Koenig der Murgos
Patriotismus kämpfen – oder für ihren Glauben«, erklärte Urgit steif.
Silk drehte sich mit amüsierter Miene um. »Mir ist diese Vorliebe bereits bei vielen Königen aufgefallen«, bemerkte er.
»Das belastet die königlichen Schatzkammern nicht so sehr.
Aber glaubt mir, Eure Majestät, Loyalität gegenüber einem Ideal kann sich verändern, Geld gegenüber jedoch nie. Deshalb sind Söldner auch die besseren Kämpfer.«
»Ihr seid ein Zyniker«, beschuldigte ihn Urgit.
Silk schüttelte den Kopf. »O nein, Eure Majestät, ich bin ein Realist.« Er trat zu Sadi und flüsterte ihm etwas zu. Der Eunuch nickte, und der rattengesichtige kleine Drasnier verließ den Raum.
Urgit hob fragend eine Braue.
»Er fängt zu packen an«, erklärte Sadi. »Wenn wir morgen in See stechen, müssen wir uns allmählich fertigmachen.«
Urgit und Sadi unterhielten sich noch etwa eine halbe Stunde, bis sich die hintere Tür öffnete und Lady Tamazin mit den Damen eintrat.
»Guten Morgen, Mutter«, begrüßte Urgit sie. »Ich hoffe, du hast gut geschlafen.«
»Sehr gut, danke.« Sie musterte ihn. »Urgit, wo ist deine Krone?«
»Ich habe sie abgenommen. Sie verursacht mir Kopfschmerzen.«
»Setz sie sofort wieder auf!«
»Warum?«
»Urgit, du siehst nicht gerade wie ein König aus. Du bist kurz und dünn und hast ein Gesicht wie ein Wiesel. Murgos sind nicht sehr gescheit. Wenn du deine Krone nicht ständig trägst, vergessen sie vielleicht sogar, wer du bist. Also, setz sie auf!«
»Ja, Mutter.« Er hob sie auf und stülpte sie sich auf den Kopf. »Zufrieden?«
»Sie sitzt schief, Liebes«, sagte sie ruhigen Tons, der so vertraut klang, daß Garion Polgara verblüfft ansah. »Jetzt siehst du aus wie ein betrunkener Seemann.«
Urgit lachte und rückte seine Krone zurecht.
Garion betrachtete Ce'Nedra verstohlen, um nach Spuren des gestrigen Weinkrampfes zu suchen. Er bemerkte nichts, was darauf hindeuten mochte, daß ein weiterer bevorstand.
Sie unterhielt sich im Flüsterton mit der Cthanprinzessin Prala. Es war nicht zu übersehen, daß die Murgosin bereits dem Charme der jungen Königin erlegen war.
»Und du, Urgit, hast du gut geschlafen?« erkundigte sich nun Lady Tamazin.
»Ich schlafe nie richtig, Mutter, das weißt du doch. Ich kam schon vor Jahren zur Überzeugung, daß nervös zu schlafen weit besser ist, als für immer zu schlafen.«
Garion wurde bewußt, daß er dabei war, seine Meinung zu ändern. Er hatte Murgos nie gemocht, hatte ihnen mißtraut, ja sie sogar gefürchtet. König Urgits Wesen war jedoch so unmurgosisch wie sein Aussehen. Er war lebhaft, von rascher Auffassungsgabe, und seine Stimmung wechselte von sardo-nischer Belustigung zu Niedergeschlagenheit so rasch, daß Garion nie wußte, was als nächstes von ihm zu erwarten war.
Er war ganz offensichtlich kein Monarch, der sich durchzuset-zen vermochte, und Garion war selbst bereits lange genug Kö-
nig, um zu erkennen, wo Urgit seine Fehler beging. Er stellte fest, daß er ihn gegen seinen Willen mochte, und er ihm leid tat, weil er sich mit einem Amt belasten mußte, für das er nicht geeignet war.
Dadurch ergab sich natürlich ein Problem. Garion wollte diesen Mann nicht mögen, und diese unerwünschte Sympathie erschien ihm völlig fehl am Platz. Er stand auf und ging zum hinteren Ende des kleinen Saales, um vorzutäuschen, daß er aus dem Fenster schaute, nur um nicht mehr Urbits geistrei-chem Humor ausgesetzt zu sein. Es drängte ihn danach, endlich an Bord des Schiffes zu sein, fort von dieser abscheulichen Stadt, die sich an die kahle Küste kauerte, und fort von diesem schwachen, verängstigten Mann, der gar kein so übler Bursche war, den er jedoch als Feind sehen sollte.
»Was bedrückt dich, Garion?« fragte Polgara, die ihm gefolgt war.
»Ungeduld, wahrscheinlich, Tante Pol. Ich will weiter!«
»Da bist du nicht der einzige, Liebes«, versicherte sie ihm.
»Aber wir müssen hier noch einen Tag durchstehen.«
»Warum kann er uns nicht einfach in Ruhe lassen?«
»Wer?«
»Urgit. Ich bin nicht an seinen Problemen interessiert, also warum muß er herumsitzen und uns die ganze Zeit davon erzählen?«
»Weil er einsam ist, Garion.«
»Alle Könige sind einsam. Die Einsamkeit kommt mit der Krone. Die meisten von uns lernen jedoch, es zu ertragen. Wir weinen uns auch nicht an fremder Leute Schultern aus.«
»Das sind herzlose Worte, Garion«, rügte sie ihn. »Und sie sind deiner unwürdig!«
»Warum haben alle solches
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