Koenig der Murgos
Nachmittagsflut zurückgeschwemmt werden.«
Als sie den Kopf der Rampe erreichten, wartete ein wichtigtuerischer Murgo auf sie. Sein schwerer schwarzer Umhang flatterte in der steifen Brise. »Ihr da!« empfing er sie arrogant.
»Nennt den Grund eures Besuchs.«
Sadi trat vor und verbeugte sich untertänig. »Ich bin Ussa«, erklärte er. »Sklavenhändler mit behördlicher Genehmigung von Cthiss Tor. Ich habe alle erforderlichen Dokumente.«
»In Rak Urga gibt es keinen Sklavenmarkt«, sagte der Murgo mißtrauisch. »Her mit Euren Dokumenten.«
Sadi steckte die Hand in sein grünes Gewand und zog ein Päckchen gefalteter Pergamente heraus.
»Wenn Ihr nicht mit Sklaven handelt, was wollt Ihr dann hier?« fragte der Murgo scharf, und riß ihm die Dokumente aus der Hand.
»Mein guter Freund Jaharb, der Älteste der Dagashi, hat mich gebeten, hier etwas für ihn zu erledigen«, antwortete Sa-di.
Der Murgo hielt mitten im Öffnen des Päckchens inne. »Jaharb?« echote er leicht verstört.
Sadi nickte. »Da ich ohnehin in dieser Richtung unterwegs war, ersuchte er mich, Agachak, dem Hierarchen von Rak Ur-ga, eine Botschaft zu übermitteln.«
Der Murgo schluckte schwer, und schob die Dokumente in Sadis Hände zurück, als verbrannten sie ihm plötzlich die Finger. »Dann macht Euch auf den Weg«, sagte er.
»Meinen Dank, edler Herr.« Wieder verbeugte sich Sadi vor ihm. »Verzeiht, aber könntet Ihr mir vielleicht auch noch den Weg zum Toraktempel weisen? Ich war noch nie zuvor in Rak Urga.«
»Er liegt am Ende der Straße, die von diesem Pier in die Stadt führt.«
»Seid noch einmal bedankt. Wenn Ihr mir Euren Namen nennt, werde ich Agachak erzählen, wie hilfsbereit Ihr wart.«
Der Murgo erblaßte. »Das ist nicht nötig«, sagte er rasch, dann drehte er sich um und eilte von dannen.
»Die Namen Jaharb und Agachak sind hier wohl so was wie Zauberwörter«, stellte Silk fest.
Sadi lächelte. »Ich glaube, wenn man sie im selben Atemzug erwähnte, würden sie einem Tür und Tor in dieser Stadt öffnen.«
Rak Urga war keine schöne Stadt. Die Straßen waren schmal, die Häuser aus grob behauenem Stein, und die Schieferdächer hingen weit über die Straße, so daß es darunter immer dämmerig war. Doch es lag nicht allein an dieser grauen Düsternis, daß die Stadt so trostlos wirkte. Es war die Atmo-sphäre kalter Gleichgültigkeit gegenüber allen menschlichen Gefühlen, wozu etwas wie überall haftende Angst kam.
Schwarzgewandete Murgos eilten mit grimmiger Miene durch die Straßen. Sie sprachen weder mit anderen, noch grüßten sie irgend jemanden.
»Weshalb sind diese Leute so unfreundlich zueinander?«
fragte Eriond Polgara.
»Das ist durch ihre Kultur bedingt«, erklärte sie ihm. »Murgos waren die Aristokraten in Cthol Mishrak, ehe Torak ihnen befahl, auf diesen Kontinent auszuwandern. Sie sind absolut überzeugt, daß sie die Krone der Schöpfung sind – und jeder einzelne ist überzeugt, daß er allen anderen überlegen ist. Da bleibt ihnen nicht viel, worüber sie sich unterhalten könnten.«
Eine Schicht öliger schwarzer Rauch hing über der Stadt, und brachte einen Übelkeit erregenden Gestank mit sich.
»Was ist dieser gräßliche Geruch?« fragte Sammet naserümpfend.
»Ich glaube nicht, daß du das wirklich wissen möchtest«, antwortete Silk mit finsterer Miene.
»Sie werden doch nicht immer noch…« Garion beendete den Satz nicht.
»Es hat ganz den Anschein«, antwortete der kleine Mann.
»Aber Torak ist tot. Was soll das?«
»Grolims haben sich nie Gedanken darüber gemacht, ob irgend etwas zweckvoll ist, Garion«, warf Belgarath ein. »Ihre Macht beruht seit eh und je auf Einschüchterung durch Angst und Schrecken. Wenn sie diese Macht nicht verlieren wollen, müssen sie damit weitermachen.«
Sie bogen um eine Ecke und sahen ein riesiges, schwarzes Gebäude vor sich. Eine fettige Rauchsäule quoll aus dem gro-
ßen Schornstein, der hoch aus dem Schieferdach ragte. Der heftige Wind blies sie einmal in diese, dann in eine andere Richtung.
»Ist das der Tempel?« fragte Durnik.
»Ja«, antwortete Polgara. Sie deutete auf die massive, beschlagene Flügeltür, die einzige Öffnung in der glatten Wand.
Unmittelbar über der Tür hing das polierte, stählerne Abbild von Toraks Gesicht. Garion verspürte wieder das vertraute Frösteln, als er ins finstere Gesicht seines alten Feindes blickte.
Selbst jetzt noch, nach allem, was sich in der Stadt der Ewigen Nacht zugetragen
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