Koenig der Murgos
und ein ausgemergelter Grolim trat ein.
Auch er trug ein schwarzes Gewand, doch mit grün gefütterter Kapuze, die er zurückgeschlagen hatte. Sein schwarzes Haar hing in fettigen Strähnen bis zur Schulter. Er hatte die vorquellenden Augen eines Fanatikers, und der saure Geruch eines lange nicht mehr gewaschenen Körpers ging von ihm aus. »Es ist gleich soweit, Chabat«, meldete er mit schriller Stimme.
Chabats schwelende Augen wurden weicher, als sie ihn anblickte. »Danke, Sorchak.« Sie senkte die Wimpern auf merkwürdig kokette Weise. Nunmehr erhob sie sich, öffnete eine Tischlade und holte ein schwarzes Lederetui heraus, aus dem sie fast zärtlich ein langes, glänzendes Messer nahm. Dann blickte sie den Grolimpriester an, den sie getadelt hatte. »Ich begebe mich jetzt ins Allerheiligste«, sagte sie und prüfte abwesend die schwere Messerklinge. »Wenn auch nur ein Wort über das, was hier vorgefallen ist, über Eure Lippen dringt, werdet Ihr beim nächsten Glockenschlag sterben. Bringt diese Sklavenhändler jetzt in eine passende Unterkunft, wo sie auf die Rückkehr des Hierarchen warten können.« Sie wandte sich wieder Sorchak zu, und ihre Augen leuchteten plötzlich in einem schrecklichen Eifer. »Würdet Ihr mich zum Allerheiligsten begleiten und mir bei der Durchführung des Rituals zusehen?«
»Es ist mir eine Ehre, Chabat«, erwiderte er mit einer ruck-haften Verbeugung; doch als die Priesterin ihm den Rücken zuwandte, verzog er abfällig die Lippen.
»Ich überlasse Euch einstweilen der Fürsorge dieses Unfähigen«, sagte sie im Vorübergehen zu Sadi. »Wir haben unser Gespräch noch nicht beendet, aber ich muß jetzt gehen, um mich auf das Opferritual vorzubereiten.« Mit Sorchak an der Seite verließ sie das Gemach.
Als die Tür sich hinter ihr schloß, spuckte der pockennarbige Unterpriester auf den Boden, wo sie gestanden hatte.
»Ich wußte gar nicht, daß in den Toraktempeln eine Priesterin zum Purpurrang aufsteigen kann«, sagte Sadi zu ihm.
»Sie steht in Agachaks ganz besonderer Gunst«, grollte der Grolim. »Ihre Zauberkräfte sind äußerst beschränkt, und sie hat ihre Erhöhung nur ihm zu verdanken. Der Hierarch hat eine merkwürdige Vorliebe für Häßliches. Nur seine Macht bewahrt sie davor, daß ihr jemand die Kehle durchschneidet.«
»Politik!« Sadi seufzte. »So ist es überall. Sie erschien mir jedoch sehr eifrig, was ihre religiösen Pflichten betrifft.«
»Ihr Eifer, das Ritual durchzuführen, hat wenig mit Religion zu tun. Sie liebt Blut! Ich habe selbst gesehen, wie sie es trinkt, wenn es aus der Brust des Opfers schießt, und wie sie Arme und Gesicht darin badet.« Der Priester schaute sich rasch um, als habe er Angst, überhört zu werden. »Aber eines Tages wird Agachak zweifellos dahinterkommen, daß sie im Hause Toraks Hexerei betreibt und, während alle anderen schlafen, mit Sorchak Schwarze Messen mit obszönen Riten hält. Wenn unser Hierarch sich ihrer Verderbtheit bewußt wird, wird sie selbst unter dem Messer schreien, und jeder Grolim im Tempel wird sich mit Freuden bereit erklären, sie aufzuschneiden.« Er richtete sich auf. »Kommt mit«, forderte er sie auf.
Die Kammern, zu denen er sie führte, waren kaum mehr als eine Reihe enger, düsterer Zellen. In jeder stand eine niedrige Pritsche, und an einem Haken an der Wand hing ein schwarzes Grolimgewand. Der Priester nickte flüchtig und ging.
Silk schaute sich in dem etwas größeren, mittleren Raum um. Er war mit einer Lampe beleuchtet und mit einem grob geschreinerten Tisch und Bänken ausgestattet. »Wohl nicht gerade luxuriös«, stellte er naserümpfend fest.
»Wir können eine Beschwerde einreichen, wenn du meinst«, schlug Sammet vor.
»Was ist mit ihrem Gesicht passiert?« fragte Ce'Nedra. »Sie sieht gräßlich aus.«
»Das war in manchen Grolimtempeln in Hagga üblich«, er-klärte Polgara. »Priesterinnen mit Zauberfähigkeiten schnitten ihr Gesicht auf diese Weise ein, um sich dadurch für immer an Torak zu binden. Diese Sitte wurde jedoch so gut wie aufgegeben.«
»Aber sie hätte schön sein können! Weshalb hat sie sich nur so entstellt?«
»In religiöser Hysterie tun manche die verrücktesten Dinge.«
»Wie kam es, daß der Grolim Garions Schwert nicht sah?«
fragte Silk Belgarath.
»Das Auge macht sich manchmal unauffällig«, erklärte Garion.
»Bist du dafür verantwortlich?«
»Nein, hin und wieder kommt es selbst auf solche Ideen.«
»Nun, es verläuft doch alles
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