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König der Seelen (Höllenfeuer) (German Edition)

König der Seelen (Höllenfeuer) (German Edition)

Titel: König der Seelen (Höllenfeuer) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Conrad
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die zuvor seinen und Liliths Sturz aufgehalten hatte. Der mächtige Baum gab ein eigentümlich stöhnendes Geräusch von sich, während die hellen Holzsplitter nach allen Seiten flogen. Langsam begann er sich zur Seite zu neigen und mit einem gewaltigen Rauschen seiner Blätter und Äste zu Boden zu fallen. Sein Wipfel schlug auf die Oberfläche des Sees und peitschte das Wasser zu hohen Fontänen empor.
    Am ganzen Körper bebend vor Zorn sah Raphael dem Baumriesen zu, wie er im See zu versinken begann. Schließlich wandte er sich frustriert ab. Mochte Lilith denken was sie wollte, er würde immer vor Eleanor stehen und sie beschützen. Und er würde sich seine Liebe bewahren, dessen war er sich vollkommen sicher.
    Plötzlich jedoch stutzte er. Ein sonderbares Gefühl überkam ihn, als er jetzt an Lilith dachte. Mit einem Mal wusste er, was ihn so merkwürdig berührt hatte, während Lilith gesprochen hatte. Es war ihr Tonfall gewesen – wann immer sie das Wort Liebe in den Mund genommen hatte, hatte sie unzweifelhaft sehnsüchtig geklungen. Nur beim letzten Mal nicht. Als sie Raphael drohte, war es eher so etwas wie Hass gewesen. Hass oder Neid…?

Unerreichbares
     
    „Herr, wir haben ein Problem.“
    Man sah dem jungen Zenturio an, dass er nicht gern vor seinem Herrn stand, um Meldung über die jüngsten Ereignisse in Galiläa zu machen. Pontius Pilatus, der Prokurator Judäas und oberster Stellvertreter des römischen Kaisers in Jerusalem, galt als aufbrausend und grausam, als jemand, der aufgrund einer üblen Tageslaune ein Menschenleben ruinieren konnte.
    „Heraus damit“, befahl Pilatus, ohne von den Unterlagen auf seinem Schreibtisch aufzusehen.
    „Die Unruhen im Lande nehmen zu“, begann der Offizier. „Es sind kaum Handgreiflichkeiten oder gar bewaffnete Übergriffe zu verzeichnen, aber die Unzufriedenheit im Volk ist so stark gewachsen, dass wir Fälle zivilen Ungehorsams hatten. Mehr und mehr Händler weigern sich, an Römer zu verkaufen. Römern und Griechen wird kaum noch Respekt entgegengebracht und man hört immer öfter kaiserfeindliche Parolen und Hetzreden.“
    „Na und?“, fuhr Pilatus auf. Jetzt sah er seinen Untergebenen zum ersten Mal an. Seine Augen waren von einem wässrigen hellblau und blickten hart und grausam auf den Mann vor seinem Tisch. „Wer uns nicht mit Waren beliefern will, wird feststellen, dass wir sein gesamtes Gut einziehen. Wer uns keinen Respekt zollt, bekommt die Zunge herausgeschnitten und wer gegen den Kaiser hetzt, wird gekreuzigt! Wo also liegt das Problem?“
    Der Zenturio trat unruhig von einem Fuß auf den anderen.
    „Herr, es sind zu viele“, stotterte er. „Und sie kommen nicht allein aus Judäa. Die Juden in Galiläa, Peräa, selbst Syrien denken so. An die kommen wir nicht heran…“
    „Dann setzen wir uns mit dem Legaten von Syrien in Verbindung. Soll er auf seinem Gebiet für Ruhe sorgen, so wie wir es auf unserem tun werden. Herodes Antipas wird auch gehorchen, wenn wir es ihm sagen. Er kann gar nicht so schnell sehen, wie der Kaiser ihm sein Land entzieht, sollte er Unruhen zulassen oder gar fördern.“
    „Ich werde alles Notwendige anweisen“, erwiderte der Zenturio, sorgsam darauf bedacht, nun Stärke und Zuverlässigkeit auszustrahlen. Pilatus nickte noch einmal, behielt den Mann dabei aber genau im Auge. Solche Untergebenen waren nutzlos, das war ihm schon seit langem klar. Wer bei der Verwaltung eines Landes Skrupel hatte, würde das Land nicht lange halten können. Hier war Härte und Strenge gefragt, Mitleid war vollkommen fehl am Platze.
    Die Tür schloss sich und Pilatus blieb allein hinter seinem Schreibtisch zurück. Er atmete tief durch und lehnte sich in seinem Stuhl zurück. Das Leben hier in einer der östlichsten Provinzen Roms war wirklich nicht mit dem Leben in der Hauptstadt zu vergleichen. Hier war es staubig und dreckig, es gab keinerlei Unterhaltung, wie man sie von den großartigen Schaukämpfen in den römischen Arenen her kannte, keine Tierhatzen, keine Gladiatorenkämpfe. Der Wein war mies, die Frauen hässlich und verkrampft. Und dennoch hätte Pilatus diesen Posten um nichts in der Welt um ein Leben im göttlichen Rom hergeben wollen. Nicht nur, dass man hier seine Taschen auf Kosten der Bevölkerung füllen konnte. Nein, darüber hinaus hatte er hier Möglichkeiten, von denen er in Rom nicht einmal träumen konnte. Seine Amtsbefugnisse gaben ihm Macht über Leben und Tod und nichts fühlte sich so gut an wie

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