König der Dunkelheit: Roman (German Edition)
ein gutes Pferd verkaufen und dafür nicht genug Nelkenwurz bekommen, um die Hand zu füllen. Wundervolles Zeug, wenn man Schmerzen hatte. Zu viel davon, und man starb, aber es ist so, als würde man sanft zum Tod getragen, von einem warmen Fluss. Fast hätte ich den Beutel geöffnet. »Nimm.« Ich warf ihn zurück. Solchen Dingen nachzugeben, konnte zur Angewohnheit werden. Ich erklärte den Schmerz in meinem Kopf zum Feind und begann mit dem Kampf gegen ihn.
Wir ritten weiter. Ich füllte meinen Schädel mit altem Gift, holte den Hass hervor, den ich für den Grafen von Renar aufbewahrt hatte. Seit er außer Reichweite war, hatte ich damit kaum etwas anzufangen gewusst. Im Vergleich mit dem Pochen in meinem Nacken war der Schmerz des gesplitterten Zahns nicht mehr als ein Prickeln.
Rike schloss mit seinem riesigen Pferd zu uns auf, ritt neben uns und beobachtete mich eine Weile. Makin hatte es vielleicht gefallen, mich auf dem Boden zu sehen, aber für Rike fielen alle Feste auf einen Tag.
»Weißt du, warum ich dich bei mir behalte, Rike?«, fragte ich.
»Warum?«
»Du bist wie der schlimmste Teil von mir.« Das Knirschen und Quietschen wiederholte sich, als ich die Zähne zusammenbiss, und ich fluchte leise. »Bei mir sitzt kein Engel auf der einen Schulter und ein Teufel auf der anderen. Ich habe einen Teufel auf beiden, und du bist wie der schlimmere von ihnen.
Ich wäre wie du, wenn ich meinen Charme verlöre, und mein gutes Aussehen dazu.« Mir wurde klar, dass ich dummes Zeug redete, und ich versuchte zu lächeln.
»Hau ab, Rike.« Das war wieder Makin. Ich hatte ihn gar nicht zurückkehren sehen.
»Mein Vater hatte recht, Makin«, sagte ich. »Es war richtig, das Geld seines Bruders zu nehmen, für William und Mutter. Er hätte die Hälfte seines Heeres gegeben, nur um zur Spukburg zu gelangen.«
Makin runzelte die Stirn und bot mir erneut den Beutel mit Nelkenwurz an. »Hier, nimm.«
»Mein Vater wusste über Opfer Bescheid. Und Corion ebenfalls. Der Weg, auf den er mich setzte … Es war der richtige. Ich mochte es nur nicht, angeschubst zu werden.«
Ich konnte Makin kaum sehen, denn ich hatte die Augen noch enger zusammengekniffen, um dem Hämmern hinter meiner Stirn standzuhalten.
Makin schüttelte den Kopf. »Manche Verbrechen verlangen eine Antwort. Corion versuchte, dir das zu nehmen. Ich habe drei Länder durchquert, um die Männer zu finden, die mein Mädchen umbrachten.« Er klang besorgt.
»Idiot.« Taube Lippen formten dieses Wort.
»Jorg.« Makin sprach leise. »Du weinst. Nimm den verdammten Nelkenwurz.«
»Wir brauchen ein größeres Heer.« Alles war schwarz geworden, und ich hatte das Gefühl, zu fallen. Und dann prallte ich auf den Boden.
8
Vier Jahre zuvor
Ich erwachte in einem verdunkelten Zimmer. Eine Fliege summte. Irgendwo erbrach sich jemand. Licht kroch dort durch Lücken, wo Lehm vom Flechtwerk bröckelte. Etwas mehr Licht kam durch die schief in ihrem Rahmen hängenden Fensterläden. Eine Bauernhütte. Das Würgen hörte auf und wich leisem Schluchzen. Ein Kind.
Ich setzte mich auf. Eine dünne Decke rutschte von mir herunter. Stroh pikste. Der pochende Schmerz war aus meinem Kopf verschwunden. Der gesplitterte Zahn tat verdammt weh, aber es war nichts im Vergleich damit, wie es um den Kopf gestanden hatte. Ich tastete nach meinem Schwert, ohne es zu finden.
Verschwundener Kopfschmerz hat etwas Magisches. Wie bedauerlich, dass die Freude über sein Verschwinden nicht länger dauert, dass man sie nicht jeden Augenblick im Leben genießen kann. Natürlich waren es keine gewöhnlichen Kopfschmerzen gewesen. Der gute alte Jorgy hatte sich ein angeschlagenes Gehirn geholt. Ich wusste, was es damit auf sich hatte. Einmal war Bruder Gains von seinem Pferd gefallen
und mit dem Kopf aufgeschlagen, und fast zwei Tage lang war er noch verrückter gewesen als Maical. »Bin ich vom Pferd gefallen?« Mindestens tausend Mal hatte er diese Frage gestellt, im einen Moment geweint und im anderen gelacht. Wir sind zerbrechlich, wir Menschen.
Ich kam auf die Beine, die noch immer ein bisschen wacklig waren. Die Tür öffnete sich, und helles Licht umgab die Silhouette einer Frau. »Ich bringe dir Suppe«, sagte sie.
Ich nahm den Teller und setzte mich wieder. »Riecht gut.« Das stimmte. Mein Magen knurrte.
»Dein Freund Makin, er brachte zwei Kaninchen für den Topf«, sagte die Frau. »Wir hatten kein Fleisch mehr, seit uns die Schweine genommen wurden.«
Ich hob den Teller
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