Koenig der Murgos
»Opfer?«
keuchte er. »Dafür braucht Zandramas meinen Sohn?«
»Sieht ganz so aus«, brummte Belgarath. Er dachte nach.
»Das erklärt einiges, aber ich verstehe trotzdem noch nicht, weshalb ein angarakanischer König dabei sein muß. Weder Cyradis erwähnte etwas davon noch die Prophezeiung.«
»Du hast da ein Grolimbuch vor dir, Großvater«, gab Garion zu bedenken. »Es muß ja nicht stimmen!«
»Das wäre natürlich möglich, doch es erklärt nicht, weshalb Zandramas so verstohlen tut. Wenn Urvon davon wüßte, wie Agachak es offenbar weiß, würden beide alles in ihrer Macht tun, ihr deinen Sohn wegzunehmen. Wer immer von ihnen mit Geran und einem angarakanischen König zum Sardion gelangt, wird die absolute Macht über die Grolimkirche haben.«
»Warum mein Sohn?« fragte Garion heftig. »Warum soll er das auserwählte Opfer sein?«
»Ich bin mir nicht sicher, Garion. Dafür haben wir noch keine Erklärung gefunden.«
»Wir sollten Ce'Nedra lieber nichts davon sagen«, meinte Garion. »Es ist so schon schlimm genug für sie.«
Wieder öffnete sich die Tür. Garion wirbelte herum, und seine Hand legte sich über die Schulter um den Griff seines Schwertes.
»Belgarath? Seid Ihr hier drinnen?« Es war Silks Stimme.
»Ganz hinten!« antwortete Belgarath. »Sei leise!«
»Wir haben Schwierigkeiten«, erklärte der kleine Mann, als er sie erreicht hatte. »Eriond ist verschwunden.«
»Wa-as?« entfuhr es Garion.
»Er stahl sich hinaus, als niemand aufpaßte.«
Belgarath schlug die Faust auf den Tisch, und fluchte. »Was bildet dieser Junge sich eigentlich ein?«
Silk schob die Kapuze des Grolimgewands zurück. »Polgara wollte ihn suchen gehen, doch Durnik und ich redeten es ihr aus. Ich sagte, ich würde erst einmal Euch holen.«
»Dann müssen wir sehen, daß wir ihn finden!« Der alte Mann erhob sich. »Pol wird nur eine Weile warten, dann kann nichts sie zurückhalten, auf eigene Faust zu handeln. Wir verteilen uns am besten, so kommen wir rascher herum.« Er führ-te sie zur Tür, spitzte hinaus, und sie traten auf den Korridor.
»Tu nichts Ungewöhnliches«, mahnte er Garion flüsternd. »Es gibt genügend Grolims mit ausreichender Begabung, die dich hören könnten, wenn du anfängst, irgendwelchen Lärm von dir zu geben.«
Garion nickte.
»Und laßt euch in regelmäßigen Abständen sehen. Es hätte wenig Sinn, wenn einer von uns Eriond gefunden hat und dann nach den zwei anderen suchen muß. Gehen wir.« Er setzte sich rasch den dämmrigen Korridor entlang in Bewegung.
»Wie ist es ihm gelungen, an Tante Pol vorbeizukommen?«
wisperte Garion Silk zu, als die beiden Seite an Seite den Weg zurückkehrten, den sie gekommen waren.
»Ce'Nedra hatte einen hysterischen Anfall«, erwiderte Silk.
»Die Opferungen haben sie sehr mitgenommen. Polgara war mit ihr in einer Zelle und versuchte sie zu beruhigen. Da verzog sich Eriond.«
»Wie geht es ihr jetzt?« Die heimliche Angst, die ihn seit Prolgu quälte, verstärkte sich.
»Ich glaube, was besser. Polgara gab ihr etwas, jetzt schläft sie.« Silk schaute um eine Ecke. »Ich gehe hier herum«, flüsterte er. »Sei vorsichtig.« Auf leisen Sohlen verschwand er.
Garion wartete, bis sein Freund außer Sicht war, dann trat er in den nächsten Gang, faltete die Hände auf der Brust und senkte den Kopf unter der Kapuze in einer Nachahmung von Grolimfrömmigkeit. Was dachte sich Eriond eigentlich? Garion ärgerte sich über die verantwortungslose Handlung des Jungen. Er ging den Korridor entlang und bemühte sich, nichts zu tun, das Argwohn erregen konnte. So öffnete er jede Tür, zu der er kam, sehr vorsichtig nur einen Spalt.
»Was gibt es?« fragte eine Stimme scharf durch den Spalt.
»Verzeih, Bruder«, murmelte Garion und versuchte den schweren Akzent der Angarakaner nachzuahmen, »falsche Tür.« Rasch schloß er sie wieder und ging, so rasch er es wagen konnte, weiter.
Die Tür hinter ihm wurde plötzlich aufgerissen. Ein spärlich gekleideter Grolim mit wütendem Gesicht trat heraus. »He, du!« brüllte er Garion nach. »Bleib stehen!«
Garion warf einen Blick über die Schulter und verschwand mit zwei schnellen Schritten auf dem breiten Mittelgang des Tempels.
»Komm zurück!« schrie der Grolim. Garion hörte nackte Füße auf dem Fliesenboden. Der Grolim verfolgte ihn! Garion stieß eine Verwünschung hervor und ging ein Risiko ein: Er riß die nächste Tür auf und schoß hinein. Ein rascher Blick zeigte ihm, daß der Raum
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