Koenig der Murgos
Kü-
ste hochkamen.
Belgarath brummte: »Sie werden ganz sicher anlegen, wenn sie das Wrack sehen. Ich glaube, wir sollten jetzt lieber aufbrechen.«
Eriond schaute sich mit seltsamer Miene um. »Es hat sich nicht viel verändert«, stellte er fest. Er deutete auf eine kleine, grasige Bank am hinteren Ende des Simses. »Dort habe ich gespielt, wenn Zedar mich mal ins Freie ließ.«
»Hat er viel mit dir geredet, während ihr hier wart?« fragte ihn Belgarath.
»Nein, und nur ganz selten hat er überhaupt was gesagt.«
Eriond zuckte die Schultern. »Er zog sich am liebsten zurück.
Er hatte ein paar Bücher mitgebracht und beschäftigte sich die meiste Zeit mit ihnen.«
»Du mußt dich sehr einsam gefühlt haben«, sagte Garion.
»Es war nicht so schlimm. Ich brachte viel Zeit damit zu, die Wolken zu beobachten – oder die Vögel. Im Frühling nisten die Vögel in Löchern an der Vorderseite dieser Klippe. Wenn ich mich über den Sims beugte, konnte ich sie herbei- und wegfliegen sehen. Es machte mir immer Spaß, den jungen Vö-
geln zuzusehen, wenn sie das Fliegen lernten.«
»Hast du eine Ahnung, wie weit es von hier bis zur Hochstraße ist, die landeinwärts führt?« fragte ihn Belgarath.
»Wir brauchten gewöhnlich einen Tag bis dorthin. Natürlich war ich damals klein und konnte nicht sehr schnell laufen.«
Belgarath nickte. Er beschirmte die Augen mit einer Hand und spähte zu den malloreanischen Schiffen, die sich durch die Dünung plagten. »Ich glaube, wir sollten den anderen Bescheid sagen. Wir würden nicht allzuviel erreichen, wenn wir versuchten, diesen Unterschlupf gegen mehrere Schiffsbesat-zungen zu verteidigen.«
Sie brauchten etwa eine Stunde, ihre noch feuchte Kleidung und die kargen Vorräte zu packen und auf die Lastpferde zu laden. Dann schlüpften sie durch die Segeltuchtür und führten ihre Pferde zur gegenüberliegenden Seite der Landzunge. Garion fiel auf, daß Eriond einmal mit fast bedauernder Miene zurückschaute und dann entschlossen der Stätte seiner Kindheit den Rücken zuwandte, um geradeaus auf das Grasland zu blicken. »Ich kenne mich ein bißchen aus«, sagte er. »Die Bä-
che da drüben führen jedoch Hochwasser, wir müssen also vorsichtig sein.« Er schwang sich in den Sattel. »Ich reite voraus und suche den besten Weg.« Er beugte sich vor und streichelte den Hals seines Hengstes. Dann lächelte er. »Pferd möchte ein bißchen laufen.« In fließendem Galopp ritt er hü-
gelab.
»Das ist ein sehr eigenartiger Junge«, sagte Urgit, als er aufsaß. »Hat er Zedar wirklich gekannt?«
»O ja«, antwortete Silk, »genau wie Ctuchik.« Er bedachte Polgara mit einem verschmitzten Blick. »Er war sein Leben lang mit seltsamen Leuten zusammen, also kann man verstehen, wenn er ein bißchen eigenartig ist.«
Die blauen Streifen, die Garion gleich nach dem Aufstehen am südöstlichen Himmel sah, hatten sich inzwischen ausge-breitet. Heller Morgensonnenschein brach durch die dunstige Luft und erhellte das von Bächen durchzogene Grasland. Der Sturm hatte ebenfalls nachgelassen und blies nur noch als frischer Wind. Sie ritten in leichtem Galopp durch das noch nasse Gras und folgten Eriond und seinem begeisterten Pferd.
Ce'Nedra, die jetzt einen von Erionds Kitteln und ein wollenes Beinkleid trug, lenkte ihr Pferd neben Garions.
»Deine Kleidung gefällt mir, meine Königin.« Er grinste.
»Alle meine Gewänder sind noch naß«, erklärte sie. Sie machte eine Pause, und ihr Gesicht wurde düster. »Es geht nicht so gut, wie wir hofften, nicht wahr, Garion? Wir hatten so sehr mit diesem Schiff gerechnet.«
»Oh, ich weiß nicht«, antwortete er. »Wir haben ein bißchen Zeit gespart, und es ist uns gelungen, den größten Teil des Kriegsgebiets zu umgehen. Wenn wir erst an Rak Cthaka vorbei sind, finden wir vielleicht ein anderes Schiff. Ich glaube nicht, daß wir wirklich Zeit verloren haben.«
»Aber gewonnen haben wir auch keine, oder?«
»Das ist schwer zu sagen.«
Sie seufzte und ritt stumm neben ihm her.
Gegen Mittag erreichten sie die Hochstraße und folgten ihr ostwärts. Den Rest des Tages kamen sie gut voran. Es sah zwar nicht so aus, als wäre die Straße in letzter Zeit benutzt worden, trotzdem ritt Silk vorsichtshalber als Kundschafter voraus. Eine Gruppe Weiden am Straßenrand bot ihnen nachts Zuflucht und auch die nötigen Stangen, die sie zum Aufstellen ihrer Zelte brauchten. Das Essen an diesem Abend bestand aus Bohnen mit Speck, ein Mahl, das
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