Koenig der Murgos
eine Sternenkarte.«
Belgarath brummte: »Astrologen! Ich hatte nie viel Zutrauen zur Astrologie. Die Sterne sagen jede Viertelstunde etwas anderes.« Er überlegte kurz. »In Prolgu erwähnte der Gorim, daß diese Leute Daler sind – von derselben Rasse wie jene, die in Südmallorea leben – , und es ist noch nie jemandem gelungen herauszufinden, was die Daler vorhaben. Sie sind scheinbar fügsam und ruhig, aber ich glaube, das ist nur eine Maske. Es gibt mehrere Lehrzentren in Dalasien, und ich würde mich nicht wundern, wenn das hier etwas Ähnliches ist. Hat einer von euch jemanden mit einer Binde vor den Augen gesehen –
wie Cyradis sie trägt?«
»Eine Seherin oder einen Seher? Nein, ich nicht.« Silk blickte Sammet an.
Sie schüttelte den Kopf.
»Toth könnte uns vielleicht einige Antworten geben, Vater«, meinte Polgara. »Er verständigt sich offenbar mit diesen Leuten auf eine Weise, die wir nicht verstehen.«
»Und wie, glaubst du, können wir von einem Stummen Antworten bekommen?«
»Durnik ist offenbar imstande, sich mit ihm zu unterhalten«, entgegnete sie. »Wo sind die beiden eigentlich?«
»Sie haben einen Teich am oberen Dorfrand entdeckt«, er-klärte Sammet. »Sie wollen nachsehen, ob es Fische darin gibt.
Eriond ist bei ihnen.«
»Das war unvermeidbar!« Polgara lächelte.
»Stört Euch das gar nicht?« fragte Sammet. »Ich meine, daß er seine ganze Zeit mit Angeln zubringt?«
»Es ist ein gesunder Sport«, antwortete Polgara. Sie blickte betont auf den Krug in Belgaraths Hand. »Und bestimmt besser für ihn als der Zeitvertreib manch anderer Leute.«
»Und was jetzt, alter Freund?« lenkte Silk ab.
»Wir bleiben noch eine Weile und halten unsere Augen und Ohren offen«, antwortete Belgarath. »Ich habe das Gefühl, daß sich hier etwas sehr Wichtiges tun wird.«
Am Nachmittag kam ein leichter Wind auf. Er zerfetzte den Nebel, der ihnen über eine Woche zu schaffen gemacht hatte.
Als der Abend nahte, war der Himmel klar, von einer schweren Wolkenbank abgesehen, die von der untergehenden Sonne tief rot getönt wurde.
Sadi hatte den Tag mit Vard verbracht. Als er zurückkehrte, wirkte er frustriert.
»Konntet Ihr etwas aus ihm herauskriegen?« fragte ihn Silk.
»Nichts, was mir etwas gesagt hätte«, erwiderte der Eunuch.
»Ich habe das Gefühl, daß diese Leute keinen richtigen Bezug zur Wirklichkeit haben. Das einzige, was sie offenbar interessiert, ist irgend etwas Obskures, das sie ›die Aufgabe‹ nennen.
Vard wollte mir nicht genau sagen, worum es sich dabei handelt, aber soviel ich verstand, sammeln sie Informationen seit Anbeginn der Zeit.«
Als die Dämmerung sich über die Insel senkte, kehrte Durnik mit der Angelrute in der Hand und Eriond an seiner Seite zurück. Er schaute nicht gerade zufrieden drein.
»Wo ist Toth?« fragte ihn Garion.
»Er sagte, daß er noch was zu erledigen habe.« Durnik begutachtete eingehend sein Angelzeug. »Ich brauche wahrscheinlich einen kleineren Haken«, murmelte er.
Als Polgara und Sammet das Abendessen zubereiteten, blickte Silk zu Garion hinüber. »Wie wäre es, wenn wir uns die Beine vertreten?«
»Du meinst jetzt gleich?«
»Ich brauche ein bißchen frische Luft.« Der Wieselgesichtige stand auf. »Komm schon mit. Wenn du länger auf diesem Stuhl sitzenbleibst, schlägst du vielleicht gar noch Wurzeln.«
Verwundert folgte Garion seinem Freund nach draußen.
»Was soll das eigentlich?« wollte er wissen.
»Ich will herausfinden, was Toth macht, und ich möchte nicht, daß Liselle mitkommt.«
»Ich dachte, du magst sie.«
»Schon, aber ich bin es ein wenig leid, daß sie mir, wohin ich auch gehe, ständig über die Schulter schaut.« Er blieb stehen.
»Wohin wollen die denn?« Er deutete auf einen kleinen Fak-kelzug, der sich über die Wiese zwischen Dorf und Wald bewegte.
»Wir könnten ihnen folgen und es herausfinden«, schlug Garion vor.
»Dann wollen wir!«
Vard führte den Zug fackeltragender Dorfbewohner zu dem dunklen Wald am oberen Ende der Wiese, und Toth, der alle überragte, schritt neben ihm. Garion und Silk, die sich tief ins Gras duckten, hielten sich seitlich in sicherem Abstand.
Als der Fackelzug sich dem Waldrand näherte, kamen mehrere schattenhafte Gestalten aus den Bäumen und blieben war-tend stehen.
»Kannst du was sehen?« flüsterte Garion.
Silk schüttelte den Kopf. »Zu weit weg«, murmelte er. »Es ist auch zu dunkel. Wir müssen näher ran.« Er ließ sich auf den Bauch fallen
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