Koenig der Murgos
donnerte und schmetterte gegen die spitzen Riffs, die aus dem Wasser ragten. Die Murgos warfen beim Rudern besorgte Blicke auf die Klippen, die sich an allen Seiten emporreckten. Nach etwa der ersten Seemeile kletterte der Kapitän den Mast hinunter und stellte sich angespannt neben den Steuermann, während das Schiff vorsichtig zwischen den sturmgepeitschten Inseln hin-durchkroch.
Erst am Spätnachmittag lag die letzte der winzigen Fel-seninseln hinter ihnen, und die Murgos ruderten weg vom Land, auf das offene Meer zu, wo der Eisregen auf die gischti-gen Wellen prasselte.
Belgarath und Garion, die ihre Umhänge eng um sich gewickelt hatten, standen an Deck und beobachteten ein paar Minuten die Ruderer. Dann stapfte der alte Mann zum Nie-dergangluk. »Urgit!« brüllte er hinunter. »Kommt herauf!«
Der König der Murgos stolperte die Stufen hoch und an Deck. Seine Augen verrieten seine Angst.
»Wissen Eure Leute nicht, wie man die Segel setzt, so daß man raumachterlich fahren kann?« fragte er scharf.
Urgit blickte ihn verständnislos an. »Ich habe nicht die leiseste Ahnung, wovon Ihr sprecht«, gestand er.
»Durnik!« brüllte Belgarath nun.
Der Schmied, der mit Toth am Heck stand, beobachtete angespannt seinen nachziehenden Köder und antwortete nicht.
»Durnik!«
»Ja?«
»Wir müssen das Takelwerk neu setzen. Komm und zeig dem Kapitän, wie man es macht.«
»Gleich.«
»Sofort, Durnik!«
Der Schmied seufzte und begann seine Angelschnur einzuholen. Der Fisch biß unerwartet an, und Durniks Jubelschrei wurde vom zunehmenden Wind verschluckt. Durnik griff nach der Leine und zog heftig daran, damit der Haken sich gut verfange. Der große Fisch mit den silbrigen Seiten kam tobend aus dem Wasser, schüttelte wütend den Kopf und drosch seinen Weg über die schweren Wogen. Durniks Schultern krümmten sich, als er mit aller Kraft an der Leine zog und versuchte, den riesigen Fisch Zoll um Zoll hochzukriegen.
Belgarath fing zu fluchen an.
»Ich zeige dem Kapitän, was er mit dem Takelwerk tun muß, Großvater«, erbot sich Garion.
»Kannst du das denn?«
»Ich bin mit mindestens ebenso vielen Schiffen gefahren wie Durnik. Ich kenne mich aus.« Er ging zum Bug, um mit dem Kapitän zu sprechen, der nun auf das wogende Meer vor ihnen blickte. »Ihr müßt die Taue auf dieser Seite lockern«, er-klärte Garion ihm, »und auf der anderen anziehen. Das macht man, um die Segel schräg zu legen, damit sie den Wind fangen können. Dann gleicht man mit dem Ruder aus.«
»So was hat man noch nie gemacht«, weigerte sich der Murgo stur.
»Die Alorner tun es, und sie sind die besten Seeleute der Welt.«
»Die Alorner lenken den Wind mit Zauberei! Man kann die Segel nur mit Rückenwind benutzen.«
»Versucht es, Kapitän«, forderte Garion ihn geduldig auf.
Doch ein Blick auf den breitschultrigen Mann verriet ihm, daß er seine Zeit vergeudete. »Wenn Ihr es nicht tun wollt, weil ich Euch darum bitte«, fügte er hinzu, »kann ich natürlich Lady Polgara ersuchen, mit Euch zu reden.«
Der Kapitän starrte ihn an, dann schluckte er. »Wie, sagtet Ihr, möchtet Ihr die Takelage haben, mein Lord?« fragte er viel willfähriger.
Es dauerte etwa eine Viertelstunde, bis die Leinen zu Garions Zufriedenheit gesetzt waren. Dann begab er sich zum Heck, mit dem zweifelnden Kapitän im Schlepp, und übernahm das Ruder. »So, hißt jetzt die Segel.«
»Es wird nicht funktionieren!« brummte der Kapitän, aber er brüllte: »Hißt die Segel!«
Die Winden begannen zu quietschen, und die im Wind flatternden Segel krochen die Maste hoch. Dann blähten sie sich auf und legten sich schräg, um den Wind zu fangen. Garion zog das Ruder herum, als das Schiff hart nach Lee krängte. Der Bug schnitt durch die bewegten Wellen.
Mit offenem Mund starrte der murgosische Kapitän auf die Segel. »Ich glaube es nicht!« krächzte er. »Niemand hat das bisher gemacht!«
»Ihr seht also, wie es funktioniert, nicht wahr?« fragte ihn Garion.
»Natürlich. Es ist so einfach, daß ich nicht verstehe, weshalb ich nicht selbst darauf gekommen bin!«
Garion hätte eine Antwort gehabt, aber er behielt sie für sich. Der Tag war so schon schlimm genug für den Kapitän gewesen. Er wandte sich an den Steuermann, der neben ihm stehengeblieben war. »Ihr müßt das Ruder so halten, um die Kraft des Winds auszugleichen, der von Steuerbord kommt«, erklärte er.
»Ich verstehe, mein Lord.«
Garion überließ ihm das Steuerrad und beobachtete
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