König der Seelen (Höllenfeuer) (German Edition)
und er schloss die Augen. Es war ein entsetzlicher Anblick für Jeshua, diesen mächtigen Engel vor Enttäuschung und ohne jede Hoffnung auf die Knie sinken zu sehen. Er trat auf Asasel zu und sank vor ihm nieder. Behutsam legte er seine Hand auf die Hände Asasels, die dieser in den Schoß gelegt hatte.
„Verdammt ist nur, wer zu glauben aufgehört hat“, sprach er leise. „Du wirst nicht für immer auf dieser Welt sein, wenn du dir das Vertrauen in den Herrn erhältst, Asasel. Wir Menschen kommen auf diese Welt, weil wir geprüft werden. Du bist aus demselben Grund hier.“
Langsam hob Asasel den Blick und sah den Menschen vor sich an. „Aber worin besteht diese Prüfung für mich?“, fragte er tonlos.
Jeshua runzelte die Stirn. Eine Weile schien er still in sich hineinzuhorchen. Dann hob er plötzlich den Blick und lachte Asasel an.
„Ich weiß es nicht“, sagte er aufrichtig. „Ich kann es dir nicht sagen. Aber mir will scheinen, dass es deiner Seele gut tun könnte, eine Weile auf meinem Pfad zu gehen. Vielleicht wird dir das die Erkenntnis bringen, nach der du dich sehnst.“
Asasel sah Jeshua verdutzt an. Dann lachte auch er. Jeshua drückte noch einmal seine Hände, ließ sie dann endgültig los und erhob sich. Auch Asasel stand auf und blickte gelöst auf den Menschen vor sich hinab.
„Ich will eine Weile in deinen Fußstapfen gehen und sehen, wohin mich dein Weg bringt“, sagte er. „Selbst wenn mich das von Gottes Auftrag entfernt, so kann es meiner Seele nur gut tun, für eine Weile wieder aufzuleben.“
Jeshua lächelte zu Asasel hinauf und nickte. „Folge mir und beobachte mich“, sagte er sanft. „Doch gib acht, dass die Menschen dich nicht sehen, denn wenn sie deiner gewahr würden, hätte das unabsehbare Folgen für den Verlauf der Geschichte.“
Gemeinsam gingen die beiden durch das wogende Kornfeld zurück in Richtung der Straße. Friedlich und still lag sie im Mondlicht vor ihnen, wand sich hinab in das Dorf Bethanien, welches einige hundert Meter weiter in der düsteren Nacht lag.
„Wenn die Welt so still im Schlaf liegt, fühle ich sie Gott um so vieles näher“, sinnierte Jeshua bei diesem Anblick. „In diesen Augenblicken habe ich das Gefühl, als sei der Herr unter uns.“
„Nein“, hauchte Asasel. „Wäre der Herr hier, so erstrahlte diese Welt in seinem Licht, so wunderschön und prächtig. Es gäbe keine Düsternis, keine Zweifel, keine Fragen. Nur Harmonie und unendliche Freude.“
„Ihr vermisst das“, stellte Jeshua mit einem Seitenblick auf seinen Begleiter fest. „Wenn Gott nicht auf diese Welt zu kommen wünscht, so müssen wir sie zu ihm bringen. Wir müssen danach streben, sie dem Himmel so ähnlich wie nur irgend möglich zu machen.“
„Ich weiß, Jeshua. Ich weiß. Ich kann nur nicht sagen, warum Gott gerade uns dann einen Auftrag geben musste, der uns Engel auf die falsche Seite brachte.“
„Du wirst die Antworten auf deine Fragen bekommen. Eines Tages wirst du verstehen. Du musst nur Geduld haben.“
„Es ist nicht leicht, geduldig zu sein, wenn die ganze Welt einen hasst!“
„Eben. Und genau deswegen muss man Hass mit Liebe erwidern!“
Am folgenden Morgen brach die kleine Gruppe um Jeshua schon früh auf. Sie begab sich hinunter in das kleine Dorf, um bei seinen Bewohnern um ein Frühstück zu bitten.
Die Menschen in diesem Teil Judäas waren ein offenes und unkompliziertes Volk, sie teilten gern von dem was sie hatten, solange sie dafür die eine oder andere Neuigkeit aus der Hauptstadt Jerusalem zu hören bekamen. Vor allem der junge Juda diente gern mit seinen Kenntnissen über die Stadt, wenngleich er wenig Neues über den Stadtklatsch zu erzählen wusste. Doch es dauerte nicht lange, bis die unvermeidliche Frage nach dem Zweck ihrer Reise gestellt wurde. Immerhin war es allzu offensichtlich, dass die kleine Gruppe nicht aus Händlern bestand.
„Wir reisen, um die Botschaft des Herrn zu verbreiten“, antwortete Jeshua.
„Des Herrn?“, fragte ein älterer Mann, dem man die harte Arbeit auf dem Land deutlich ansah. „Von welchem Herrn redest du? Den Römern?“
„Die Römer mögen in diesen Tagen die Herren über die Länder dieser Welt sein“, erwiderte Jeshua. „Doch ich meine den Herrn, der diese Länder geschaffen hat. Den Herrn, der Fürsten und Könige nach seinem Willen einzusetzen und abzusetzen vermag. Ich meine den einzigen Herrn, den ein Mensch haben sollte, ich meine Gott.“
Ein Raunen ging durch
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