König der Seelen (Höllenfeuer) (German Edition)
weiß. Aber es ist mein Körper, der Schmerzen empfinden kann…“
„Deine Seele etwa nicht? Wie viele Menschen hast du im Laufe der letzten Monate an meiner Seite gesehen, deren Seele krank und verfault war? Wie viele von ihnen waren in ihrem Innern verdorrt und tot? Was nützt solchen Menschen ein gesunder Körper, Reichtum und Macht?“
Eine Zeitlang starrten die beiden stumm in die Dunkelheit der Nacht hinaus.
„Du willst dich den Behörden Jerusalems ausliefern, richtig?“, durchbrach schließlich Judas Stimme die Stille.
„So muss es sein. Dann werden die Menschen sehen, dass ich auch vor mir selbst keine Ausnahme gemacht habe. Wenn die Menschen mir auch in tausend Jahren noch folgen sollen, dann muss einem jeden von ihnen klar sein, dass ich selbst an meine Botschaft so tief und innig geglaubt habe, dass ich dafür bereit war, in den Tod zu gehen.“
„Was verlangst du, was ich tun soll?“, fragte Juda mit brüchiger Stimme. Er kannte die Antwort schon, bevor er die Frage gestellt hatte und plötzlich wurden seine Augen feucht. Eine erste Träne rollte über seine Wange.
„In den Menschenmassen der Stadt können die Römer mich nicht verhaften. Es würde zu einem Aufruhr kommen und ehe wir uns versehen, steht ganz Judäa in Flammen. Das müssen wir verhindern. Es ist notwendig, dass man mich verrät!“
Die Zeit schien still zu stehen. Nach Jeshuas Worten hielt Gottes gesamte Schöpfung den Atem an. Juda hatte gewusst, dass diese Worte kommen würden. Doch nun, da Jeshua sie ausgesprochen hatte, wünschte er sich, es wäre nicht geschehen.
„Du verlangst, dass ich dich verrate“, hauchte Juda tonlos.
„Ich weiß, dass ich viel von dir verlange“, sagte Jeshua betreten. „Ich bürde dir eine ungeheure Last auf. Du wirst auf unabsehbare Zeit nicht zu Gott gelangen, denn auch wenn du auf meinen Wunsch handelst, wirst du selbst dir über den Tod hinaus Vorwürfe machen und dadurch hier in der Hölle festsitzen. Ich kenne dich Juda. Vielleicht wirst du deswegen sogar nie zu Gott gelangen. Die Menschen werden deinen Namen fluchen und noch in Jahrtausenden wirst du der Inbegriff der Sünde sein…“
„Warum ich?“, weinte Juda nun hemmungslos. „Warum nicht die anderen…?“
„Keiner von ihnen würde es tun. Keiner von ihnen hat verstanden, dass ich das hier für die Menschen auf der ganzen Welt mache. Indem ich diesen Tod auf mich nehme, gebe ich der Welt ein Beispiel für die Macht des Glaubens. Ich zeige ihnen, dass mein Glaube auch vor mir selbst nicht Halt gemacht hat.“
„Und ich werde verdammt!“, schrie Juda, in dem er voll Entsetzen aufsprang. „Ich werde geopfert, um dieses Ziel zu erreichen!“
„Es würde mir helfen“, erwiderte Jeshua traurig. Noch nie zuvor hatte Juda ihn so kleinlaut und schwach erlebt. Er sah zornig auf ihn hinab.
„Und was habe ich davon, wenn ich nie an deiner Seite sein werde?“, brüllte Juda unter Tränen. „Du übergibst mich dem Hass und dem Vergessen. Du lässt mich nicht teilhaben an der Erlösung, die du allen anderen versprichst. Was habe ich davon, an der Heilung der Welt teilgehabt zu haben, wenn ich selbst verflucht bin?“
Weinend brach Juda zusammen und sank in den Staub des Feldes. Seine Schultern bebten, während er ungehemmt schluchzte und immer wieder seinen Schmerz herausschrie.
„Warum ich? Warum ich?“, jammerte er immer wieder.
Es tat Jeshua in der Seele weh, ihn so zu sehen. Es stimmte, was Juda gesagt hatte – was nutzte es, wenn man die Welt zu retten imstande war um den Preis des eigenen Lebens? Und im Gegensatz zu Jeshua würde Juda vielleicht tatsächlich nie in den Himmel kommen, wenn er sich selbst für diese Tat so zu hassen begann, dass er das Licht Gottes nach dem Tode nicht würde sehen können. Er könnte sich nicht damit trösten, dass seine gute Tat – einen blutigen Aufstand verhindert zu haben – ihn nach dem Tode unmittelbar zu Gott gelangen lassen würde.
Wie unter einer großen Last kroch Jeshua auf Juda zu. Er streckte die Hand nach ihm aus um ihn zu berühren, doch seine ausgestreckten Finger verharrten zitternd vor dem schluchzenden Juda. Er wagte nicht, ihn anzufassen.
Dann, es mochten einige Augenblicke vergangen sein, gab Jeshua sich einen Ruck und packte Juda an der Schulter. Er riss ihn in seine Arme und wiegte ihn sanft hin und her.
„Juda, mein Freund. Ich werde dich nicht fallen lassen“, sprach er erregt. „Ich lasse dich nicht in der Dunkelheit der Hölle zurück. Wenn du
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