Koenig der Murgos
sein.«
»Wohin genau bringt Ihr uns?« fragte Polgara.
»Es ist nicht weit«, antwortete er jedoch nur und kletterte die Leiter hoch.
»Haltet die Augen offen!« murmelte Belgarath. »So ganz traue ich dem Burschen nicht.«
Es war dunkel auf den Straßen von Sthiss Tor, da alle Fenster im Erdgeschoß mit Läden geschlossen waren. Issus schlich lautlos wie eine Katze dahin und hielt sich in den Schatten –
ob aus Notwendigkeit oder Gewohnheit wußte Garion nicht.
Als sie an einer engen Gasse vorüberkamen, hörte er ein leicht scharrendes Geräusch irgendwo in der Dunkelheit. Seine Hand legte sich um den Schwertgriff. »Was ist das?« flüsterte er.
»Ratten.« Issus zuckte die Schultern. »Des Nachts kommen sie vom Fluß hoch, um sich von den Abfällen zu nähren – und dann kriechen die Schlangen aus dem Dschungel, um die Ratten zu verschlingen.« Er schlich ein paar Schritte voraus und spähte vorsichtig eine breite Straße auf und ab. »Alles in Ordnung«, erklärte er. »Kommt. Das Haus, zu dem ich euch bringen soll, liegt auf der anderen Straßenseite.«
»Das ist Drobleks Haus, nicht wahr?« fragte Polgara. »Droblek ist der drasnische Hafenaufseher«, erklärte sie rasch den anderen.
»Ich sehe, Ihr seid nicht zum erstenmal hier«, sagte Issus.
»Kommt, sie erwarten uns.«
Droblek persönlich öffnete die Tür auf Issus' Klopfen. Der Drasnier trug ein weites braunes Gewand und war noch fetter als beim letztenmal. Nervös spähte er auf die dunkle Straße.
»Rasch! Kommt alle herein!« flüsterte er. Als er die Tür verriegelt hatte, fühlte er sich offenbar ein bißchen besser. »Meine Lady.« Er verbeugte sich vor Polgara, so gut es bei seinem Wanst ging. »Es ist mir eine Ehre.«
»Danke, Droblek. Habt Ihr nach uns geschickt?«
»Nein, meine Lady. Aber ich half es arrangieren.«
»Ihr scheint mir ein wenig nervös zu sein, Droblek«, sagte Silk.
»Ich verstecke etwas in meinem Haus, das ich lieber nicht hier hätte, Fürst Kheldar. Der tolnedrische Botschafter läßt ständig mein Haus beobachten, und es wäre ihm ein Vergnü-
gen, wenn er mich in Verlegenheit bringen könnte.«
»Wo ist der Mann, den wir hier treffen sollen?« unterbrach Belgarath ihn.
Ehrfurchtsvoll antwortete ihm Droblek: »Ich habe eine Ge-heimkammer im hinteren Teil des Hauses, Ehrwürdiger. Er wartet dort.«
»Dann wollen wir zu ihm gehen.«
»Sofort, unsterblicher Belgarath.« Watschelnd und schnau-fend führte der Drasnier sie durch einen schwach erleuchteten Gang. An seinem Ende strich er mit der Hand über die Wand und drückte auf einen Stein. Mit lautem Klicken schob sich ein unregelmäßiger Teil heraus.
»Wer ist da?« erklang eine schrille Stimme.
»Ich bin es, Droblek«, antwortete der fette Mann. »Die Leute, die Ihr sprechen wolltet, sind hier.« Er öffnete die mit Steinplatten getarnte Tür. »Ich passe hier auf«, versicherte er den anderen.
Hinter der Tür befand sich eine kleine, muffige Kammer, nur von einer einzigen Kerze erhellt. Sadi, der Obereunuch, stand ängstlich neben einem alten Holztisch. Stoppeln begannen auf seinem kahl geschorenen Kopf zu sprießen, und sein scharlachrotes Seidengewand war zerrissen. Seine Augen wirkten gehetzt. »Endlich!« Er seufzte erleichtert.
»Was, in aller Welt, macht Ihr hier, Sadi?« fragte Polgara.
»Ich verstecke mich. Bitte, kommt alle herein und schließt die Tür. Ich möchte nicht, daß jemand durch Zufall erfährt, wo ich mich befinde.« Sie traten in die Kammer, und Droblek schloß sie hinter ihnen.
»Weshalb verbirgt sich der Obereunuch von Salmissras Palast im Haus des drasnischen Hafenaufsehers?« erkundigte sich Silk neugierig.
»Im Palast kam es zu einem kleinen Mißverständnis, Fürst Kheldar«, antwortete Sadi und setzte sich auf einen Stuhl am Tisch. »Ich bin nicht mehr Obereunuch. Um ehrlich zu sein, auf meinen Kopf ist ein Preis ausgesetzt – ein ziemlich hoher, wie ich hörte. Droblek schuldete mir einen Gefallen, deshalb versteckt er mich hier – nicht sehr gern, aber…« Er zuckte die Schultern.
»Da wir schon von Preisen sprechen«, warf Issus ein, »ich hätte jetzt gern mein Geld.«
»Ich habe noch einen kleinen Auftrag für Euch, Issus«, sagte der Eunuch mit seiner seltsamen Altstimme. »Meint Ihr, es gelänge Euch, in den Palast einzudringen?«
»Wenn es sein muß.«
»In meinem Gemach befindet sich ein mit rotem Leder überzogenes Kästchen – unter dem Bett. Es hat Messingscharniere.
Ich brauche
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