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König der Dunkelheit: Roman (German Edition)

König der Dunkelheit: Roman (German Edition)

Titel: König der Dunkelheit: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Lawrence
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ist das nur ein schwacher Trost.« Onkel Robert sah die Hauptleute an, große Männer, ihre Haut von der südlichen Sonne gebräunt. Sie schwiegen.
    »Es hilft uns, weil es ihn dazu bringen wird, mein Angebot anzunehmen«, sagte ich.
    »Angebot? Coddin hast du gesagt, dass auf keinen Fall kapituliert wird!« Makin trat vom Podium herunter und sah mich an, als wäre ich vielleicht gar nicht Jorg.
    »Keine Kapitulation!« Die Worte kamen von Miana, die von Rodrick gestützt in den Thronraum kam. Sie war blass, schien aber unverletzt zu sein.
    »Ich will nicht kapitulieren«, sagte ich. »Ich beabsichtige, dem Fürsten ein Duell vorzuschlagen.«

Aus dem Tagebuch von Katherine Ap Scorron
    27. August, Jahr 101 Interregnum
    Pfeil. Grünitpalast. Rotes Zimmer.
     
    Orrin führt wieder Krieg. Je größer sein Reich wird, desto seltener sehe ich ihn. Im Frühjahr hat er Conaught mit nur dreitausend Mann genommen. Jetzt führt er ein Heer von neuntausend gegen Normardie. Er spricht sogar darüber, die Länder von Orlanth unter seinen Schutz zu stellen, obgleich es andere Regionen gibt, die es vorher zu berücksichtigen gilt.
    Er spricht nie mit Begehr. Er spricht nie so, als wollte er jene Orte für sich, als wünschte er sich, dass sie vor ihm katzbuckeln, oder als ginge es ihm darum, seine Kriegskasse zu füllen. Er spricht davon, was er für die Völker jener Länder tun kann, welche Vorteile sich für sie ergeben, wie mehr Freiheit und Wohlstand kommen werden, eine bessere Zukunft. Bei jedem anderen Mann hätte es falsch geklungen. Aber Orrin glaubt daran, und er kann es schaffen. In Conaught verehrt man ihn bereits als einen wiedergeborenen alten Helden.
    Mir gegenüber spricht er voller Verlangen. Ich fühle mich von ihm begehrt und bin glücklich, und ich weiß, dass ich ihn ebenfalls glücklich mache. Allerdings gibt es immer einen gut versteckten Hauch Enttäuschung. Vielleicht würde ich es nicht bemerken, wenn ich nicht so viele Tage damit verbracht hätte, mich in den Träumen von Männern umzusehen. Ja, ich sehe sie, die Enttäuschung, und ich bin von dem Messer geschnitten, das ich selbst geschmiedet und geschliffen habe. Orrin möchte ein Kind, und ich wünsche mir ebenfalls eins, aber inzwischen sind schon zwei Jahre vergangen.
    Sareth sagt in ihren Briefen, dass es zwei Jahre dauern kann, manchmal auch vier. In den Jahren seit Degran hat sie kein Kind geboren, abgesehen von der kleinen Merrith, die krank wurde und schon nach kurzer Zeit starb. Ich glaube, der Kummer hat Sareth unfruchtbar gemacht. Jilli und Keriam meinen wie Sareth, dass es zwei Jahre dauern kann. Sie sagen, wir sind jung, früher oder später wird es dazu kommen. Im ersten Jahr haben sie es wirklich geglaubt.
     
    28. März, Jahr 102 Interregnum Pfeil. Grünitpalast. Westlicher Garten.
     
    Egan ist wieder im Palast. Ich sage »wieder«, obwohl er noch nie hier gewesen ist. Orrin hat den Palast nach der Kapitulation des Herzogtums Belpan erbaut, und Egan kehrt so selten von Feldzügen zurück, dass er ihn jetzt zum ersten Mal sieht.
    Er ist erneut verwundet, diesmal an der Seite. Es heißt, er fiel vom Pferd auf etwas Scharfes. Egan scheint immer schnell zu heilen, als wollte er sich von nichts zurückhalten lassen, nicht einmal von seinem eigenen Körper.
    Ich habe Roland von Thurtans Auf dem Traumland und darunter gelesen. Zum Lesen setze ich mich gern auf den Balkon, von dem aus man den Kräutergarten sehen kann. Der architektonische Garten ist mir zu … architektonisch und zu groß. Ich sehe gern auf den Kräutergarten mit seinen kleinen Teichen, der Sonnenuhr und der Monduhr, die dem Garten hinzugefügt wurden, weil es meinem Wunsch entsprach, und genieße all die Düfte. Außerdem eignet sich das Traumland-Buch nicht dazu, drinnen gelesen zu werden, in einem dunklen Zimmer. Einige Abschnitte genügen, und
schon bekommt man das Gefühl, dass die Wände auf einen zukriechen.
    Egan übt jeden Tag mit dem Schwert auf dem großen Karree, vor der Statue seines Vaters. Es liegt ein Zauber in der Art und Weise, wie er sich bewegt. Er erinnert mich an die Tänzer aus den slawischen Ländern, an die elfischen Geschöpfe voller Eleganz und Leichtigkeit, wobei Egan der Eleganz Kraft hinzufügt. Erst wenn er andere Männer mitbringt und gegen sie antritt, kann man erkennen, wie schnell er ist. Neben ihm wirken sie langsam und unbeholfen. Das gilt selbst für die besten Schwertkämpfer der Palastwache.
    Doch etwas an ihm jagt mir Angst ein. Die

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