Koenig der Murgos
gerade um eine Kurve, da verspürte Garion ein heftiges Ziehen und danach hinter sich eine gewaltige Erschütterung, gefolgt von Zischeln und Prasseln eines Feuers, das lebendes Holz verzehrt. Im Kopf vernahm er einen gräßlichen Schrei voll Schmerzen, Wut und abgrundtiefen Hasses.
Ölig schwarzer Rauch sank auf den Boden und trug übel-keiterregenden Gestank mit sich.
Etwa eine Viertelstunde später holte Polgara sie wieder ein.
»Er wird weder Mensch noch Tier mehr Leid zufügen.« Be-friedigung schwang aus ihrer Stimme. »Das gehörte zu einem der wenigen Dinge, in denen Salmissra und ich uns einig waren«, fügte sie hinzu. »Für diese Art von Baum ist kein Platz auf der Welt!«
Auf der unkrautüberwucherten Straße ritten sie tiefer hinein nach Nyissa. Gegen Mittag des nächsten Tages wurde Erionds dunkler Fuchshengst unruhig, und der blonde junge Mann schloß mit Garion auf, der immer noch, mit dem Schwert über dem Sattelknauf, an der Spitze ritt. »Er will laufen.« Eriond lachte fast zärtlich. »Er will immer laufen!«
Garion blickte ihn an. »Eriond«, sagte er. »Da ist etwas, das ich dich fragen wollte.«
»Ja, Belgarion?«
»Als ich dein Pferd durch den Wald der Dryaden zum Strand ritt, geschah etwas Merkwürdiges.«
»Merkwürdiges? Was meinst du damit?«
»Von Rechts wegen hätte ich fast zwei Tage für diese Strecke brauchen müssen, er aber schaffte es in etwa einer halben Stunde.«
»Oh«, murmelte Eriond. »Das!«
»Kannst du mir erklären, wie er das macht?«
»Das ist etwas, was er immer tut, wenn er weiß, daß ich in Eile bin. Irgendwie begibt er sich an einen anderen Ort, und wenn er von dort zurückkehrt, sind wir viel weiter auf der richtigen Strecke als zuvor.«
»Wo ist dieser andere Ort?«
»Hier – ringsum – , aber irgendwie doch nicht. Ergibt das einen Sinn?«
»Nein, nicht wirklich.«
Eriond kräuselte überlegend die Stirn. »Du hast mir einmal erzählt, daß du dich in einen Wolf verwandeln könntest, genau wie Belgarath.«
»Ja.«
»Du hast gesagt, wenn du das tust, ist dein Schwert bei dir und irgendwie doch nicht.«
»Das hat Großvater mir gesagt.«
»Ich glaube, dort ist dieser andere Ort – es ist derselbe, wohin dein Schwert in so einem Fall verschwindet. Die Entfernung hat dort offenbar nicht die gleiche Bedeutung wie hier.
Erklärt es dir das?«
Garion lachte. »Nein, Eriond, aber ich glaube dir.«
Am Nachmittag des nächsten Tages erreichten sie die sump-figen Ufer des Schlangenflusses, wo die Straße nach Osten bog und den Windungen dieses trägen Stromes folgte. Der Himmel hatte sich aufgeklärt, doch der bleiche Sonnenschein brachte kaum Wärme.
»Vielleicht sollte ich erst einmal kundschaften«, meinte Silk.
»Die Straße sieht stärker benutzt aus als damals, als wir das letzte Mal hier waren.« Er gab seinem Pferd die Sporen zum Galopp, und wenige Minuten später war er um eine Biegung außer Sicht.
»Wir werden doch nicht durch Sthiss Tor reiten müssen?«
fragte Ce'Nedra.
»Nein«, beruhigte sie Belgarath. »Es liegt auf der anderen Flußseite.« Er blickte auf die dichte Wand aus Bäumen und Unterholz zwischen der uralten Straße und dem moosigen Uferhang. »Wir können uns vermutlich ohne größere Schwierigkeiten daran vorbeistehlen.«
Etwa eine Stunde später kamen sie um eine weitere Stra-
ßenbiegung und sahen an der anderen Flußseite die Türme der Hauptstadt des Schlangenvolks. Die nyissanische Bauweise hatte sichtlich keinen eigenen Stil. Einige Türme reckten sich mit schlanken Spitzen dem Himmel entgegen, andere waren gedrungener und hatten zwiebelähnliche Spitzen, wieder andere schienen sich in Spiralen in die Wolken bohren zu wollen. Außerdem hatten sie die unterschiedlichsten Farben: Grün, Rot, Gelb, einige prangten sogar in schreiendem Purpur.
Silk wartete ein paar hundert Meter voraus auf sie. »Wir werden von der anderen Flußseite aus kaum bemerkt werden«, meinte er, als sie ihn erreichten. »Aber ein Stück straßauf möchte jemand mit uns reden.«
»Wer?« fragte Belgarath scharf.
»Er nannte seinen Namen nicht, aber er wußte offenbar, daß wir kommen.«
»Das gefällt mir nicht. Hat er gesagt, was er will?«
»Nur, daß er eine Botschaft oder so was für uns hat.«
»Dann werden wir ihn fragen.« Der alte Mann blickte Garion an. »Verhüll du vorsichtshalber das Auge.«
Garion nickte. Er kramte etwas aus seiner Tasche, das wie ein weicher Lederärmel aussah, und zog es über den Griff von
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