König der Seelen (Höllenfeuer) (German Edition)
die kleine Menge, die sich auf dem Dorfplatz um Jeshua und seine Gruppe versammelt hatte. Zunächst waren es nur wenige Menschen gewesen, die gekommen waren, um die Reisenden aus Jerusalem zu sehen. Immerhin lag Bethanien nah genug an der Hauptstadt, dass oft Reisende hier hindurch kamen und der Anblick von Pilgern und Händlern war hier nichts Ungewöhnliches. Doch mehr und mehr Einwohner kamen nun hinzu, um nach dem Grund für den ungewöhnlichen Menschauflauf zu sehen, der sich vor ihren Türen gebildet hatte.
„Seid ihr einer von diesen selbsternannten Propheten, die durch die Lande reisen um den Menschen das Geld aus der Tasche zu ziehen?“, fragte ein altes, zahnloses Weib, während sie ihren Stock gegen Jeshua schüttelte.
„Gott hat kein Interesse an Geld“, lächelte Jeshua sie an. „Warum also sollte ich welches wollen?“
Die Alte sah ihn irritiert an und klappte den Mund ein paar Mal auf und zu. Dann ließ sie ihren Stock sinken.
„Wir haben einen eigenen Rabbi hier im Dorf“, schaltete sich ein Mann ein. „Er erzählt uns von Gott und seinen Geboten. Wir haben keinen Bedarf für wandernde Prediger. Habt vielen Dank.“
Jeshua lachte. „Ihr habt keinen Bedarf für die Wahrheit? Meine Botschaft unterscheidet sich von der eures Rabbis, denn Gott selbst hat sie mir eingegeben.“
Wieder ging ein Raunen durch die Menge.
„Willst du damit sagen, dass du nicht für die jüdische Religion sprichst?“, fragte eine Frau.
Jeshua wandte sich ihr zu und blickte sie an. „Doch, ich spreche im Namen des Gottes Abrahams und Moses. Aber Gott hat mich auf diese Welt gesandt, um sein Wort neu zu verkünden. Auf dass es nicht von Rabbis und Laien entstellt werde, die ihn nicht kennen!“
Nun tuschelte und flüsterte die Menge erregt und mit teils zornigen Gesichtern. Einige schüttelten die Fäuste gegen Jeshua.
„Du sagst, du kommst von Gott!“, rief ein alter Mann zornig, der aufgrund seiner Kleidung unschwer als Bauer zu erkennen war. „Aber kannst du das beweisen? Kannst du Dinge tun, die nur von Gott kommen können? Dinge, die kein sterblicher Mensch vollbringen könnte?“
Jeshua senkte traurig den Blick. „Wer blind im Auge und Herzen ist, wird mich nicht erkennen, selbst wenn ich Wunder tue“, sprach er leise, doch die ganze Menge hörte ihn. „Ihr müsst glauben, denn nur dann werdet ihr sehen. Fällt euch das so schwer?“
Die Dorfbewohner um Jeshua und seine Gruppe verstummten. Betreten traten einige von ihnen etwas nach hinten, kaum einer mochte Jeshua in die Augen zu blicken. Umso erschreckter zuckten sie zusammen, als in diesem Augenblick ein schriller Schrei die Stille durchbrach.
„Was machst du hier?“, erklang eine kreischende Frauenstimme voll Panik. „Du dürftest nicht hier sein! Verschwinde gefälligst, komm mir nicht zu nahe!“
Alle Blicke wandten sich der Quelle des plötzlichen Aufruhrs zu. Dort am Rande der Menge wichen die Menschen voll Angst auseinander und gaben den Blick frei auf eine Gestalt, die nun humpelnd langsam näherkam. Vereinzelnd schrien die Menschen vor Angst und brachten sich am Rande des Platzes in Sicherheit, von wo aus sie das weitere Geschehen furchtsam verfolgten.
Es war ein Aussätziger, ein Leprakranker, der entgegen der Gesetze ins Dorf gekommen war und nun auf Jeshua zugehumpelt kam. Seine keuchenden Atemzüge waren schon von weitem zu hören, während er sich mühsam voran arbeitete. Fliegenschwärme umschwirrten ihn hektisch und seine fauligen Wunden verbreiteten einen bestialischen Gestank, der von Tod und Verderben kündete.
Auch Jeshuas Jünger wichen nun voll Furcht zurück, einzig Jeshua selbst blieb stehen und sah dem Todgeweihten gelassen entgegen. Schwer keuchend blieb dieser endlich vor Jeshua stehen. Aus der Nähe wirkte er noch entsetzlicher, weite Teile seiner Haut waren so verfault, dass an diesen Stellen nur schwarzes, stinkendes Fleisch zurückgeblieben war. Er hatte nur noch wenige Finger und Zehen, die meisten waren längst abgefallen. Ebenso hatte er kaum noch Zähne im Mund, keine Nase und Lippen mehr und nur noch ein Auge, welches jedoch bereits fast erblindet war. Schmutzige Lumpen bedeckten gnädig zumindest einige wenige Stellen dieses gepeinigten und zerstörten Körpers.
„Was willst du?“, sprach Jeshua.
Ein rasselndes Keuchen fuhr durch die Lunge des Aussätzigen. „Herr, ich weiß du kannst mich heilen“, krächzte er tonlos. „Ich bitte dich, mich von meinem Leid zu erlösen.“
Mit diesen Worten
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