Koenig der Murgos
besonders Urgit als unbefrie-digend empfand. »Ich würde im Augenblick alles für einen Rinderschlegel geben«, klagte er, »selbst wenn er so schlecht zubereitet ist, wie man ihn mir gewöhnlich im Drojim vorsetzt.«
»Hättet Ihr lieber eine Schüssel mit gedünstetem Gras, Eure Majestät«, fragte Prala ihn keck, »oder etwa einen Teller voll gebratener Weidenrinde?«
Er würdigte sie mit einem saueren Blick, dann wandte er sich Garion zu. »Sagt mir, beabsichtigt Ihr und Eure Freunde, lange in Cthol Murgos zu bleiben?«
»Nicht sehr lange, weshalb?«
»Die Damen aus dem Westen haben offenbar einen starken Zug zur Unabhängigkeit – und eine beklagenswerte Neigung, mit ihrer Meinung nicht hinter dem Berg zu halten. Ich finde ihren Einfluß auf gewisse leicht beeindruckbare murgosische Damen nicht sehr erfreulich.« Dann, als wäre ihm plötzlich bewußt geworden, daß er zu weit gegangen war, warf er einen besorgten Blick in Polgaras Richtung. »Es war nicht als Kränkung gedacht, Lady«, entschuldigte er sich rasch. »Es ist nur ein altes murgosisches Vorurteil.«
»Ich verstehe.«
Belgarath stellte seinen Teller ab und schaute zu Silk hin-
über. »Du bist heute den ganzen Tag vorausgeritten«, sagte er.
»Hast du zufällig Wild gesehen?«
»Einige Rudel einer Art großer Hirsche, die nordwärts zogen«, antwortete der kleine Mann. »Aber sie blieben weit au-
ßer Pf eil weite.«
»Was hast du vor, alter Mann?« fragte Polgara.
»Wir brauchen frisches Fleisch, Pol«, antwortete er und stand auf. »Schimmliger Speck und gekochte Bohnen bringen uns nicht weit.« Er trat aus dem kleinen Lichtkreis und blinzelte zu den Wolken hoch, die teils mondbeschienen unter den Sternen dahintrieben. »Es sieht aus wie eine gute Nacht zum Jagen. Was meinst du dazu?«
Ein eigenartiges Lächeln spielte um ihre Lippen, und auch sie erhob sich. »Glaubst du, du kannst noch mithalten, alter Wolf?«
»Gut genug, würde ich meinen«, versicherte er ihr lächelnd.
»Komm mit, Garion. Entfernen wir uns ein Stück von den Pferden.«
»Wo wollen sie hin?« fragte Urgit Silk.
»Das möchtest du gar nicht wissen, mein Bruder. Bestimmt nicht.«
Der Mond verschönte mit seinem Silberschein das sich im Nachtwind wiegende Gras. Scharf stieg Garion der von den Wiesen ringsum aufsteigende, würzige Duft in die Nase, als sein um ein Zehnfaches erhöhter Geruchssinn sich bemerkbar machte. Er rannte leichtfüßig neben dem großen, silbergrauen Wolf her, während die Schneeule durch den Mondschein über ihnen segelte. Es tat gut, wieder einmal unermüdlich dahinzu-laufen, sich vom Wind das Fell zausen zu lassen und seine Ze-hennägel in den feuchten Boden zu graben, während er und sein Großvater Wolf im alten Jagdritus über das mondversil-berte Gras rasten.
Ein paar Meilen östlich ihres Lagers scheuchten sie ein Rudel hirschähnlicher Tiere aus ihren Schlafplätzen im Gras und jagten sie meilenweit über das hügelige Land. Dann, als die panikerfüllten Tiere über einen regengeschwollenen Bach sprangen, verlor ein alter Hirsch den, Halt. Er stürzte in den Bach, daß das Wasser hoch aufspritzte, und prallte mit dem Kopf gegen das jenseitige Ufer. Seine Geweihspitzen bohrten sich in die weiche Erde, und sein unnatürlich verdrehter Kopf verriet, daß er sich durch den Sturz den Hals gebrochen hatte.
Ohne zu überlegen sprang Garion vom Ufer in den Hochwasser führenden Bach, überquerte ihn rasch und faßte mit den kräftigen Zähnen den toten Hirsch am Vorderbein. Dann zog er den noch warmen Kadaver ans Ufer, ehe das Wildwasser ihn davonzureißen vermochte.
Belgarath und Polgara, die wieder ihre richtige Gestalt an-genommen hatten, schlenderten so ruhig zum Kiesufer, als machten sie einen Abendspaziergang. »Er ist sehr gut, nicht wahr?« bemerkte Polgara.
»Nicht schlecht«, gab Belgarath zu. Dann zog er sein Messer aus dem Gürtel und prüfte mit dem Daumen die Schneide.
»Wir nehmen den Hirsch aus«, sagte er zu ihr. »Wie wäre es, wenn du Durnik und ein Lastpferd holtest?«
»Gut, Vater«, erklärte sie sich einverstanden. Sie schimmerte im Mondschein und schwang sich auf lautlosen Flügeln in die Lüfte.
»Du wirst deine Hände brauchen, Garion«, erinnerte ihn der alte Mann.
»Oh!« entgegnete Garion auf Wolfsart. Er hatte auf seinen Hinterläufen gesessen und stellte sich nun auf alle viere. »Tut mir leid, Großvater, ich hatte es vergessen.« Ein bißchen bedauernd verwandelte er sich in Menschengestalt
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