Koenig der Murgos
Sadi.
»Vielleicht«, murmelte Urgit zweifelnd.
Sie fuhren geradeaus nordwärts vor dem wieder zunehmenden Wind, der von den Eiskappen des Südpols blies. Die Decklaternen schaukelten heftig und warfen wild tanzende Schatten auf die sturmgepeitschten Segel. Die sechs malloreanischen Schiffe, die vorsichtig unter halber Segelkraft fuhren, sahen nicht größer als Lichtpunkte weit entfernt am achterli-chen Horizont aus. Gegen Mitternacht erteilte der Kapitän den Befehl, die Segel zu bergen. Dann befestigten seine Männer rasch das Tauwerk, und der Kapitän kam achtern, wo Garion neben dem Steuermann stand. »Alles ist bereit, mein Lord«, meldete er.
»Sehr gut. Dann wollen wir alle Lichter ausblasen und sehen, ob wir uns davonstehlen können.«
Das steife Gesicht des Murgos verzog sich zu einem unsicheren Grinsen. »Wenn wir das hinter uns haben – wenn wir es schaffen – , werde ich wohl einen ganzen Monat lang mein Bett nicht verlassen.« Er hob die Stimme. »Alle Decklichter löschen!« brüllte er.
Die folgende Dunkelheit war so intensiv, daß man glaubte, sie greifen zu können.
»Segel hissen!« schrie der Kapitän.
Garion hörte das Quietschen der Winden und das Flattern des Segeltuchs, dann ein schweres Knallen, als die Segel den Wind fingen. Krängend schwang das Schiff nach Steuerbord herum.
»Wir können uns der Richtung nicht sicher sein, mein Lord«, warnte der Kapitän. »Wir haben keinen Bezugspunkt!«
»Richtet Euch danach«, riet ihm Garion. Er deutete auf die Decklichter der malloreanischen Schiffe in großer Entfernung.
»Warum sollen wir keinen Nutzen aus ihnen ziehen?«
Ihre dunkle Schute fuhr nun ostwärts, und ihre stark schräg-liegenden Segel knallten im Wind. Die Decklichter der malloreanischen Schiffe, die sie verfolgt hatten, setzten ihren vorsichtigen Nordkurs fort. Sie kreuzten weit hinter ihnen ihre Bahn und verschwanden außer Sicht.
»Möge Torak sie auf ein Riff aufsetzen!« murmelte der Kapitän inbrünstig.
»Es hat funktioniert!« rief Urgit begeistert und klopfte dem Seemann auf die Schulter. »Bei den Göttern, es hat wahrhaftig funktioniert!«
»Ich hoffe nur, es erwischt mich niemand dabei, wie ich des Nachts ohne Licht fahre«, sagte der Kapitän dumpf.
Der Morgen graute düster im Osten und hob sich langsam aus dem tiefen Schatten etwa zehn Seemeilen voraus. »Das ist die Küste von Cthaka«, erklärte der Kapitän deutend.
»Irgendwas von diesen malloreanischen Schiffen zu sehen?«
erkundigte sich Urgit und spähte auf die wild bewegte See.
Der Kapitän schüttelte den Kopf. »Sie sind in der Dunkelheit achtern vorbeigefahren, Eure Majestät.« Er blickte Garion fragend an. »Möchtet Ihr näher an die Küste und dann wieder nach Steuerbord drehen, mein Lord.«
»Ja, Steuerbord.«
Der Kapitän blinzelte zu den Segeln hoch. »Wir werden die Takelung wieder ändern müssen, nehme ich an.«
»Ich fürchte, diesmal ist es nicht so einfach«, entgegnete Garion bedauernd. »Wenn wir in den Süden drehen, fahren wir direkt in den Wind. Ihr werdet die Segel beschlagen und die Ruder hervorholen müssen.« Er bemerkte die enttäuschte Miene des Mannes. »Tut mir leid, Käpten, aber anders geht es nicht. Eure Segel haben die falsche Form, und mit Rudern kommen wir in diesem Fall schneller voran. Wie weit nordwärts wurden wir in der Nacht getrieben?«
»Ein gutes Stück, mein Lord.« Der Kapitän spähte auf die noch verschwommene Küste voraus. »Mit vollen Segeln in einem solchen Wind legt man eine beachtliche Strecke zurück.
Ich würde mich nicht wundern, wenn wir jeden Moment die Mündung zum Gorandmeer sähen.«
»Auf keinen Fall dorthinein! Wir wollen nicht noch einmal Fangen mit den malloreanischen Schiffen spielen - schon gar nicht in so begrenzten Gewässern! Ich gehe jetzt hinunter zum Frühstücken und um mir was Trockenes anzuziehen. Gebt mir Bescheid, wenn sich was tut.«
»Jawohl, mein Lord.«
Zum Frühstück gab es an diesem Morgen Fisch. Auf Polgaras Vorschlag waren aus Durniks Riesenfang Steaks geschnitten und behutsam auf niedriger Flamme gebraten worden.
Köstlich, nicht wahr?« fragte Durnik stolz.
»Ja, Liebes«, bestätigte Polgara. »Ein sehr guter Fisch.«
»Habe ich dir schon erzählt, wie ich ihn gefangen habe, Pol?«
»Ja, Liebes, aber das macht nichts, du kannst es mir ruhig noch einmal erzählen, wenn du möchtest.«
Als sie ihr Frühstück beendeten, kam der Kapitän mit besorgter Miene herein. »Da sind noch mehr, mein
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