Koenig der Murgos
Lord!« platzte er heraus und blickte Garion an.
»Mehr was?«
»Malloreaner. Eine ganze Flotte kommt die Cthakaküste hoch!«
Urgit erblaßte, und seine Hände begannen zu zittern.
»Seid Ihr sicher, daß es nicht dieselben sind, die uns gestern abend jagten?« fragte Garion und stand rasch auf.
»Ganz sicher, mein Lord. Es sind andere Schiffe.«
Silk musterte den Kapitän aus zusammengekniffenen Li-dern. »Käpten«, sagte er, »habt Ihr schon mal private Geschäf-te gemacht?«
Der Mann warf einen kurzen, schuldbewußten Blick auf Urgit. »Ich weiß nicht, wovon Ihr redet«, murmelte er.
»Jetzt ist nicht die richtige Zeit für falsche Bescheidenheit, Käpten!« mahnte Silk. »Wir fahren geradewegs auf eine malloreanische Flotte zu. Gibt es hier irgendwelche Höhlen oder Buchten, wo wir uns verstecken könnten?«
»Nicht an dieser Küste, Eure Hoheit, doch gleich hinter der Fahrrinne zum Gorandmeer liegt steuerbords eine winzige Bucht. Sie ist durch mehrere Riffe gut verborgen. Wenn wir die Masten umlegen und die Schiffsseiten mit Büschen tarnen, könnten wir vielleicht der Entdeckung entgehen.«
»Dann wollen wir es tun«, bestimmte Belgarath. »Wie sieht es mit dem Wetter aus?«
»Nicht sehr erfreulich. Aus dem Süden treibt eine schwere Wolkenwand heran. Ich fürchte, es wird noch vor Mittag zum Sturm kommen.«
»Gut.«
»Gut?«
»Wir befinden uns nicht allein in diesen Gewässern«, erinnerte Belgarath ihn. »Ein ordentlicher Sturm wird die Malloreaner zwingen, was anderes zu tun, als nach uns Ausschau zu halten. Erteilt die Anweisungen, Käpten. Wir wenden und brausen los.«
»Wie konntest du so sicher sein, daß der Kapitän hier irgendwo ein Versteck kennt?« fragte Urgit seinen Bruder, nachdem der Seemann gegangen war.
Silk zuckte die Schultern. »Du erhebst doch Einfuhrzoll für Waren aus dem Ausland, nicht war?«
»Natürlich, ich brauche die Einnahmen.«
»Ein einfallsreicher Mann kann mitunter vergessen, am En-de einer Fahrt im Zollhafen anzulegen – oder er kann ein verborgenes Fleckchen finden, wo er seine Ware lagert, bis er Kunden dafür hat.«
»Das ist Schmuggelei!«
»Nun ja, ich glaube manche Leute nennen es wirklich so. Jedenfalls schätze ich, daß jeder Kapitän auf der Welt sich hin und wieder mal damit befaßt.«
»Murgosische nicht!« beharrte Urgit.
»Wie kommt es dann, daß dein Kapitän von einem per-fekten Versteck keine fünf Seemeilen von unserer gegenwärtigen Position weiß – und wahrscheinlich hundert weitere kennt?«
»Du bist korrupt und verachtenswert, Kheldar!«
»Ich weiß. Aber Schmuggel ist ein sehr einträgliches Geschäft. Du solltest dir überlegen, ob du dich nicht auch damit beschäftigen willst.«
»Kheldar! Ich bin der König! Ich würde von mir selbst stehlen!«
»Vertrau mir«, sagte Silk. »Es ist ein bißchen kompliziert, aber ich kann dir zeigen, wie du es angehen mußt, damit du einen ordentlichen Gewinn erzielst.«
In diesem Augenblick schlingerte das Schiff heftig. Alle schauten durch die Heckfenster und beobachteten die vorbei-rauschenden Wellen, als der Rudergänger das Steuerrad Scharf herumdrehte und das Schiff wendete. Weit achtern sä-
hen sie sechs Schiffe mit roten Segeln, die aus dieser Entfernung winzig waren.
»Sind Grolims auf den Schiffen, Pol?« fragte Belgarath seine Tochter.
Sie schien flüchtig ins Nichts zu blicken, dann strich sie sich über die Stirn. »Nein, Vater«, antwortete sie, »nur ganz normale Malloreaner.«
»Gut. Dann dürfte es uns nicht allzu schwer fallen, uns vor ihnen zu verstecken.«
»Der Sturm, den der Kapitän vorhersagte, kommt jetzt hinter ihnen auf«, bemerkte Durnik.
»Werden sie durch ihn nicht noch schneller?« fragte Urgit nervös.
»Ich glaube nicht«, entgegnete der Schmied. »Wahrscheinlich drehen sie sich ihm zu. Das ist das Sicherste in einem Sturm.«
»Und müssen wir das nicht ebenfalls?«
»Sie sind sechs zu eins in der Überzahl, mein Bruder«, er-klärte Silk. »Uns wird nichts anderes übrigbleiben, als Risiken einzugehen, fürchte ich.«
Die dunkle Wand des näherkommenden Sturms hüllte die roten Segel weit achtern ein und raste die Küste hoch. Die Wellen wurden höher. Das murgosische Schiff bäumte sich auf und tauchte in die Wellentäler, als der Sturm es erfaßte. Die Aufbauten knarrten und krächzten protestierend, und die Segel knallten unentwegt. Garion lauschte diesem Knallen mehrere Minuten, ehe ihm seine Bedeutung bewußt wurde. Ein ominöses Mahlen
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