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König der Dunkelheit: Roman (German Edition)

König der Dunkelheit: Roman (German Edition)

Titel: König der Dunkelheit: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Lawrence
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sie sich tagsüber versteckten. Im Dänland wimmelt es von den Biestern. Vielleicht ist das der Grund, warum die Dänen so blass sind: weil ihnen die Mücken das Blut aussaugen. Ich lag da, ein Schmaus für sie, und schließlich hörte ich Stimmen.
    Makin kam, und ich wollte ihn um den Tod bitten, aber das Gesicht schmerzte zu sehr. Risse würden sich darin bilden, wenn ich den Mund öffnete, und Schleim und Blut würden aus den Rissen quellen. Dann trat Rike auf mich zu, dunkel vor dem Hintergrund des blauen Himmels, und ein wenig Kraft kehrte in mich zurück. Vor Rike sollte man besser nicht schwach sein, und außerdem sorgt sein Anblick dafür, dass ich mir nicht mehr den Tod wünsche und selbst töten möchte.
    Fünf Tage verbrachten wir bei Alarich von Maladon. Nicht in der Unterkunft für Gäste, sondern in seinem großen Saal. Sie stellten einen Stuhl für mich aufs Podium, fast so groß wie der des Herzogs, und dort saß ich in Felle gehüllt, wenn ich zitterte, oder nackt bis zur Taille, wenn ich schwitzte. Makin und die Brüder feierten mit Maladons Leuten. Zum ersten Mal erschienen Frauen in größerer Zahl, brachten mit Messern an den Hüften Bier in Krügen und Hörnern, aßen wie die Männer am langen Tisch und tranken und lachten fast ebenso laut.
Eine, beinahe so groß wie ich, blond und auf eine knochige Art hübsch, kam zu mir, als ich in Felle gewickelt auf dem Stuhl saß.
    »Ich danke dir, König Jorg«, sagte sie.
    »Vielleicht habe ich alles erfunden«, erwiderte ich und fühlte mich so mies, dass ich auch ihr den Tag verderben wollte.
    Sie lächelte. »Der Boden hat nicht gebebt, seit man dich zurückgebracht hat. Der Himmel ist klar.«
    »Was ist das?«, fragte ich. Sie hielt einen tönernen Topf in der einen Hand, gefüllt mit einer schwarzen, glänzenden Paste, daneben ein Lederbeutel.
    »Ekatri hat mir dies gegeben. Eine Salbe für die Verbrennungen, und ein Pulver, das du in Wasser gelöst schlucken sollst, damit es das Gift aus deinem Blut vertreibt.«
    Ich brachte ein halbes Lachen zustande, bevor die Schmerzen zu stark wurden. »Die alte Hexe, die mein Versagen voraussieht? Wenn sie mir etwas schickt, so dürfte es Gift sein. Wahrscheinlich sorgt sie auf diese Weise dafür, dass die Zukunft so wird, wie sie sie vorhersagt.«
    Die Frau – oder vielleicht das Mädchen – lachte. »So sind Völvur nicht. Außerdem würde es meinem Vater gar nicht gefallen, wenn du hier sterben würdest. Es würde kein gutes Licht auf ihn werfen, und Ekatri hängt von seiner Gunst ab.«
    »Dein Vater?«, fragte ich.
    »Herzog Maladon, Dummerjan«, sagte sie und ließ Topf und Beutel auf meinem Schoß zurück. Ich beobachtete ihren Hintern, als sie fortging, und dachte dabei, dass ich vielleicht nicht sterben würde, wenn ich noch Zeit fand, mir wohlgeformte Hinterteile anzusehen.
    Sie blickte über die Schulter und ertappte mich beim Starren. »Ich bin Elin.« Und sie ging weiter, verschwand in der Menge und im Rauch.
    Ich nahm Ekatris Pulver und biss fest auf einen Lederstreifen, als Makin die Salbe auftrug. Er hat vielleicht eine leichte Hand mit dem Schwert, aber als Heiler schien er zehn Daumen zu haben. Ich hatte den Streifen fast durchgebissen, als er fertig war, aber anschließend schrumpfte der Schmerz zu einem dumpfen Dröhnen.
    Die junge Frau namens Elin hatte gesagt, dass die Völva von der Gunst ihres Vaters abhing. Ich hoffte, dass es sich tatsächlich so verhielt, und nicht umgekehrt. Makin hatte sich ein wenig umgehört und meine Fragen in den richtigen Ecken gestellt, auf seine Art und Weise, auf eine Art, die ihm Antworten einbringt. Niemand hatte es gesagt, aber wenn man all die Antworten aufeinanderstapelte und den Stapel dann aus dem richtigen Blickwinkel betrachtete, so deutete einiges darauf hin, dass die Eishexe Skilfar ihre kalte Hand im nördlichen Spiel hatte. Ich zweifelte nicht daran, dass viele Jarls und Nordherren nach ihrer Pfeife tanzten, ohne etwas davon zu wissen. Doch was Ekatri betraf … Makin hatte sie als nicht so wichtig bezeichnet. Darüber dachte ich nach, mitten in der Nacht, als ich allein mit meinem Schmerz in einer dunklen Ecke saß. Alarich von Maladon sollte vorsichtig sein, fand ich, denn selbst kleine Fische können beißen.
    Fünf Tage saß ich und aß Haferbrei, während die Brüder sich den Wanst mit Leckereien vollschlugen, mit geröstetem Schwein, Ochsenköpfen, dicken Forellen aus dem See, Liebesäpfeln und vielen anderen Dingen, die ich nicht

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