol?«
    »Ja.«
    »Ich sehe Primzahlen, hier und dort … und auch hier. Dies ist eine rationale Zahl, das da eine irrationale. Ich sehe Gruppen.« Mit dem Zeh strich ich einen Kreis um die Gruppen; an einigen Stellen gab es Überlappungen. »Reelle Zahlen, ganze Zahlen, imaginäre Zahlen, komplexe Zahlen.«
    Qalasadi kratzte erneut etwas in den Staub, fließende Symbole, an die ich mich nur vage erinnerte. »Und dies?«
    »Teile der Integralrechnung. Aber dies geht über mein Wissen hinaus.« Ich bedauerte, mich geschlagen geben zu müssen. Schon nach dem Erkennen der Primzahlen hätte ich den Mund halten sollen. Stolz ist meine Schwäche.
    »Interessant.« Qalasadi strich mit der Hand über den Boden und verwischte die Zahlen, als könnten sie für andere gefährlich sein.
    »Habt Ihr jetzt Aufschluss über mich gewonnen?«, fragte ich. »Wie lautet meine geheime Zahl?« Ich hatte von Mathmagiern gehört. Sie schienen kaum anders zu sein als die Hexen, Astrologen und Wahrsager näher bei meiner Heimat, besessen
davon, die Zukunft vorherzusehen, die Leute mit schönen Worten zu beeindrucken und ihnen ihr Geld abzunehmen. Wenn mir Qalasadi vom Ruhm erzählt hätte, den der Fürst von Pfeil auf seinem Weg finden würde … In dem Fall wäre es mir sehr schwer gefallen, mich zu beherrschen. Wenn er angedeutet hätte, ich sei vielleicht im Jahr der Ziege geboren, hätte es für mich keine Beherrschung gegeben!
    Wieder das schwarze Lächeln. »Deine magische Zahl ist drei«, sagte er.
    Ich lachte. Aber er schien es ernst zu meinen. »Drei?« Ich schüttelte den Kopf. »Es gibt viele Zahlen, aus denen man wählen kann. Drei erscheint mir ein wenig … vorhersehbar.«
    »Alles ist vorhersehbar«, sagte Qalasadi. »In ihrem Kern geht es bei meiner Kunst um Wahrscheinlichkeit, woraus sich Vorhersage ergibt, was uns zum Zeitablauf bringt. Und letztendlich geht es bei allem darum, nicht wahr? Um die Zeit und ihren Ablauf.«
    Da hatte er nicht ganz unrecht. »Aber drei?« Ich winkte mit der Hand und suchte nach Empörung. »Drei?«
    »Es ist die erste deiner magischen Zahlen. Sie bilden eine Reihe«, sagte Qalasadi. »Die zweite lautet vierzehn.«
    »Ah, jetzt wird es interessant. Vierzehn. Daran kann ich glauben.« Da er sich offenbar nicht aufrichten wollte, ging ich neben ihm in die Hocke. »Warum vierzehn?«
    »Das ist dein Alter, nicht wahr?«, fragte er. »Und es ist der Schlüssel zu deinem Namen.«
    »Zu meinem Namen?« Unbehagen kroch mir über den Rücken, kalt trotz der Hitze des Tages.
    »Honorous, sollte ich sagen. Mit einiger Gewissheit.« Er zeichnete etwas in den Staub und ließ es sofort wieder verschwinden.
»Außerdem wahrscheinlich Ankrath, und vielleicht Jorg.«
    »Es fasziniert mich, wie Ihr all das der Zahl vierzehn entnehmen könnt«, sagte ich und dachte daran, ihm das Genick zu brechen und zum Hafen zurückzukehren. Doch das war nicht der Mann, den ich dem Vater meiner Mutter zeigen wollte, oder ihrem Bruder. Es war nicht der Jorg, den sie gekannt hatte.
    »Für mich siehst du nach einem Verwalter aus. Die richtigen Linien. Insbesondere bei Augen und Nase, und auch bei der Stirn. Und du hast gesagt, dass du von Ankrath kommst, was deinen Akzent und die Hautfarbe erklärt. Fast alle Verwalter sind nach

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