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König der Dunkelheit: Roman (German Edition)

König der Dunkelheit: Roman (German Edition)

Titel: König der Dunkelheit: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Lawrence
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einen Weg zum Thron schneiden, wenn mich ein als Bastard geborener Ziegenhirte mit einer Straßendirne gezeugt hätte – entweder ist mir der Stammbaum zu Diensten, oder ich fälle ihn und mache einen Rammbock daraus. Beides soll mir recht sein.
    Viele aus der Linie der Verwalter ähneln mir: hager, groß,
dunkel in Haar und Augen, einfallsreich. Selbst unsere Feinde nennen uns schlau. Die Linie des Kaisers ist verworrener. Sie verliert sich in niedergebrannten Bibliotheken, trägt den Makel von Wahnsinn und Ausschweifung. Und viele, die behaupten, aus dieser Linie zu stammen, sind wie Fürst Orrin gebaut: blond, mit dicken Armen, manchmal so groß wie Rike. Und attraktiv.
    »Verwalter, wie?« Ich rollte das Handgelenk, und mein Schwert tanzte. Der Hund stand abrupt auf und knurrte.
    »Weg damit, Jorg«, sagte Orrin. »Ich kenne dich. Du hast das Gesicht der Ankraths. Der dunkelste aller Zweige im Verwalter-Stammbaum. Ich habe gehört, dass ihr euch noch immer gegenseitig umbringt.«
    »Nicht Jorg, sondern König Jorg«, sagte ich und wusste, dass ich wie ein verzogenes Kind klang. Aber ich konnte nicht anders. Etwas in Orrins Ruhe, in seinem Licht, warf einen Schatten auf mich.
    »König? Ah, ja, wegen Ankrath, und Gelleth«, sagte der Fürst. »Aber ich habe auch gehört, dass dein Vater den jungen Prinzen Degran zu seinem Erben ernannt hat. Also vielleicht …« Er hob die Hände und lächelte.
    Das Lächeln fühlte sich wie ein Schlag ins Gesicht an. Mein Vater hatte also den neuen Sohn, den mit der Scorron-Hure gezeugten, zu seinem Nachfolger bestimmt. Mein Geburtsrecht hatte er ihm geschenkt. »Wollt Ihr ihm auch das Hochland geben?«, fragte ich und behielt das breite Grinsen im Gesicht, obwohl es wegkriechen wollte. »Ihr solltet wissen, dass hundert Soldaten meiner Wache zwischen den Felsen versteckt sind, dazu bereit, Pfeile durch die Lücken eurer hübschen Rüstung zu schicken.« Es hätte sogar wahr sein können. Ich wusste, dass zumindest einige Männer der Wache die Ritter im Auge behielten.
    »Wohl eher um die zwanzig«, sagte Fürst Orrin. »Ich glaube kaum, dass es Bergmänner sind, oder? Hast du sie bei deiner Flucht aus Ankrath mitgenommen, Jorg? Sie scheinen recht geschickt zu sein, aber wahre Bergmänner wären schwerer zu entdecken.«
    Er wusste zu viel, dieser Fürst. Dies wurde allmählich zu einer ärgerlichen Sache. Und ärgerliche Sachen machen mich ärgerlich und sogar zornig, wie ihr wisst.
    »Jedenfalls …«, fuhr er fort, als stünde ich nicht kurz vor der Explosion, als wäre ich nicht kurz davor, ihn mit meinem Schwert zu durchbohren, »ich werde dich nicht töten, so wie auch du mich nicht töten wirst. Es würde zwei schwache Königreiche durch ein stärkeres ersetzen. Wenn mich die Straße zum Thron des Reiches – zu meinem Thron – hierher führt, möchte ich lieber dich und deine Freunde vorfinden, wie ihr die Bauern terrorisiert und euch betrinkt, anstatt von deinem Vater oder Baron Kennick geschaffene Ordnung. Und ich hoffe, dass du nicht nur größer, sondern auch klüger geworden bist, wenn ich hier eintreffe, dass du dein Land mir als Kaiser öffnest.«
    Ich sprang von dem Felsen herunter, und blitzschnell war der Hund da und versperrte mir den Weg. Er knurrte nicht, sondern zeigte mir nur seine von Geifer feuchten Zähne. Ich fixierte ihn mit dem Blick, was eine gute Möglichkeit ist, sich ins Gesicht beißen zu lassen, aber mir ging es darum, das Tier einzuschüchtern. Das Schwert hielt ich an Heft und Klinge, die flache Seite nach vorn, machte einen weiteren Schritt und fühlte ein Grollen in mir aufsteigen. Ich habe einmal einen Hund gehabt, einen guten, den ich liebte, bevor mir solche weichen Worte genommen wurden, und es lag mir nichts daran, diesen zu töten. Aber ich würde ihn töten, wenn mir keine Wahl blieb.
»Zurück.« Es war mehr ein Knurren als ein Wort, und ich sah ihm direkt in die Augen.
    Der Hund legte die Ohren an, wimmerte und wich zwischen die Beine des Pferds zurück. Vielleicht fühlte er den Tod in mir. Eine bittere Mahlzeit, das Herz des Nekromanten. Ein weiterer Schritt fort von der Welt. Manchmal scheine ich drei Schritte außerhalb des Lebens anderer Menschen zu stehen. Einer für das Herz. Ein zweiter für den Dornbusch. Und der erste vielleicht für den Hund, an den ich mich in meinen Träumen erinnere.
    Ich nenne ihn meinen Hund, aber er gehörte meinem Bruder William und mir. Eine Art Wolfshund, größer als wir beide, ein

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