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König der Dunkelheit: Roman (German Edition)

König der Dunkelheit: Roman (German Edition)

Titel: König der Dunkelheit: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Lawrence
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größerer Unordnung als meine. Die Hauptleute würden eine Stunde brauchen, um Ordnung und Formation wiederherzustellen, die Toten auf Haufen zu legen und die Verwundeten mit Karren nach hinten zu bringen. Rauch hing über den Resten der kleinen Stadt, deren Hütten und Häuser vor den Mauern der Burg gestanden hatten. Der frische Wind richtete kaum etwas dagegen aus.
    Trotz der Feuer unten im Hof war es oben auf dem Turm kalt. Hier wehte der Wind stärker und drohte bereits mit dem Winter. Ich schlich zur Ostwand und sah zur Anhöhe, wo der Fürst den Großteil seiner Bogenschützen in Position gebracht hatte. Auch dort schien es ziemlich ungeordnet zuzugehen.
Trolle waren aus bisher noch unentdeckten Höhlen gekommen und machten sich voller Eifer daran, weitere Körper zu zerreißen.
    Ich duckte mich. Zwei Herzschläge lang war mein Kopf oben gewesen, und ein Pfeil brauchte drei Herzschläge, um von der Anhöhe zur Burg zu fliegen. Und tatsächlich, mehrere Schäfte zischten über mich hinweg. Sie alle verfehlten Rodrick, der nicht so klug gewesen war, in Deckung zu gehen. Ich riss ihn von den Beinen. »Bleib hier.«
    Ich zog den Seh-Ring der Erbauer unter meinem Brustharnisch hervor und hielt ihn vor ein Auge. Einen Teil des Bildes heranzuholen, gab mir noch immer das Gefühl, aus unvorstellbar großer Höhe zu fallen. Mir war klar, dass es dabei um die Bewegung von Linsen gehen musste, wie es mir Lundist im Observatorium meines Vaters gezeigt hatte, aber es fühlte sich an, als säße ich auf dem Rücken eines vom Himmel fallenden Engels.
    »Jorg! Jorg!« Makins Stimme kam von unten. Er klang besorgt.
    »Wir sind hier oben!«, rief ich.
    Einen Moment später geriet Makins Kopf in Sicht. Zumindest nahm ich an, dass er es unter dem Helm war.
    »Du bist also nicht verbrannt«, sagte ich.
    »Es war verdammt knapp. Ich habe vergeblich nach Kent gesucht. Vielleicht hat es ihn erwischt.«
    »Sieh dir dies an.« Ich winkte ihn zu mir. »Es dürfte interessant sein. Aber streck den Kopf nicht zu weit nach oben.«
    Ich nahm Makins Schild und hielt ihn mir als zusätzlichen Schutz über den Kopf. Dann sahen wir über die Zinnen. Nach der Explosion war es auf dem Schlachtfeld fast still. Natürlich erklangen noch immer Schreie, aber es fehlten das Krachen
der Waffen, die Kampfrufe, das laute Klappern und Ächzen der Belagerungsmaschinen. Natürlich schwiegen auch die Trommeln. Die sechs großen Kriegstrommeln meines Onkels, Messing und Ebenholz, breiter als Fässer, mit Ochsenhäuten bespannt, jetzt ausgebrannt und zwischen den Leichen auf dem Hof schwelend. Unter all dem hörte ich ein neues Trommeln, ein fernes Donnern. Makin hörte es ebenfalls und neigte den Kopf zur Seite. Es klang fast wie eine Lawine.
    »Das ist Kavallerie! Der Fürst von Pfeil bringt seine Kavallerie hierher, Jorg.« Makin wollte zu der Wand kriechen, von der aus man den zerstörten vorderen Bereich der Burg sehen konnte.
    Ich zog ihn zurück. »Es gibt meilenweit nur einen Ort, wo Pferde laufen können, Sir Makin.«
    Und dort kamen sie, ein Strom aus blauen und violetten Umhängen und silbernen Kettenhemden. Sie donnerten an Martens verborgenen Kämpfern vorbei, die ersten von ihnen mit für den Feind gesenkten Lanzen.
    »Was hat das zu bedeuten?« Makin wäre fast aufgestanden.
    »Ich habe Sim einmal von Hannibal erzählt, der Elefanten über die Aupen brachte. Nun, mein Onkel hat trotz Schnee und Eis schwere Kriegsrösser über die Matteracks gebracht.«
    »Wie?«
    Mit der Hand malte ich schnelle Kreise in die Luft, als wollte ich die Zahnräder von Makins Verstand schneller drehen.
    »Der Pass des blauen Mondes!« Makin grinste und zeigte mehr Zähne, als ein Mann haben sollte.
    »Ich habe ihn freigeräumt«, sagte ich. »Und Lord Jost muss den Vollzug der Ehe signalisiert haben. Das hat sie hierher gebracht.«
    Die Kavallerie des Hauses Morrow schnitt durch die Reihen
der Fußsoldaten, die den Hang hinauf geschickt worden waren, damit sie Gorgoths Trolle verjagten. Es half, dass die meisten Soldaten von Pfeil dem Laufteil den Rücken zukehrten, da sie weitaus mehr Trolle gefunden hatten, als ihnen lieb war. Tatsächlich schufen allein die Trolle ein beeindruckend großes Loch in der Streitmacht des Fürsten. Wie wilde Hunde griffen sie an, stürzten sich in einzelne Gruppen von Männern und hinterließen blutige, zerfetzte Körper. Wer auch immer sie für den Kampf gezüchtet hatte, bessere Arbeit konnte man kaum leisten.
    Auf dem Weg zur

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