Koenig der Murgos
Ufer aufmerksam.
Einzeln und in Zweier- oder Dreiergruppen sammelten sich bleiche junge Frauen mit den großen, dunklen Augen und dem farblosen Haar der Ulgoner scheu am Ufer vor dem Dammweg. Garion blickte über den See auf sie, dann rief er laut. »Möchtet ihr etwas?«
Sie flüsterten miteinander, dann trat eine vor. »Wir – wir möchten gerne Prinzessin Ce'Nedra sehen«, antwortete sie verlegen, während sie errötete. »Nur, wenn sie nicht zu beschäftigt ist.« Sie redete stockend, als wäre ihr die Sprache nicht völlig vertraut.
»Ich sehe nach, ob sie schon wach ist«, erbot sich Garion.
»Vielen Dank, mein Herr«, antwortete sie und wich in den Schutz der Menge zurück.
Garion kehrte ins Haus zurück und sah, wie Ce'Nedra sich im Bett aufsetzte. Ihr Gesicht hatte nichts mehr von der stumpfen Gleichgültigkeit der vergangenen Wochen, und ihre Augen wirkten wach. »Du bist aber schon früh auf«, stellte sie fest.
»Ich habe nicht besonders gut geschlafen. Wie geht es dir?«
»Gut, Garion, warum fragst du?«
»Ich wollte nur…« Er unterbrach sich. »Draußen sind junge Ulgonerinnen, die dich gern sehen möchten.«
Sie hob die Brauen. »Was können sie von mir wollen?«
»Sie kennen dich offenbar. Sie sagten, sie möchten Prinzessin Ce'Nedra sehen.«
»Natürlich!« rief sie und sprang aus dem Bett. »Ich hatte sie fast vergessen!«
Rasch schlüpfte sie in einen grünen Morgenrock und rannte aus dem Gemach.
Garion wollte ihr neugierig folgen, blieb dann jedoch in der großen Halle stehen, als er Polgara, Durnik und den Gorim am Steintisch sitzen sah.
»Was ist denn los?« Polgara blickte überrascht der eiligen kleinen Königin nach.
»Draußen sind ein paar Ulgonerinnen«, antwortete Garion.
»Offenbar Freundinnen von ihr.«
»Sie hat sich bei ihrem Besuch hier sehr beliebt gemacht«, erklärte der Gorim. »Ulgonerinnen sind sehr scheu, aber Ce -
Nedra befreundete sich mit ihnen allen, und sie verehren sie.«
»Verzeiht mir, Eure Heiligkeit«, sagte Durnik. »Ist Relg hier?
Ich würde ihn gern besuchen, da wir schon mal da sind.«
»Relg und Taiba sind mit ihren Kindern nach Maragor gezogen«, antwortete der Gorim.
»Maragor?« Garion blinzelte erstaunt. »Was ist mit den Geistern dort?«
»Sie stehen unter dem Schutz des Gottes Mara«, versicherte ihm der Gorim. »Es gibt offenbar eine Abmachung zwischen Mara und UL. Ich verstehe es nicht so recht, doch Mara beharrt darauf, daß Taibas Kinder Marager sind, und er hat ver-sprochen, über sie in Maragor zu wachen.«
Garion runzelte die Stirn. »Aber wird ihr Ältester denn nicht eines Tages Gorim?«
Der Greis nickte. »Ja. Seine Augen sind immer noch so blau wie Saphire. Ich machte mir anfangs selbst Sorgen, Belgarion, aber jetzt bin ich sicher, daß UL Relgs Sohn zur richtigen Zeit in die ulgonischen Höhlen zurückbringen wird.«
»Wie geht es Ce'Nedra heute morgen, Garion?« erkundigte sich Polgara ernst.
»Ich glaube, sie ist fast wie früher. Bedeutet das, daß sie wieder in Ordnung ist?«
»Es ist zumindest ein gutes Zeichen, Liebes, aber vielleicht noch etwas zu früh, um sicher zu sein. Am besten, du behältst sie im Auge.«
»Ist gut.«
»Doch mach es nicht zu auffällig. Sie befindet sich in einer kritischen Phase, und wir möchten doch nicht, daß sie glaubt, wir spionierten ihr nach.«
»Ich werde vorsichtig sein, Tante Pol.« Garion ging wieder ins Freie und spazierte auf der kleinen Insel herum, als wolle er sich die Beine vertreten. Unauffällig schaute er immer wieder zu der Gruppe am fernen Ufer. Die bleichen, weißgewandeten Ulgonerinnen hatten sich um Ce'Nedra geschart, deren grüner Morgenrock und flammend rotes Haar sich auffällig von ihnen abhob. Mit ihren leuchtenden Farben sieht sie wie eine rote Rose unter weißen Lilien aus, dachte Garion unwillkürlich.
Nach etwa einer halben Stunde trat Polgara aus dem Haus.
»Garion«, rief sie, »hast du Botschaft heute schon gesehen?«
»Nein, Tante Pol.«
»Er ist nicht in seiner Kammer.« Sie runzelte leicht die Stirn.
»Was bildet dieser Junge sich eigentlich ein! Schau doch, ob du ihn finden kannst.«
»Ja, Tante Pol«, antwortete er automatisch. Während er über den Dammweg ging, lächelte er. Trotz allem, was geschehen war, ergab sich immer wieder dieselbe Beziehung zwischen ihnen wie in seiner Kindheit. Er war überzeugt, daß Polgara meistens gar nicht daran dachte, daß er jetzt ein König war, und so trug sie ihm häufig irgendwelche kleinen
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