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König der Seelen (Höllenfeuer) (German Edition)

König der Seelen (Höllenfeuer) (German Edition)

Titel: König der Seelen (Höllenfeuer) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Conrad
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geworden. Fassungslos blickten sie hinaus und bemühten sich, irgendetwas außerhalb des Busses zu erkennen.
    Plötzlich wurde der Bus von einem Schlag erschüttert. Bess schrie vor Schreck unwillkürlich auf und selbst Eleanor krallte sich unbewusst an Michaels Arm fest.
    Der Bus fuhr langsam weiter. Wenngleich der Fahrer auch nicht wusste, was da gegen den Bus geprallt war, so glaubte er sich doch sicher sein zu können, niemanden überfahren zu haben. Vermutlich war einfach ein großer Ast auf das Fahrzeug gefallen. Aber bei diesem Wetter auszusteigen, schien geradezu lebensmüde zu sein.
    Eleanor sah sich um. Außer ihnen Dreien und dem Fahrer saß noch ein halbes Dutzend weiterer Menschen im Bus. Sie alle wirkten beunruhigt, einige gar verängstigt.
    Ein erneuter Schlag ließ den Bus erbeben. Wieder schrien einige auf, auch Bess war unter ihnen. Eleanor blickte zu Michael auf, der verunsichert und verwirrt wirkte. Und dann sah sie es – ihr Blick fiel aus dem Fenster, und dort am Wegesrand, inmitten des rauschenden Regens, stand ein Engel.
    Das Wesen erstrahlte in einem warmen Licht, das in hartem Kontrast zu dem umgebenden Unwetter stand. Vollkommen ruhig stand es da, unbeeindruckt von Wind und Regen.
    Noch bevor Eleanor genauer hinsehen konnte, war der Bus vorbeigefahren und der Engel war hinter ihnen verschwunden. Eleanor fuhr herum, um durch das Heckfenster des Busses zurückzuschauen, doch die leuchtende Gestalt war bereits nicht mehr zu sehen. Verwirrt blickte Eleanor wieder nach vorn. Sie begann sich gerade zu fragen, ob sie sich alles nur eingebildet hatte, als ein erneuter Schlag den Bus so heftig traf, dass er erzitterte und jemand laut aufschrie.
    Ein Leuchten zog über den Bus hinweg und Eleanor wusste, dass es ein Engel war, der in diesem Augenblick über den Bus flog. Ein markerschütterndes Kreischen, wie von zerreißendem Metall, durchdrang den Raum und selbst Michael duckte sich jetzt instinktiv und sah sich verängstigt um. Eleanor wusste nicht, wie viel die anderen von dem mitbekamen, was sie selbst sah. Zumindest aber die Erschütterungen und die Geräusche konnten sie offenbar wahrnehmen.
    Derweil schien der Sturm außerhalb des Busses an Intensität noch weiter zuzunehmen. Jetzt zuckten auch vermehrt Blitze durch das graue Zwielicht und ohrenbetäubende Donnerschläge durchschlugen die Luft. Die Menschen im Bus duckten sich in die Sitze und hielten unwillkürlich die Luft an, wann immer sich die elektrischen Entladungen über ihren Köpfen austobten.
    Der Busfahrer indes ließ den Bus langsam durch das Inferno rollen, während die Scheibenwischer auf Hochtouren liefen und die Scheinwerfer nur mühsam durch das trübe Licht auf der Landstraße drangen. Jetzt stehenzubleiben wäre keinesfalls sicherer gewesen als vorsichtig weiterzufahren und damit aus der Gefahrenzone unter den Bäumen zu beiden Seiten der Straße hinauszukommen.
    Da war sie wieder – die leuchtende Engelsgestalt am rechten Straßenrand. Diesmal hatte sie die Flügel weit ausgebreitet und deutete auf den Bus, auf Eleanor. Ein eiskalter Schauer lief ihr über den Rücken. Jetzt hatte der Bus die Gestalt passiert und wieder versuchte Eleanor, den Blickkontakt zu halten. Sie sah, wie der Engel sich hinter ihnen in die Luft erhob. Seine Flügel peitschten den Regen und ließen die Abermillionen Tropfen wie Fontänen zu beiden Seiten spritzen. In wenigen Augenblicken hatte er den Bus eingeholt und flog nun neben ihm her.
    Vor Schreck hielt Eleanor die Luft an, als sie erkannte, mit wem sie es zu tun hatten: Dieser Engel musste Lilith sein!
    Noch nie hatte sie ein vergleichbares Wesen gesehen. Wie Lilith neben dem Bus her durch den Regen flog, wirkte atemberaubend. Sie war von kleiner, ja zierlicher Statur, mit einem schlanken und doch zugleich unfassbar weiblichen Körper, um den jede Frau sie beneidet hätte. Ihre offenen, langen Haare umspielten ihr Gesicht und ihren Körper in einer Weise, die alle physikalischen Regeln brach. Beinahe wirkte es, als schwimme sie unter Wasser und die Schwerkraft gelte nicht für sie. Am beeindruckendsten aber war ihr Gesicht – die großen, dunklen Augen beherrschten es vollkommen. Der kleine Mund wirkte sanft, verführerisch und doch stark und unnachgiebig. Sie blickte durch die Scheibe und fixierte Eleanor, die mit offenem Mund zurückstarrte und keinen klaren Gedanken zu fassen vermochte. In diesem Augenblick fühlte sie sich wie ein Goldfisch, der furchtsam durch das Glas seines

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