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König der Seelen (Höllenfeuer) (German Edition)

König der Seelen (Höllenfeuer) (German Edition)

Titel: König der Seelen (Höllenfeuer) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Conrad
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reagiert, der an ihrer Autorität kratzte und ihnen ihre Macht zu nehmen drohte. Sie hatten ihm gedroht, ihn bei den römischen Behörden anzuzeigen und den Fall vor den Sanhedrin, den obersten Rat, zu bringen.
    Jeshua wirkte enttäuscht, soviel erkannte Asasel. Doch schließlich nickte er. Er hatte verstanden, dass er noch nicht mächtig genug war, um unbehelligt an diesem Ort wirken zu können.
    „Ich wollte die Bewohner Jerusalems um mich scharen, um ihnen die Wahrheit zu bringen, aber ihr habt es nicht zugelassen“, hörte Asasel ihn unten im Hof sagen. „Deshalb wird Gott diesen Tempel verlassen. Denkt an meine Worte – dieses Haus wird schon bald leer und bedeutungslos sein!“
    Dann wandte er sich von den Priestern ab und schritt über den Hof auf den Eingang des Tempelkomplexes zu. Seine Begleiter folgten ihm zögernd, doch kurz vor Erreichen des Eingangstors blieb Jeshua noch einmal kurz stehen und sah zum Dach des Tempels hinauf. Er blickte sich suchend um und endlich blieb sein Blick an Asasel haften. Die beiden sahen sich einen Augenblick lang ernst an. Dann nickte Asasel Jeshua kaum sichtbar zu. Jeshua nickte zurück, wandte sich ab und verließ den Tempel.
    „In einem Punkt irrst du, Jeshua, Sohn des Josef“, flüsterte Asasel wie zu sich selbst, während er ihm hinterher sah. „Der Herr wird diesen Tempel nicht verlassen. Er kann es gar nicht, denn er war nie hier!“
     
    …
     
    Eleanor wartete an diesem Tag vergebens auf Raphael. Er kam nicht zum Mittagessen in den Speisesaal, auch dem Abendessen blieb er fern und Eleanor begann sich zu fragen, ob sie unbewusst etwas gesagt haben mochte, das ihn verletzt hatte.
    Gedankenschwer erhob sie sich von jenem Tisch, an dem sie heute Abend allein gesessen hatte, dann verließ sie den Speisesaal. Sie trat durch die offene Tür und ließ die Geräuschkulisse aus leisen Gesprächen, Besteckgeklirre und Tellergeklapper hinter sich, um durch die Flure der Anstalt zu ihrem Zimmer zurückzukehren.
    Still war es hier zu dieser Zeit, die Flure leergefegt und unbeseelt. Eleanors Schritte hallten einsam auf den steinernen Böden, wurden von den hohen Decken zurückgeworfen und verklangen entlang der holzvertäfelten Wände. Sie hätte vollkommen allein in diesem riesigen Haus sein können und würde sich dann ebenso gefühlt haben, wie sie es jetzt und in diesem Augenblick tat.
    Ihre Schritte wurden langsamer, je mehr sie sich ihrem Zimmer näherte. Sie bog noch um eine letzte Ecke und sah ihre Tür nun wenige Meter entfernt vor sich. Einer plötzlichen Eingebung folgend blieb sie stehen. Hinter dieser Tür wartete keine Abgeschiedenheit, keine Intimsphäre auf sie, dessen wurde Eleanor sich nun bewusst. Erst vor wenigen Stunden hatte Asasel hinter dieser Tür auf sie gewartet, wer konnte sagen, ob nicht er oder ein anderer gefallener Engel nun wieder hinter dieser Tür lauerte? Ohne es zu bemerken ballte sie die Fäuste. Vor solchen "Gästen" würde sie von nun an niemals mehr sicher sein, so viel stand fest.
    Ihr Blick glitt zur Tür rechts neben ihrer eigenen. Dort wohnte Raphael. Sie könnte zu ihm gehen, wenigstens für eine kleine Weile. Dort wäre sie vor Asasel und seinesgleichen sicher. Doch dann verwarf sie diesen Gedanken wieder. Raphael trug heute seine eigenen Sorgen mit sich herum und wollte allzu offensichtlich allein sein. Ein Stich fuhr durch ihr Herz. Warum teilte er seine Sorgen und Ängste nicht mit ihr? Glaubte er, dass diese Sorgen zu groß für sie seien? Dass er sie damit nicht belasten könnte?
    Nein, jetzt bei ihm reinzuplatzen wäre das Letzte, was Eleanor tun könnte, dessen war sie sich sicher. Sie wollte sich nicht das Recht herausnehmen, ungefragt in jedermanns Intimsphäre einzudringen, wie die Engel es taten. Und dennoch begann sie sich in diesem Augenblick zu fürchten. Was mochte Asasel getan haben, dass selbst Raphael vor Grauen wie ausgewechselt schien, wenn er daran dachte?
    Langsam wandte Eleanor sich ab. Sie wusste genau, wohin sie gehen konnte, wo sie ganz sicher willkommen wäre und man sich über ihre Anwesenheit freuen würde. Sie machte sich auf den Weg zu Elizabeth.
     
    Kurz darauf ging Eleanor die Treppe des westlichen Treppenhauses hinunter, auf dessen Grund sie den Geist Elizabeths wusste. Schon lange bevor sie das Kellergeschoss erreicht hatte, spürte sie die Kälte und Verzweiflung, die von Elizabeths Seele ausging. Eleanor musste sich wie immer überwinden, die letzten Schritte auf jenen Ort zuzugehen, von

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