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König der Dunkelheit: Roman (German Edition)

König der Dunkelheit: Roman (German Edition)

Titel: König der Dunkelheit: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Lawrence
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von Pfeil auf den Weg zum Hohen Pass gemacht hatte. Zwei Stunden in einer anderen Stille als jener, die uns während des ersten Teils der Reise begleitet hatte. Ich litt an der Art von Kopfschmerzen, die der Vorstellung einer Enthauptung einen gewissen Reiz verleiht. Jeder Idiot konnte sehen, dass ich nicht gut drauf war.
    »Autsch.«
    Oder fast jeder Idiot.
    »Ja, Maical«, sagte ich. »Autsch.« Ich beobachtete ihn mit zusammengekniffenen Augen, während es in meinem Kopf pochte und hämmerte. Manchmal deutete nichts darauf hin, dass der alte Maical plemplem war. Welcher Teil ihm auch fehlte, die Lücke zeigte sich nicht immer. Manchmal schien er für eine halbe Minute zu allem bereit: robust und zuverlässig, sogar listig und gerissen. Und dann kam sie, die Schwäche beim Mund, begleitet von Falten in der Stirn und leeren Augen.
    Einige Wochen nach unserem Sieg im Hochland hatte Maical zur Bruderschaft zurückgefunden. Der Himmel weiß, wie, aber immerhin finden selbst Tauben nach Hause, obwohl sie
nicht mehr als einen Tropfen Hirn in ihren kleinen Schädeln haben. In den letzten Monaten, seit die Spukburg zu meinem Zuhause geworden war, hatte er mir als Stalljunge, Gehilfe des Stalljungen, Dungsammler und dergleichen gedient. Ich hatte deutlich gemacht, dass er zu essen bekommen sollte, und einen Platz zum Schlafen. Schließlich war ich für den Tod seines Bruders verantwortlich. Gemt hatte sich nicht um ihn geschert, ihn geschlagen und für sich schuften lassen. Aber er hatte auch dafür gesorgt, dass Maical zu essen und einen Platz zum Schlafen bekam.
    »Er hat dich besiegt, Jorg«, sagte Maical. Er sah blöd aus, wenn er sprach. Seine Lippen waren immer feucht und glänzten.
    »Ja, Maical, das hat er.«
    Es tat mir nicht leid, dass ich Gemt niedergestochen hatte. Nicht für eine Sekunde. Aber es schmerzte, daran zu denken, dass Maical zu zerbrochen war, um mich zu hassen, gefangen in dem Etwas, das seinen Verstand geraubt hatte, dass er sah, ohne zu verstehen. Ich dachte an die Uhr, die an meinem Handgelenk tickte. All die Raffinesse, all die kleinen Zahnräder, die sich immerzu drehten und deren Zähne ineinander bissen. Und doch … Ein bisschen Schmutz, ein menschliches Haar an der falschen Stelle, und der ganze Mechanismus wäre ruiniert und wertlos. Ich fragte mich, welches Stück Schmutz irgendwann in Maical geraten war. Was hatte ihm die Vernunft genommen?
    »Richte Makin aus, dass er zu mir kommen soll«, sagte ich.
    Maical zog die Zügel, und der Grauschimmel wurde langsamer. Ich bemerkte, wie Row eine finstere Miene schnitt. Er hatte seine Wette verloren.
    Die Berge wechselten ihre Farbe: Aus Rot wurde Grün, als
der Schmerz in meinem Kopf von vorn nach hinten glitt, von hinter den Augen zum Nacken.
    »Manchmal denke ich, du behältst ihn nur bei dir, damit der Graue zufrieden ist«, sagte Makin. Ich hatte nicht gesehen, dass er zu mir gekommen war.
    »Ich möchte, dass du mir den Umgang mit dem Schwert beibringst«, sagte ich.
    »Du weißt, wie …«
    »Ich dachte, ich wüsste, wie man damit umgeht«, unterbrach ich Makin. »Aber jetzt nehme ich die Sache ernst. Was vor zwei Stunden geschehen ist …« Ich hob die Hand zum Kopf, und als ich sie wieder sinken ließ, klebte Blut an den Fingern. »Es darf sich nicht wiederholen.«
    »Wenigstens ist es ein königlicher Zeitvertreib«, kommentierte Makin. »Und es hilft dabei, in Form zu bleiben. Hast du seit der Übernahme der Spukburg ein Schwert geschwungen?«
    Ich zuckte die Schultern und bedauerte es sofort. Von meinen Zähnen kam ein hässliches Knirschen und Quietschen, als ich meinen Kiefer mahlen ließ.
    »Wie ich hörte, bist du auf bestem Weg gewesen, mit jedem hübschen Dienstmädchen in der Burg ein Kind zu zeugen.« Makin lächelte.
    Es ist schön, König zu sein.
    Solange einem niemand ein Schwert an den Kopf schlägt.
    »Ich habe mich bemüht, für eine Zunahme der Bevölkerung zu sorgen«, sagte ich. »Mit Qualität und Quantität.« Erneut hob ich die Hand zum Kopf. »Aargh, verflixt und verdammt.« Manche Schmerzen kann man verdrängen, aber Kopfschmerzen nisten sich genau dort ein, wo man wohnt.
    Makin lächelte noch immer. Ich glaube, es gefiel ihm, mich zurechtgestutzt zu sehen.
    Er langte in die Satteltasche, tief hinein, und holte einen Lederbeutel hervor, den er mir zuwarf. Fast hätte ich danebengegriffen. So kann es einem gehen, wenn man doppelt sieht.
    »Nelkenwurz«, erklärte Makin.
    »Hast es gehortet, wie?« Man konnte

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